Der Dezember: Weihemond, perchtig und sonnenwendig
Kalt soll er sein, Schnee soll er bringen und ansonsten sorgt er für den Kehraus am Jahresende – der Dezember. Bei uns der zwölfte Monat, in frührömischen Zeiten der zehnte, und der Monat, an dessen Ende die Sonne versinkt um aus der Dunkelheit neu wiedergeboren zu werden.
Die dunkelste Jahreszeit bringt zwar nicht immer den erhofften Schnee, aber dafür Weihnachtshektik in den Geschäften, was halt so gar nicht zur Jahreskreisenergie passt. Denn wenn es nach der geht, regiert im Dezember die ruhigste, stillste Zeit des Jahres, wo man sich nach innen wendet und nicht im Außen herumhecktelt. Früher war das auch so, heute reduziert sich diese naturbedingte Ruhe auf die Stille Nacht, die aus den Lautsprechern plärrt.
Schade, denn der Dezember hat viele Schätze für uns, wie man hier nachlesen kann.
Inhaltsübersicht
Der Name
Mit dem September hat es begonnen, das eher simple Durchnummerieren der Monate, was auf die römische Zeit zurückgeht und nach dem August kaum noch kreative Namen brachte. Wobei das Durchzählen ja nicht so schlimm wäre, wenn die Zahlen wenigsten stimmen würden. Doch wie schon beim September, Oktober und November zuvor, hat auch der letzte Monat im Jahr einen Namen, der nicht zu seiner Reihung passt. Decem bezieht sich auf zehn. Bis zum Jahr 153 v. Chr. war das auch soweit ok, aber dann überarbeitete man den nun schon nicht mehr stimmigen Kalender, verschob den Jahresbeginn auf Januar und damit kam es zu der nun nicht mehr logischen Namensfolge.
Versuche, den Dezember umzubenennen gab es wenige. Vermutlich weil das auch schon bei seinen Vorgängern nicht so funktionierte. Lediglich unter Kaiser Commodus wurde der Dezember als Exsuperatorius umbenannt. Aber nach dem Tod des Kaisers ging man wieder auf den alten Namen zurück.
Wesentlich treffender sind hier die alten Bezeichnungen, die in unserer Region genutzt wurden:
Julmond, Christmond, Heiligenmond
Der Julmond bezieht sich auf das Julfest, das Fest der Wintersonnenwende, und ist vermutlich eine der ältesten Bezeichnungen. Christmond ist die christliche Version davon und deutlich jünger, ebenso wie Heiligenmond oder Heilmond, da am Ende ja die Weihnacht steht, zu der lt. Liturgie „Christus das Heil“ bringt.
Dustermond & Wolfsmond
Diese beiden Bezeichnungen sprechen für sich – der Dustermond bezieht sich auf die Finsternis der kürzesten Tage. Der Wolfsmond, der je nach Region auch gerne für den Jänner oder Februar verwendet wird, geht entweder auf das nun zu hörende Wolfsgeheul zurück oder, je nach Quelle der man glauben mag, darauf, dass der große Wolf die Sonne verschlingt.
Weihemond oder Wihimanoth
Auch hier geht es im Namen um die Weihnachtszeit, die im Dezember liegt. Wihimanoth ist die ältere Version, Weihemond die jüngere.
GöttInnen & Heilige im Dezember
Der Dezember hat seinen alten Namen „Weihemonat“ wirklich verdient, denn in seine Zeit fallen zahlreiche Feste vieler Kulturen und Religionen. Und dann ist da natürlich noch die Wintersonnenwende, die seit jeher ein wichtiger Wendepunkt im Jahreslauf ist.
Bei den Römern wurden um diese Zeit die Saturnalien gefeiert, Festtage zu Ehren des Gottes Saturn, der als der Herrscher des uralten goldenen Zeitalters galt.
