Lichtmess – Imbolc – Brighid: Bräuche & Symbole
Teil 3 der Miniserie rund um das Jahreskreisfest Lichtmess-Imbolc-Brigid, dass am 2. Februar gefeiert wird. Alle Teile sind hier zu finden: Lichtmess-Imbolc-Brighid
Alte & neue Bräuche
An Lichtmess wurde (und wird) unter anderem der Jahresbedarf an Kerzen geweihtund es gab Lichterprozessionen, ähnlich wie zu St. Martin. Den solcherart geweihten Kerzen sprach man eine hohe magische Wirkung zu. So sollen ein paar Tropfen (Bienen)Wachs auf einem Stück Brot, dem Hausvieh gefüttert, diese gesund erhalten.
Lichtmess ist ein Wetter-Lostag und (war) damit wichtig für die landwirtschaftliche Planung:
„Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee.“
Innerhalb der nächsten Wochen verlängert sich der Tag rasant von anfangs neuneinhalb Stunden auf gut elf Stunden zum Monatsende hin. Auf diesem spürbaren Lichtwachstum basiert auch der alte Reim:
„Weihnacht um ein´ Muckenschritt
Silvester um ein´ Hahnentritt,
Dreikönig um ein ` Hirschensprung,
Lichtmess um a ganze Stund´“
In diese Jahreszeit fällt auch der Fasching und darauf folgend die Fastenzeit. Was sich in früheren Zeiten aus der Tatsache heraus entwickelt hat, dass man mit den verbliebenen Vorräten sparsam haushalten musste, denn die nächste Ernte war noch weit und frisches Gemüse, Kräuter und dergleichen, gab es um diese Jahreszeit kaum bis keine. Heute haben wir in Europa nahezu alles zu jederzeit verfügbar. Aber unser Körper bräuchte dennoch jetzt eine „Auszeit“, womit die alte Fastenzeit auch in modernen Zeiten eine wichtige Bedeutung für die Gesundheit von Körper und Seele hat. Klassisch dauert die Fastenzeit 40 Tage (die Sonntage sind frei, oder wie man heute sagt: Cheat day ;-) und endet zu Ostern.
Ideal ist zumindest eine dreiwöchige Fastenphase, denn 21 Tage sind die Zeit, die man braucht, um eine alte Angewohnheit loszulassen, etwas zu verändern oder sich eine neue Gewohnheit anzueignen, die man auch in Zukunft beibehalten will. Wenn du also deine Ernährung umstellen willst, wäre nun die beste Zeit zu beginnen und das zumindest drei Wochen durchzuziehen.
Elemente, Pflanzen, Tiere und Symbole
Lichtmess-Imbolc liegt zwischen der Wintersonnenwende, das dem Norden und dem Element Erde zugeordnet ist, und der Frühlings-Tag und Nachtgleiche, die dem Osten und dem Element Luft zugeordnet wird. Von der Richtung her ist das somit Nordosten. Die Elemente Erde und Luft wirken sehr gegensätzlich, bringen aber für diese Jahreszeit die richtige Mischung: gut verwurzelt und genährt am Boden stehen, zugleich den Kopf dem Wind, dem Neuen zugewandt, damit frische Gedanken und neue Ideen zufliegen können.
Ein schönes Naturbeispiel sind für mich die Kätzchen der Haselnuss, die man nun schon lustig am Strauch tanzen sieht. Zugleich ist der Rest noch kahl und leer, um dem Wind nicht zuviel Angriffsfläche bieten zu können. Und die Wurzeln gut verankert im Boden, damit ausreichend Stabilität für diesen lustigen Kätzchentanz vorhanden ist.
Als drittes Element, in Form der hellen Februarsonne, ist das helle Feuer da und bringt Licht in die samtige Dunkelheit, weckt auf, fordert heraus und kitzelt sowohl Nase als auch erste Gedanken und Frühlingsgefühle hervor.
