Der April: Launig, lustig, knospend wandelnd
Launisch, chaotisch, unberechenbar – er weiß nicht, was er will, der April. Dabei meint er es nur gut und will uns mit seinen Spompanadeln einfach nur fit für den Sommer machen. Die wenigsten aber schätzen die kalt-warme Wetterkneippkur, die einem da zwangsverordnet wird. Sonne, Wind, Schnee, Regen, kalt, warm, trocken, nass wechseln mitunter stündlich – wenn es ein richtiger April ist und ich hoffe jedes Jahr, dass er so ist. Denn nichts macht munterer, rüttelt den Rest von Frühjahrsmüdigkeit aus Körper und Gemüt, sorgt für Abhärtung und trainiert den Kreislauf.
Der März küsst uns langsam wach, aber der April schmeißt uns endgültig aus dem Winterruhebett. Dieses ungeregelte Chaos, die Nullplanung und die Unordnung, die das alles mit sich bringt, fordert ganz schön, aber: Wir brauchen das, jedes Jahr aufs Neue.
Der April ist der Anarchist im Monatskreis, die Dramaqueen im Jahresrad. Er hält sich an keine Regeln, erfindet sich dreimal am Tag neu und das ist gut so. Wenn wir immer durchstrukturiert und zugeplant durchs Leben hatschen würden, wäre das Dasein eine öde Organisationswüste. Woher kämen die kreativen Ideen, wenn nicht das Chaos uns zum (Um)Denken auffordern würde? Wer würde noch neue Wege probieren wollen, wenn nicht die alten zu schlammig zum Gehen sind? Ein fader April bringt einen mühsamen Sommer mit sich und wenn der Sommer mühsam ist, dann wird der Herbst traurig. Darum soll der April ruhig kalt-warm-bunt wettern, er darf das, und wir sollten ihm dankbar dafür sein. Die Natur freut sich jedenfalls und dankt es mit einem intensiven Wachstumsschub. Alles grünt, blüht, wächst in einem gewaltigen Kraftausbruch. Wunderschön zu sehen, gut zu spürbar und mit ein Grund, warum der April so heißt, wie er heißt.
Inhaltsübersicht
Der Name
Den Namen April verdankt dieser lustig-launischer Monat den alten Römern – wie jeder Monatsname in unserem heutigen Kalender. April kommt vermutlich von „aperire„, das bedeutet „öffnen„, im römischen Kalender stand demzufolge Aprilis. Wie schon bei den letzten Monaten (Jänner, Ferbuar, März) nachzulesen, gab es vor vielen hundert Jahren eine Verschiebung der Monate, da der Sonnenlauf nicht mehr passte. Davor war der April der zweite Monat im römischen Kalender, mit 29 Tagen, seither ist er der vierte im Jahresrad, mit 30 Tagen.
Rein wettertechnisch passt die Deutung April = der Öffnende perfekt, auch was den Naturzyklus betrifft. Der April öffnet Natur und Menschen. Mit seiner Kneippkur prüft er die im März entstandenden Knospen auf ihre Alltwettertauglichkeit und wenn sie halten, dann lässt er sie wild wachsen. Er öffnet die Erde, entstaubt die Gedanken, bringt dringend benötigten Regen für die wachstumswilligen Pflanzen, härtet ab und aktiviert das Imunsystem.
Eine andere Deutung leitet den Namen April von Aphrodite her, was nicht so ganz zu den lateinischen Namen des (römischen) Kalenders passt. Zwar sind die ersten Monate des Jahres nach Göttern benannt, doch bei den Römern hieß die griechische Aphrodite ja Venus. Insofern passt diese Deutung nicht ganz – vom Namen her. Rein energetisch ist Aphrodite aber die passende Göttin für den April, denn nun hat die Liebe Hochkonjunktur und die Gefühle toben mit den Aprilstürmen um die Wette, bei Mensch und Tier.
Eine dritte Deutungsrichtung sieht im April den Sonnigen – denn sonnig heißt auf Latein apricus. Das passt zumindest fallweise, wenn der Wetterwechselnde seine hellen Seiten scheinen lässt.