Bei den Germanen feierte man das Julfest, eines der wichtigsten Feiern im Jahreskreis. Man entzündete, wie zur Sommersonnenwende auch, große Feuer und brachte Opfer dar. Hier fußt auch der Brauch der Sonnenräder, die in manchen Regionen noch heute als feurige Kreise ins Tal gerollt werden. Der Brauch, dass in dieser Zeit die Arbeit ruhen soll, geht gleichfalls auf diese Feier zurück, denn auch die Germanen hielten Ruhe in diesen Tagen.
Spannend ist auch, dass das christliche Kirchenjahr ähnlich wie das keltischen im November endet. Bei den Kelten war Samhain das Neujahrsfest. Im Kirchenzyklus beginnt das neue Jahr am ersten Adventsonntag, der entweder Ende November oder Anfang Dezember ist.
Infos über die Göttinnen und Heiligen dieser Zeit, wie die Percht, Lucia, Barbare und den Hlg. Thomas. findest du im ersten Teil der vierteiligen Serie Wintersonnenwende & Weihnachten: Geschichte & Ursprung.
Hlg. Nikolaus
Sein Feiertag ist am 6.12., einen Tag vorher steht Krampus im Kalender und meist treten die beiden gemeinsam auf. Der eine, damit die Schlimmen gemaßregelt, der andere, damit die Braven gelobt werden. Heutzutage wird intensiv betont, dass der Krampus kein Erziehungsmittel ist und in vielen Gegenden wird der Brauch, dass der Nikolaus zu den Kindern kommt, jedes Jahr aufs neue intensiv diskutiert.
Aber jedes Jahr finden sich dennoch die roten Geschenksackerl, wahlweise mit einem Nikolo oder einem Krampus versehen, bei den braven und weniger braven großen und kleine Kindern ein. Ich vermute, dass dies mehr mit dem Konsumverhalten unserer Gesellschaft zu tun hat, was zumindest in Ansätzen dafür sorgt, dass manche Bräuche nicht aussterben.
Der Krampus kann als Überbleibsel der wilden Jagd der Percht gelten. Der Nikolaus hingegen ist die maskuline und christliche Antwort auf die alte Lichtgestalt der Höllerin.
Der hlg. Nikolaus lebte ca. 300 n. Chr. in Myra, das damals teils zum römischen und teils zum byzantinischen Reich gehörte. Der Name Nikolaus bedeutet übrigens „Siegreicher des Volkes“ … und wenn man den Sieg als etwas Helles, Glänzendes sieht, dann hat man ein weiteres Indiz auf die alten Percht-Geschichten.
Viel weiß man nicht über den heiligen Mann und wenig davon ist belegt. Die meisten Erzählungen wurden hunderte Jahre später nieder geschrieben. Eine davon besagt, dass der junge Nikolaus von seinem Onkel zum Priester geweiht wurde und dann als Abt in der Nähe von Myra tätig war. Er wurde wie viele anderen während der Christenverfolgung im Jahr 310 gefangen und gefoltert.
Berichtet wird auch von seinen Almosen, die er gern und viel unter den Bedürftigen verteilte. Unter anderem sein ganzes Vermögen. Aus diesem Umfeld sind auch zahlreiche Legenden bekannt, wo Nikolaus als wohltätiger Spender Menschen in Not geholfen hat – meist unerkannt. So warf er einem armen Mann, der seine drei Töchter mangels Mitgift nicht verheiraten konnte, des Nachts drei Goldkügelchen in die Stube. Daraus dürfte sich die in unsere Breiten geläufige vorweihnachtliche Geschenkaktion in Kooperation mit dem Krampus entwickelt haben. In Amerika wirkt er als Santa Claus zu Weihnachten und beschenkt die braven Kinder (und andere ;) indem er seine Geschenke durch den Kamin bringt. Bei uns war er im Biedermeier (1815-1848) noch als Geschenkebringer bei den Christbaumfeier unterwegs. Im Lauf der Zeit hat er sein Wirken auf den 6. Dezember zurückgezogen und dem lichtvollen Christkind das Weihnachtsfest überlassen.
