Jahreskreis,  Jahreskreis-Feste

Lichtmess – Imbolc – Brighid: Die Jahreskreisenergie

Teil 2 meiner Miniserie rund um das Jahreskreisfest Lichtmess-Imbolc-Brigid, dass am 2. Februar gefeiert wird. Alle Teile sind hier zu finden: Lichtmess-Imbolc-Brighid

Das Licht ist zurück, unter der Decke aus Schnee und Eis beginnt sich das neue Leben zu regen – Mutter Erde ist schwanger. Man sieht es im Außen noch nicht, doch der erste Schritt für das kommende Wachstum ist getan.

Diese Phase wirkt zart, ist mit den Augen kaum wahrnehmbar und da wir in unserer modernen Zeit viel visueller orientiert sind, kann man diesen leisen Schritt leicht als vernachlässigbar und unwichtig einordnen. Aber das ist ein großer Fehler. Es ist ein großer, gewaltiger Akt, der mit viel innerer Kraft einhergeht: Aus dem Träumen und Schlafen zur Winternacht, aus dem Ruhen, aus der Starre und dem Innehalten beginnt sich das Neue zu erheben.
Auch wenn der Boden noch hart und gefroren ist, auch wenn vielleicht Schnee und Eis liegen: In der Erde werden die Samenkörner „unruhig“, bei den Bäumen und Sträuchern zeigen sich erste Knospen. Und in diesen kleinen Boten, diesen Embryos, steckt bereits der ganze Plan, die gesamte Vollkommenheit des Zukünftigen: all das, was werden soll.

Mutter Erde bereitet sich nun auf dieses neue Leben vor, dass in ihr wächst. Und das ist die Energie, mit der du das, was in diesem Jahr bei dir, in dir wachsen und werden soll, stärken und wortwörtlich ins Leben rufen kannst.

Wäre der Jahreskreis ein Menschenalter, würde nun der Übergang von Kindheit zur Pubertät anstehen. Anders gesagt: Es ist der Übergang von der kindlichen Traumzeit, in der alles ein Wunder, alles möglich, alles ein Staunen ist, in die Realität des beginnenden Erwachsenseins, wo man klare Entscheidungen zu treffen hat, angenehme und solche, die es weniger sind.
Dennoch ist es wichtig, die inneren (kindlichen) Träumen nach wie vor als Quelle in sich zu tragen, das Staunen nicht zu verlernen und zu wissen, dass da „mehr“ ist, als man mit Buchstaben und Zahlen erzählen kann. Und es ist wichtig, in dieser Phase des „Wachwerdens“ sanft zu sich zu sein, nachsichtig und gütig.

Sieht man den Jahreskreis als Tag, wäre nun der Morgen da: das Erwachen und langsame Munter werden – und es ist ein besserer „Tagesstart“, wenn man den Morgen sanft und in Ruhe beginnt, aber dennoch mit Bestimmtheit.
Wenn man aus der Starre, aus dem Schlaf in eine Bewegung startet, dann sollte man das langsam und ruhig tun. Von 0 auf 100 ist fehl am Platz. Körper und Geist brauchen kleine, aber nichts desto trotz klare und beharrliche Schritte.

Nun ist es an der Zeit das, was erträumt, erhofft, angedacht war, einer ersten Prüfung zu unterziehen und zu entscheiden, was und wie man beginnt.

Um es im Naturjargon auszudrücken: Welche deiner Knospen soll wachsen? Welche zu einer Blüte werden, die irgendwann zu einer Frucht wird? Und welche Knospe wird zum Blatt, das für Schatten und Schutz sorgt?
Bedenke auch, dass Knospen (=Ideen) zu Beginn leicht sind, aber im Wachsen an Gewicht zulegen, ausreichend gefüttert und genährt werden müssen und schlussendlich eine Frucht (=Ergebnis) bilden, die der Stamm bis zur Ernte tragen muss. Im Gegensatz zu den Bäumen und Sträuchern kannst du aktiv entscheiden, wieviele Ideen du zum Blühen bringen willst und es können auch gänzlich unterschiedliche Blüten sein. Solche, die dich beruflich weiterbringen und solche, die du in den Bereich Spaß, Freude und Erholung einordnen würdest. Kleine und große Blüten können zusammen wachsen, wie in einem Beet (um den Baum mal außen vor zu lassen ;)
Du kannst diese Jahreskreisenergie also sowohl für „ernste“ und gewichtige „Geburten“ nutzen, um zu wachsen, aber auch um dir Erholung, Freude und genussvolle Zeiten konkret zu planen und in jeder Hinsicht um in und an dir zu wachsen.