Im Laufe der Zeit hat auch der April kurz seinen Namen gewechselt: Zu Zeiten Kaiser Neros hieß der vierte Monat Neroneus. Bei Kaiser Commodus, der ja schon den März umbenannte, hieß der April dann Pius – das war einer von Kaiser Commodus´ vielen anderen Namen. Beide Bezeichnungen lebten nur solange, als ihre Namenspaten regierten. Nach deren Tod ging man wieder zum alten System zurück.
Ostermond, Launing, Wandelmonat, Grasmonat
Ostermond, oder älter Ostarmanoth, wurde der April in früheren Zeiten genannt, weil Ostern naturgemäß meist in seinen Zeitraum fällt. Als Namenspatron tritt in diesem Fall Kaiser Karl der Große auf, der den April als Ostermond in die Kalender eintragen ließ.
Launing, ein weiterer Name für den bunten Monat, sagt auch einiges über sein Verhalten aus und charakterisiert diese Jahreszeit sinngemäß. Das Wort „Laune“ stammt übrigens vom lateinischen „Luna“ ab – was Mond bedeutet. Da dieser dauernd seine Gestalt ändert und gerne für Stimmungsschwankungen verantwortlich gemacht wird, wurde das Wort in leicht abgewandelter Form zum Synonym für rasch wandelnde – launische – Zustände. Spannend ist hier der Mond-Zusammenhang mit dem christlichen Osterfest, dass ja am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird – meist im luna-launischen Ostermond.
Seltener als Launing und Ostermond sind die Bezeichnungen Grasmond und Wandelmond. Letzteres bezieht sich auf die schon beschriebenen Wetterkapriolen. Ersteres darauf, dass nun das Gras aus dem Boden schießt. Eine wichtige Tatsache, dann nach den kargen Wintermonaten war (und ist) das erste Gras für die Nutztiere eine willlkommen Futterquelle und eine wichtige Nahrungsbasis für das kommende Jahr.
Göttinnen & Heilige im April
Die Natur sprüht nun vor lauter Lebenskraft und Wachstumsfreude und die, denen man dafür in früheren Zeiten dankte, waren die Göttinnen und Götter, die für die Liebe und Fruchtbarkeit zuständig waren: Aphrodite, Venus, Flora, Inanna in ihrer Form als Mondgöttin, Freya und Freyr, Belenus, Cernunnos …
Wer im April noch Hochsaison hat, sind natürlich die Hexen. Denn zu Monatsende, am 30. April, ist ja Walpurgisnacht – Beltane, wie es auch genannt wird. Wie sein Gegenüber im Jahreskreis Samhain, gilt Beltane als Hexenfest und regt seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen an.
Aphrodite – Venus
Aphrodite ist in heutiger Zeit die bekannteste Liebesgöttin. In ihrer römischen Version als Venus ist sie sogar eine wissenschaftliche Standardbezeichnung. Denn jede neolithische Figur, die man bei Ausgrabungen findet, erhält automatisch den Namen „Venus“ und als unterscheidendes, ergänzendes Merkmal die Ortsbezeichung mit einem „von“ angehängt. Berühmtestes Beispiel ist hier die Venus von Willendorf. Interessant in diesem Zusammenhang ist ja die Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Frauenfiguren, weder Aphrodite noch Venus als solche benannt oder bekannt waren. Dennoch: Ist eine Figurine sehr alt und annähernd weiblich, dann ist es zukünftig eine „Venus von …“ .
Aphrodite ist zum einen die Göttin der Liebe, der Schönheit und der ewigen Jugend. Andererseits steht sie auch in Verbindung mit dem Tod und der Wiedergeburt von Natur und Mensch – die ideale Frühlingsgöttin. Mancherorts hatte sie auch das Spektrum einer Kriegsgöttin, was einen interessanten Spannungsbogen zum Liebesthema aufweist. Aber wer hat je behauptet, dass es in der Liebe immer friedlich zugeht?