Der hlg. Nikolaus ist speziell in den slawischen Ländern ein sehr beliebter Schutzpatron. Weiters gilt er auch als Schutzheiliger der Seefahre, Schiffer, Kaufleute, Rechtanwälte, Bäcker, Apotheker, Schneider und Fuhrleute. Außerdem hilft er gern den Studenten und Schülern, sowie Pilgern und Reisenden. Interessanterweise gilt er auch als Heiliger der Diebe und Gefängniswärter, ebenso wie der Prostituierten und aller Gefangener. Und natürlich ist er der Schutzpatron der Kinder, was zum eingangs erwähnten Brauchtum passt.
Mariä Empfängnis
In heutiger Zeit müsste dieser Feiertag eigentlich Mariä Einkaufswahnsinn heißen. Seit der Freigabe des Feiertags für den Handel trifft man sich alle Jahre wieder zum Stau vor den Einkaufszentren. Eine besondere Herausforderung in der „stillsten Zeit“ des Jahres. Erfreulich ist, dass sich Jahr für Jahr mehr Geschäfte finden, die am 8.12. nicht offen haben. Was – um es ehrlich zu sagen – weniger mit einem bewussten Ausstieg aus dem Konsum-Mainstream zu tun hat, denn mit der simplen Tatsache, dass sich ein Offen halten auf Grund der höheren Lohnzusätze für die Angestellten nicht rechnet.
Ursprünglich wird am 8. Dezember die Empfängnis Marias gefeiert – nicht die, wo sie Jesus mit Hilfe eines Engels offenbart bekommen hat, sondern die, wo ihre Mutter (Anna) Maria empfangen hat. Exakt neun Monate später ist dann Maria Geburt.
In manchen Quellen wird auch Marias eigene Geburt bzw. Empfängnis als unbefleckt dargestellt. Und wenn man den Grundregeln der Parthenogenese folgt, dann ist es in diesem Fall zumindest vom Geschlecht her stimmig. Denn bei der sog. Jungfernzeugung handelt es sich um eine eingeschlechtliche Fortpflanzung, bei der Weibchen wiederum Weibchen hervorbringen, in Form von Klonen, alles ohne Zutun männlicher Geschlechtspartner.
Maria wäre demnach ein biologischer Klon ihrer Mutter Anna und Jesus müsste dann ein solcher seiner eigenen Mutter sein – aber da Jesus männlich war, gibt es rein biologisch ein wissenschaftliches Problem.
In Glaubensdingen ist das kein Problem, speziell da bei Mariä Empfängnis weniger die Mutter, denn die Tochter geehrt wird.
… was meiner Meinung nach nicht wirklich fair ist, denn ohne Oma Anna und ihr Tun gäbe es auch keinen Enkel Jesus. Die Ahnen zu ehren ist immer ein gutes Zeichen. Aber ok, ich habe die Geschichte nicht geschrieben.
Mariä Empfängnis gilt als Hochfest, es hat also glaubensbezogen eine besondere Bedeutung. In Österreich ist der 8. Dezember seit dem Jahr 1647 ein Feiertag. Damals hat Kaiser Ferdinand III. Maria als Dank für ihre Unterstützung zur Schutzheiligen von Österreich erhoben. Sämtliche ihrer Feiertage hatten und haben seither eine besondere Bedeutung. Während der deutschen Herrschaft und im 2. Weltkrieg war der Feiertag ausgesetzt, ab 1955 war er wieder aktiv.