Über die Eiche, als heiligen Baum der Brighid, habe ich in Teil 1 schon geschrieben. Als ich erstmals hörte, dass die dunkle, schwere und männlich-kriegerisch konnotierte Eiche der Baum der lichten, hellen Brighid ist, war ich erstaunt – wie passen diese beiden zusammen? Aber mit mehr Erfahrung und vor allem im Licht der Geomantie gesehen ist es logisch: Die Eiche ist ein Strahlensucher, wächst gern auf „spannenden“ Plätzen (ideal für Kultorte, weniger gut für Wohnplätze) und besonders große, mächtige Eichen stehen schon mal gern auf dem sog. Blitzgitter (3. Gitter). Diese verläuft im Gegensatz zu den anderen Gittern (Curry und Hartmann) sehr unregelmäßig und auch wenig „gitterig“, sondern eher in spontanen Linien. Das Blitzgitter bzw. die ihm zugeordnete Energie sorgt u.a. für „Geistesblitze“: geistige Anregung, kreative Idee, gute Einfälle und angeregte Kommuniktion. Eine liebe Freundin hat es mal spontan als „die geschwätzige Linie“ bezeichnet und das trifft es auch ganz gut ;-)
Brighid, als Sinnbild für Inspiration, und die Eiche, die solche Plätze liebt, sind also eine geniale Kombination. Solltest du auf der Suche nach guten Ideen und Geistesblitzen sein, etwas Schwung für kreative Gedanken brauchen, dann such dir eine mächtige, starke Eiche. Spür gut rein in dich, ob dir der Ort gut tut (jetzt, hier und heu. Morgen und in ein paar Tagen kann da schon wieder anders sein) und bleib so lange, als du dich da wohl fühlst. Vielleicht findest du dort Antworten auf deine Fragen oder Ideen, für das, was du angehen sollst.
Von den Tieren her sind es am ehesten die Vögel, die als passende Begleiter für diese Jahreszeit gelten. Sie sind Luftboten und suchen zugleich am Boden, in den Bäumen nach Nahrung. Sie fliegen zwischen Erde und Himmel hin und her und gelten so als Vermittler zwischen beiden. Auch die Schafe, bei denen nun oft die ersten Lämmer kommen, sind gute Tierhelfer für diese Jahreszeit und um einiges „erdiger“ als die luftigen Vögel.
Das klassische, alte Imbolc Symbol ist das gleichschenkelige Brighids Cross, dass wie ein Rad mit vier Speichen aussieht und dynamischer als ein einfaches, gleichschenkeliges Kreuz wirkt.
Damit ist es ideal, wenn es darum geht, die eigene Lage zu verändern. Die vier Schenkel des Kreuzes sind nicht nur ein Symbol für die vier Himmelsrichtungen, die vier Elemente und die vier Sonnenfeste, die das Jahr in Viertel teilen, sondern erinnern auch daran, dass alles, auch alle Wege, in jede Richtung jederzeit offen stehen und zugleich in der Mitte alles mitsammen verbunden ist, dort zusammenfließt. Wenn man so will kann man daraus auch herauslesen, dass man immer am richtigen Ort, zur richtigen Zeit ist – nämlich im Hier und Jetzt.
Wenn du, wie in Irland nach wie vor üblich, dein eigenes Brighids Cross flechten willst, dann findest du hier eine englische Anleitung dazu .
Ein anderes passendes Symbol ist die Triskele. Das Wort Triskele bzw. (der oder das) Triskel kommt aus dem Griechischen: Triskelḗs – und bedeutet „dreibeinig“. Es ist, wie das Brighids Cross, eher ein dynamisches Symbol, bei dem sich aus der Mitte heraus drei Spiralen in drei Richtungen herausdrehen.
Es gibt eine unendliche Fülle an Triskel-Motiven, sowohl rein geometrisch, als auch mit menschlichen Beinen. Das Symbol ist uralt und stammt zumindest aus der Jungsteinzeit, wenn nicht noch älter. Man findet es nicht nur in Europa, sondern in alten Kulturen auf der ganzen Welt. Es wurde gemalt und in Steine geritzt bzw. gemeißelt. Ein schönes Beispiel von ineinander fließenden Triskelen findet man in der Dolmen-Anlage von Newgrange, Irland. Bis in die Gotik hinein war es Teil von sakralen Bauten. Die Triskele gilt, wie auch das gleichschenkelige Kreuz, als Schutzsymbol gegen Unglück und zur Abwehr des Bösen (=das, was nicht gut tut). Zudem hilft es beim Fokussieren, damit man im Hier und Jetzt bleibt.
Die Bedeutung dieses uralten Symbols liegt in der mystischen Darstellung der Zahl drei, die üblicherweise für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft steht – aber auch für die Verbindung von Körper, Geist und Seele, sowie im christlichen für Vater-Sohn-Hlg. Geist, was wiederum auf der matriarchale Version der Jungfer-Mutter-weise Alte zurückgeht.
In Verbindung mit Lichtmess kann man das dahin deuten, dass in den Samen, die sich nun bereit machen zu wachsen (übertragen: in den Ideen), bereits das gesamte Potential zu finden ist – das was war bzw. woher es kommt (die Wurzeln), das was nun ist (der Anfang, das Jetzt) und das, was daraus werden soll (die Zukunft, der Weg, der nun beginnt).
Teil 1: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Geschichte & Ursprung
Teil 2: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Die Jahreskreisenergie
Teil 3: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Bräuche & Symbole
Teil 4: Lichtmess – Imbolc – Brighid: Rituale allein und in der Gruppe