Aphrodite ist die Schaumgeborene und als ihr Geburtsort gilt das Meer vor Zypern. Die Geschichte ihrer Geburt klingt dramatisch, wie alle Geschichten in den griechischen Götter und Heldensagen. Wie Homer erzählt, ist Aphrodite die Tochter des Uranus, der von seinem Sohn, dem Titanen Kronos getötet wurde. Kronos warf die Geschlechtsteile seines Vaters ins Meer, was zur Zeugung von Aphrodite führte.
Im Olymp ist Aphrodite mit Hephaistos verheiratet – aber eigentlich liebt sie Ares, den Gott des Krieges … und insofern ist auch interessant, dass der März (der nach Mars, dem römischen Kriegsgott, benannt ist), dem April, der vielleicht auf Aphrodites Namen beruht, vorangeht. Zumindest sind sie so im Kalender nahe beieinander.
Ein weiterer Aspekt der Aphrodite ist die Magie – mit ihren „Waffen“ (einem Gürtel, einer Muschel und einem Spiegel) verzaubert sie alle. Als magische Frau passt sie gut in diesen wilden, wendigen Monat. Sie ließ sich nicht binden, ihre Liebschaften sind unzählbar, und jeder kennt die Geschichte Trojas, die auf ihrem Wettstreit mit Hera und Pallas Athene beruht. Sie wurde von Paris zur schönsten der drei Göttinnen gekürt, in weiterer Folge gab´s dann jahrelangen Krieg.
Aphrodite wird in den Geschichten als Mutter des Äneas genannt, der den trojanischen Krieg überlebte und zu den mythischen Stammvätern Roms gezählt wird. Sein Sohn, Aphrodites Enkel, gründete das Geschlecht der Julier, dem Julius Cäsar entstammte.
Wer sich abseits der Geschichten Homers umsieht, der entdeckt noch weit interessantere Aspekte der Göttin Aphrodite. Ihr Mythos beruht auf einer wesentlich älteren Göttin, mit der sie im Lauf der Zeit verschmolzen ist: Astarte, die aus Kleinasien kommt und dort als Mutter- und Schöpfungsgöttin verehrt wurde. Aus Astarte wurde später Ostara und hier sind wir dann namensähnlich bei unserem Ostern, das meist im April gefeiert wird.
Über Ostern – Ostara habe ich schon im März-Beitrag und in diesem Artikel geschrieben: Ostara – Ostern: Frühlings Tag & Nachtgleiche.
Im Lauf der Zeit und durch Homers eher einseitige Schilderung hat Aphrodite viel von ihrer ursprünglichen Bedeutung verloren, was schade ist. Ich finde, sie passt ganz ausgezeichnet in den April, der so wild, unberechenbar, kriegerisch und gleichzeitig so herzensfröhlich, liebestoll und lebendig ist.
Mein Kurzform der Eigenschaften von Aphrodite decken sich mit einem Zitat von Astrid Lindgren, der Autorin von Pippi Langstrumpf, dass man auch gut als Motto für den April verwenden kann:
„Lass dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!“
Eine andere, etwas erdigere Beschreibung über den April trifft es aber auch ganz gut:
„Bald trüb und rauh, bald licht und mild, April – des Menschen Ebenbild. „
Die Hlg. Walpurga & ihre Nacht – eine Beltane-Notlösung?
Eine kleine Geschichte, die so oder so ähnlich gelaufen sein könnte:
Die alten, heidnischen Bräuche ließen sich nicht so leicht ausrotten, zu tief war und ist der Jahreskreis mit seinen acht Festen in der Geschichte und im Leben der Menschen verankert. So sehr die neue Religion und die ihr verbundenen weltlichen Machthaber auch auf andere Götter, pardon: auf den neuen und einzigen Gott und die ihm gebührenden Riten hinwiesen – die Menschen gingen dennoch zu ihren alten Kultstätten, feierten die alten Rituale und baten die alten, überlieferten Götter und Göttinnen um Beistand. Zusätzlich zu dem neuen, denn sicher ist sicher.