Im Jahr 1995 hat man ihn dann für den Handel geöffnet und für eine seit damals anhaltende Diskussion gesorgt, ob man diesen Feiertag noch braucht oder ob man nicht ohnehin genug freie Tage hat und überhaupt und ausserdem …
Es soll hier jeder für sich entscheiden, ob der 8.12. ein freier Tag ist oder ob man da arbeitet. Wer sich von der Jahreskreisenergie leiten lässt, der weiß und spürt, dass ein Tag in Ruhe und ohne Trubel verbracht den inneren Umsatz an Freude und Erholung wesentlich mehr ankurbelt, als ein Tag an den Einkaufskassen mit tausenden anderen. Einfach ausprobieren und reinspüren. Und ein bisschen an die brave Oma Anna denken oder an die eigenen Vorfahren, denen man sein Dasein verdankt. Vielleicht wächst dann ein neuer, griffigerer Feiertagsbezug zu diesem umstrittenen Tag.
Wintersonnenwende, Advent und Weihnachten
Zu diesem Jahreskreisfest gibt es eine eigene, sehr ausführliche vierteilige Serie: Wintersonnenwende & Weihnachten. Da findest du eine große Infosammlung über Geschichte & Ursprung, die Jahreskreisenergie, Brauchtum & Symbole, sowie Ideen für Ritualgestaltung alleine oder in Gruppen.
Bauernregeln im Dezember
Für den Dezember gilt: Je kälter und schneereicher, desto besser. Hauptsache, es ist nicht warm, denn das wäre für das kommende Erntejahr gar nicht gut. Rund um die Weihnachtszeit gibt es allerdings auch das Wetterphänomen des sog. Weihnachtstauwetters – eine sog. Singularität, die in sieben von zehn Jahren auftritt.
Die allgemeinen Dezember-Bauernregeln:
- Im Dezember sollen Eisblumen blüh’n, Weihnachten sei nur am Tische grün.
- Ein dunkler Dezember deutet auf ein gutes Jahr, ein nasser macht es unfruchtbar.
- Fließt im Dezember noch der Birken Saft, dann wird’s ein Winter ohne Kraft.
- Dezember veränderlich und lind, ist der ganze Winter ein Kind.
… und hier die Regeln für die einzelnen Lostage:
- 04.12.:
- Nach Barbara geht’s frosten an, kommt’s früher, ist nicht wohlgetan
- Barbara im weißen Kleid, verkündet gute Sommerzeit.
- 06.12.: Regnet’s an St. Nikolaus, wird der Winter streng und graus.
- 08.12.: Zu Mariä Empfängnis Regen, bringt dem Heu keinen Segen.
- 13.12.: Wenn zu Lucia die Gans geht im Dreck, so geht sie am Christtag auf Eis.
- 17.12.: St. Lazarus nackt und bar, macht einen linden Februar.
- 24.12.:
- Ein grüner Christtag, ein weißer Ostertag.
- Wer sein Holz um Christmett fällt, dem sein Haus wohl zehnfach hält.
- Ist’s Heiligabend hell und klar, folgt ein höchst fruchtbares Jahr.
- 26.12.: Windstill muss St. Stephan sein, soll der nächste Wein gedeih’n.
- 27.12.: Hat der Evangelist Johannes Eis, dann macht es auch der Täufer heiß.
- 28.12.: Habens die unschuldigen Kindlein kalt, so weicht der Frost noch nicht so bald.
- 29.12.: Wie das Wetter heute, so ist es im Mai.
- 31.12.: Silvester Wind und warme Sunnen, wirft jede Hoffnung in den Brunnen.
Anderes, Ergänzendes & Besserwisserisches rund um den Dezember
- Der kürzeste Tag des Jahres, der 21. Dezember, hat bei uns meist nur 7 bis 9 Stunden Licht, je nachdem wie weit im Norden man wohnt.
- Der Dezember beginnt immer mit demselben Wochentag wie der September.
- Ist der 29., 30. oder 31. Dezember ein Montag, werden die Tage ab Montag der ersten Kalenderwoche des Folgejahres zugerechnet. In diesem Fall endet die letzte Kalenderwoche des Jahres nach der DIN-Norm mit dem letzten Sonntag des Dezembers. Ein solches Jahr hat dann immer 52 Kalenderwochen.