Die Energie dieser Jahreszeit ist eine wunderbare Unterstützung für die ersten Schritte, in denen sich das Kommende zum ersten Mal erahnen lässt, in denen man die Ideen und Wünsche zum ersten Mal der Welt zeigt und um ganz offiziell etwas zu beginnen.
Jetzt ist die beste Zeit deine Träume zu prüfen, deine Ideen aufzulisten und das, was du für das kommende Jahr vorhast, klar zu planen. Lege fest, was sich heuer verwirklichen soll. Vielleicht möchtest du etwas Neues lernen, eine alte Gewohnheit aufgeben, eine Reise unternehmen, ein Projekt beginnen …?
Dann setz jetzt den ersten Schritt – nicht in Gedanken, nicht am Papier, nicht als vage Idee mit „man müsste“, „ich sollte“ oder „es wäre schön wenn“ – sondern im aktiven Tun:

  • Du willst etwas Neues lernen?
    Erkundige dich, wo man das tun kann, melde dich zu einem Infoabend an, recherchiere ob es Bücher zu diesem Thema gibt und bestell sie dir. Verbinde dich mit anderen, die das auch wollen oder schon gelernt haben, und tausche dich mit ihnen aus.
  • Du willst eine alte Gewohnheit aufgeben?
    Wer kann dir dabei helfen, wo kannst du dir Hilfe und Unterstützung für dein Vorhaben organisieren? Ruf an, schreib eine Mail, mach dir einen Termin aus. Erstell dir einen Plan, wie du es konkret angehen wirst, und schreib auf, warum du diese Angewohnheit loslassen willst: Was ist der Nutzen davon, was gewinnst du, wie wirst du dich fühlen, wenn es soweit ist? Und wichtig ist hier, es wirklich konkret aufzuschreiben, nicht nur in Gedanken notieren.
  • Du willst heuer auf eine Reise gehen oder ein neues Projekt beginnen?
    Setz dich hin, organisiere dir die wichtigsten Infos, leg eine Zeitplan fest, recherchiere die Kosten, notiere dir den Nutzen, setze die erste Schritte – indem du dir für die Reise einen Sparplan notierst, für dein Projekt einen Finanzplan und den Ablauf festlegst, ein Konzept erstellst, dir Unterstützung suchst, dich aktiv mit anderen austauschst, die dir Rat geben und helfen können usw. usf.

Und vor allem: Schaffe Platz für das Neue! Räum weg und lass los, was du nicht mehr brauchst, damit das, was du nun beginnen willst, seinen Raum bekommt. Denn wenn kein Platz da ist, kann das Neue ja auch nicht wachsen. Dieser Raum ist sowohl physisch, emotional, als auch mental und zeitlich gemeint: Platz in den Regalen und Kästen, Gedankenraum als mentales Futter und ein fixer Platz im Kalender, wo du dich mit deinem „Neuen“ beschäftigen wirst. Du bereitest so deinen Ideen, die du als Samenkorn auserwählt hast, den Nährboden, auf dem sie wachsen und gedeihen können – du kreiierst den Rahmen, in dem sie sich verwirklichen können.

Noch ein paar Tipps zu Beginn:

Hab keine Angst zu stolpern, denn das wirst du sicher und du wirst daraus lernen. Nur wer arbeitet, macht Fehler. Wer nichts tut, wird keine machen, aber auch sonst nichts weiterbringen. Aus Fehlern lernt man oft mehr, als wenn sich der Weg ohne Stolpern abspult.

Verlier dich nicht in Ausreden, um es auf den nächsten Tag, die nächste Woche, das nächste Leben zu verschieben. Um einen alten, aber sehr wahren Kalenderspruch zu bemühen: Der beste Zeitpunkt ist jetzt. Erklär das auch deinem inneren Schweinehund, er wird auf dich hören.

Fang einfach an, die Zeit ist nun da um den ersten Schritt zu tun, auch wenn der wackelig und unsicher ist. Genauso hast du damals Gehen gelernt: mit dem ersten Schritt, unsicher, wackelig, aber mit viel Spannung und Vorfreude auf dieses Neue, dass sich dir Schritt für Schritt erschließen wird.
Um es mit einem anderen „weisen“ Kalenderspruch auf den Punkt zu bringen:

… es gibt keinen Weg,
der Weg entsteht im Gehen.

Aus dem Spanischen, v. Antonio Machado (Campos de Castilla)

Teil 1: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Geschichte & Ursprung
Teil 2: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Die Jahreskreisenergie
Teil 3: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Bräuche & Symbole
Teil 4: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Rituale allein und in der Gruppe

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