Also griff man zu einer List, heute nennt man das Propaganda. Was man nicht assimilieren konnte, dass wurde schlecht geredet. Und so geschah es, dass einige der alten Feste im neuen Gewand weitergefeiert wurden, Weihnachten und Ostern zum Beispiel. Andere hingegen galten als verrufen, dort wurde angeblich „dem Bösen“ gehuldigt, wer sich darauf einließ, der verlor sein Seelenheil (und oft auch sein Leben). Mit den Kultplätzen ging es ähnlich zu: was sich praktisch umbauen ließ, wurde verwendet. Der Rest war des Teufels und die, die weiter dort hin gingen, genauso.
Die Strategie ging auf – mit ein paar Hindernissen, die nachjustiert wurden. So gelangte unter anderem Maria in den christlichen Anbetungsparthenon, der ja ursprünglich dreifach männlich besetzt war. Aber die alte Mutter-Erde-Göttin gab sich nicht so leicht geschlagen und so wurde Maria als ihr Substitut eingesetzt. Mit manchen der nicht übernommenen Feste gab es jedoch weiterhin Probleme, die Bräuche waren nicht auszurotten. Also positionierte man im Lauf der Zeit Heilige, deren Verehrung das alte Fest überschatten sollte. So wurde unter anderem aus Beltane, dem wilden Frühlingsfest, im Lauf der Zeit das Fest der heiligen Walpurga.
Dummerweise waren die Bräuche rund um dieses lebensfrohe Fest ein wenig … nun ja, unheilig. Da wurde der Lust gefrönt, das Leben in seiner lebendigste Form gefeiert und es gab allerhand unsagbar unchristliche Rituale, die dazu dienten, die Fruchtbarkeit des Landes in vielerlei Arten zu motivieren. So standfest und tough die gute Walpurga auch war, diese Bräuche konnte sie nicht übernehmen und dem christlichen Glauben unterordnen.
Es muss ein gar langes Ringen gewesen sein. Hier die wilden, alten Bräuche, die keinen Dom und keine Kirche brauchten – nur die Lebensfreude der Menschen. Da die heilige Walpurga, die allerlei Wunder wirken konnte und laut ihrer Geschichte mit beiden Beinen fest auf der Erde stand, ein Männerkloster und eins für Weiber leitete und auch sonst eine sehr intensive Lebensgeschichte aufwies.
… wie mag diese Geschichte wohl weitergegangen sein?
Die obigen Zeilen sind ein paar Gedankenspielereien, nahe an der überlieferten Wahrheit entlang. Den weiteren Verlauf mag sich jeder anhand der überlieferten Fakten zusammendenken.
Die Hlg. Walpurga war, wenn man ihrer Biographie glauben darf, eine „gstandene“ Person, die wusste, wo man anpacken musste und wie man Menschen motiviert. Sie leitete nach dem Tod ihres Bruders das Männerkloster in Heidenheim und kurz darauf auch ein Frauenkloster, was sie in kurzer Zeit zu einer der mächtigsten Frauen ihrer Zeit im damaligen Europa machte. Das war um 760 n. Chr., zu einer Zeit, als die Christianisierung gerade richtig begann.
Walpurgas Sterbedatum ist nicht überliefert, es soll um 779-780 n. Chr. gewesen sein. Heilig gesprochen wurde sie bereits knapp 100 Jahre später, am 1. Mai 870. Damit begann ihr postmortaler Siegeszug, denn die kirchliche Propaganda setzte die zu Lebzeiten rührige und wohltätige Frau nach ihrem Tod sehr wohlgefällig in Szene. Es wurden zahlreiche Klöster in ihrem Namen gegründet, sie wird als Nothelferin angerufen und ist speziell in Deutschland eine beliebte Schutzpatronin. Es gibt unzählige Wallfahrtsorte, Kapellen und auch Krankenhäuser, die unter ihrem Schutz standen (und stehen).
Seit dem Jahr 1042 vollzieht sich bei ihrem Reliquienschrein alljährlich ein Wunder: in der Zeit von Oktober bis Ende Februar tritt hier eine Flüssigkeit zutage, das sog. Walpurgisöl. Man kann es in Fläschchen abgefüllt erwerben und es hilft „gegen alle Gefahren des Leibes und der Seele“.
Zeitgleich mit dem Aufbau von Walpurgas Wirkungsraum vollzieht sich eine gesellschaftliche Wendung zu dem hin, was wir heute das finstere Mittelalter nennen. Die Gründe für die Düsternis sind vielzählig: Seuchen und Umweltkatastrophen, Kriege und Angst allenthalben – es mussten rasch Schuldige gesucht werden, die man für die Qual verantwortlich machen konnte. Und so entdeckte man die Hexen.
Laut Wikipedia:
Das Hexenbild des späten Mittelalters sowie das der frühen Neuzeit war eine Konstruktion von Intellektuellen, die volkstümliche Zaubereitraditionen und -merkmale mit der Lehre vom Teufelspakt verband und zusammen mit den Straftatbeständen der Apostasie und der Häresie als „Superverbrechen“ verfolgte.
Das war sehr praktisch, denn einerseits hatte man nun die ultimativ an allem Schuldigen und andererseits konnte man sich so störender QuerdenkerInnen entledigen, die mit ihrem überlieferten Wissen der herrschenden Glaubenslehre viel zu oft in die Quere kamen.
Die Hexen selbst gab es davor in dieser Form nicht – wohl gab es weise Frauen, zauberkundige Weiber, Priesterinnen und andere, die Fähigkeiten und Wissen hatten, die über die des normalen Menschen der damaligen Zeit hinausgingen. Der Begriff Hexe erscheint erstmals Ende des 13., Anfang des 14. Jahrhunderts. In Gerichtsakten aus Luzern steht, dass man 1419 einem Mann den Prozess wegen „Hexereye“ machte. Etwas früher findet man in einem Schaffhausener Rechnungsbuch Hinweise über einen „Hegsen Brand„. Der unrühmlich berühmte Hexenhammer – Malleus Maleficarum – wird im Jahr 1486 veröffentlicht und dank des eben entwickelten Buchdrucks wird er rasch zur Inspiration der Inquisition und steuert die Rechtssprechung in Sachen „Hexerei“.
Die Geschichte der Hexenverbrennungen ist bekannt, die Zahl ihrer Opfer für damalige Zeit enorm: ca. 60.000 Todesopfer … Frauen, Männer, Kinder, Reiche, Arme, Alte, Junge … und wer hier Wissensbedarf hat, der möge einfach mal googlen. Wichtig zu erwähnen: es gibt auch in heutiger Zeit nach wie vor Hexenverfolgungen, z. B. in Lateinamerika, Südostasien und vor allem in Afrika.
In Europa hat sich der Begriff Hexe seit dieser Zeit zu einem Synonym für die wilde, weise, nicht angepasste, vielleicht verrückte, aber auf jedenfall außerhalb der Gesellschaft stehende Frau entwickelt. Für die einen ein Schimpfwort, für die anderen etwas, vor dem man sich gruselt, und für viele eine Ehrenbezeugung, zu der sie wortgewandt stehen. Aus dem schmerzhaften Versuch, die weisen Frauen zu verteufeln, auszurotten und zu stigmatisieren hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine Hexenbewegung entwickelt, die teilweise zu einer eigenen Religion wurden (Wicca).
Und Beltane?
Das fünfte Fest im Jahreskreis ist ein wildes, wunderbares, fröhliches Frühlingsfest, dass rund um den 30. April am besten in der Natur gefeiert wird. Es hat überlebt und feiert seit vielen Jahren als Walpurgisnacht ein Revival. Auch wenn es diese Nacht ursprünglich gar nicht gab, sie sich erst aus der brennenden Verfolgung heraus entwickelt hat und von J.W. v. Goethe im Jahr 1799 als Ballade gedichtet wurde – die Walpurgisnacht ist ein Fest, dass sich ebenso wie der Begriff der Hexen aus einer schmerzhaften Zeit heraus entwickelt hat. Es zu feiern kann (und sollte) auch eine Erinnerung und Huldigung an die sein, aus deren Asche dieses Fest entstanden ist.
Walpurgas Gedenken ist dann am 1. Mai, da kann man dann sanft diese gute, weise Frau huldigen. Doch die Nacht davor gehört dem Leben und der damit verbundenen Natur, genauso wie den Geistern und der Erinnerung.
Narrentag, Kuckuckstag, Walpurgisnacht und weitere wichtige Tage im April
1. April – Narrentag
Der April beginnt damit, dass man in ihn geschickt wird. Am ersten Tag des wilden Monats muss man sehr gut aufpassen, denn allenthalben warten Scherzchen und Falschmeldungen. Dieser Brauch gilt seit dem 16. Jahrhundert als belegt, vermutlich gab es ihn aber schon früher.
Der Brauch, dass Menschen per Falschmeldung in den April geschickt werden, ist ein weltweiter. Die Bezeichnungen für diejenigen, die auf eine Lüge hereingefallen sind gehen von April-Esel, –Ochs, –Affe und Shakespeare schrieb über den April fool.
Als Hintergrund für den Tag, an dem das Lügen quasi autorisiert wurde, gibt es zwei Legenden: Einerseits soll Luzifer am 1. April aus dem Himmel verstoßen worden sein. Eine andere Legende meint, dass sich Judas Ischariot, der Jesus verraten hat, am 1. April aufgehängt hat. Beides würde diesen Narrentag zu einem Unglückstag stempeln, was er sich meiner Meinung nach nicht verdient hat.
Hübscher finde ich die Vermutung, dass damit an das Fest der Venus erinnert werden soll, dass im alten Rom am 1. April gefeiert wurde, mit Orgien, Scherzen und anderen Lustbarkeiten. Was das dann allerdings mit den Lügenmärchen zu tun hat, ist mir ein mystisches Rätsel.
Kombiniert man die drei Möglichkeiten allerdings, dann zeigt sich ein fast schon klassisches Prozedere, dass viele heidnische Rituale, Feste und Kultstätten erfahren durften: entweder wurden sie in den christlichen Glauben eingefügt (verheiligt), oder sie wurden verteufelt und schlecht geredet. Die Wahrheit über den 1. April wird vermutlich irgendwo dazwischen liegen.
Meine persönliche Vermutung: Durch die falschen Infos soll der Verstand geweckt und die Intuition wachgeküsst werden. Wer drauf reinfällt, schläft noch in der Pendeluhr und ist noch nicht ganz munter, nicht fit für die Herausforderungen, die das Leben so mit sich bringt. Insofern sind die Lügengeschichten ein spannendes Mentaltraining.
Das man generell nicht immer alles ungefragt glaubt, was da von anderen so behauptet, geschrieben und verbreitet wird, ist eine Fähigkeit, die wir in heutiger Zeit, wo jeder alles sagen kann, ohne es beweisen zu müssen, sehr dringend brauchen.
Ein Zitat, das alt ist, aber auch sehr gut in unsere vernetzte, internette Social-Media-Welt passt:
„Im April, da macht jeder, was er will“
… und fordert damit die anderen zum Selberdenken und Besinnen auf.
Der Kuckuckstag
Mitte April sollte er mit seinen Rufen beginnen, der Kuckuck:
Tiburtius (14. April) kommt mit Sang und Schall, er bringt uns Kuckuck und Nachtigall
Der Kuckuck überwintert in Afrika und kehrt Mitte April wieder zu uns zurück. Wer sein Rufen hört, sollte sein Geldbörse festhalten – sagen die einen. Andere meinen, dass man damit scheppern soll, denn dann wird das Geld übers Jahr mehr, statt weniger.
Die erste Version hat wahrscheinlich damit zu tun, dass bei Pfändungen ein Siegel verwendet wurde, der zwar den Wappenadler zeigte, aber im Volksmund garstig als „Kuckuck“ bezeichnet wurde. Die Darstellung der Siegel hat sich geändert, der abwertende Name ist aber geblieben.
In früheren Zeiten dachte man, der Kuckuck überwintert unterirdisch, bei den Zwergen und Feen. Insofern hat man ihm magisches Wissen unterstellt. So soll die Anzahl der Rufe, die man hört, einem die Anzahl der noch zu erwartenden Lebensjahre sagen.
Die Verknüpfung von dem Geld und Kuckuck mag darin liegen, dass der schräge Vogel ein Meister der Sparsamkeit ist. Er genießt zwar die Freuden der Paarungszeit, die Aufzucht seiner Jungen überlässt er aber anderen Vögeln. Seinem Ruf hat dieses Verhalten aber sehr geschadet, wie die zahlreichen, negativen Redensarten und Wortkreationen bezeugen:
- Jemanden ein Kuckucksei ins Nest legen (=jemanden etwas unterschieben)
- Der Kuckuck ist los (… wenn es gerade heftig rund geht)
- Das weiß der Kuckuck! (= niemand)
- Kuckuckskinder (die einen anderen Vater haben als den, bei dem sie aufwachsen)
- Wolkenkuckucksheim (=keine Bodenhaftung, kein Realitätssinn)
Die einzigen, die dem armen Vogel wohlgesonnen sind, sind offenbar die Kinder, wenn man dem alten Kinderlied „Kuckuck, kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ glauben darf.
Interessant ist aber auch, dass der Kuckuck als göttlicher Bote der Göttin Aphrodite gilt. Wo er ruft, da hat sie ihren Fuß auf den Boden gesetzt und so den Winter vertrieben.
Weitere interessante Tage im April
- Am 13.4. wird in den USA der Schwiegermuttertag gefeiert. Früher servierte man den (offenbar wenig geschätzten) Mothers in law da gerne süßsauer eingelegte Zunge. Heute werden die Schwiegereltern stattdessen zu einem Festessen eingeladen. Da soll noch mal einer sagen, dass früher alles besser war!
- Am 22.4. ist Earthday – Tag der Erde, ebenfalls eine amerikanische Erfindung aus den 70ern. Seither hat sich dieser Tag global verbreitet und es ist üblich, an diesem Tag (=einmal im Jahr …) das Auto stehen zu lassen und nächtens, zu einer bestimmten Zeit, alle elektrischen Lichter für ein paar Minuten abzuschalten.
Der Planet ist noch immer nicht gerettet, aber der Tag gibt jedes Jahr Anlass, sich mit Umweltgedanken auseinanderzusetzen. Einen Tag lang. Vielleicht sollte man es mal mit einer Woche probieren … nur so als Idee. - Am 23. April ist Tag des Buches – und das klingt so, als handelt es sich dabei um eine aussterbende Spezies. Ursprünglich ist dieser Tag der Todestag von Shakespear und Cervantes, was die Unesco als Anlass für die Ausrufung des Buchtages genommen hat, denn Bücher sind der „wichtigste Faktor für die Verbreitung und Bewahrung von Wissen“.
Bauernregeln im April
- Allgemein:
- Trockener März und nasser April, sind des Bauern Will‘.
- Nasser April, blumiger Mai.
- Ist der April mild und fein, wird Maien um so wilder sein.
- 01.04.: Säen am 1. April verdirbt den Bauern mit Stumpf und Stiel.
- 03.04.: Wer an Christian säet Lein, bringt schönen Flachs in seinen Schrein.
- 05.04.: Ist St. Vinzenz Sonnenschein, gibt es vielen guten Wein.
- 09.04.: Hört Waltraud nicht den Kuckuck schrein, dann muss er wohl erfroren sein.
- 13.04.: So wie Martin es will, zeigt sich dann der ganze April.
- 22.04.: Regnet’s vorm Georgitag, wäret lang des Segens Plag‘.
- 25.04.: Bauen um Markus schon die Schwalben, so gibt’s viel Futter, Korn und Kalben.
- 30.04.: Regen auf Walpurgisnacht, hat stets ein gutes Jahr gebracht.
Anderes, Ergänzendes & Besserwisserisches rund um den April
- Der April beginnt mit demselben Wochentag wie der Juli und in Schaltjahren auch wie der Jänner.
- April ist seit dem 13/14. Jhrdt. auch ein (englischer) Mädchenname. Damals wurde er noch als Spitzname verwendet, seit den 1940ern ist er als vollwertiger Name etabliert.