Anderswo

Chalice Well, eine bezaubernde Kapelle und ein magischer Garten – mit dem Käsehobel in England

Falls wer nicht weiß, was es mit dem Käsehobel und dieser Challenge auf sich hat (und es gerne wissen will ;): Lies am besten den ersten Beitrag, dann weißt du worum es geht.
Die Kurzform:
Für eine dreiwöchige Reise durch Irland und England habe ich mir als Ziel gesetzt, mit möglichst kleinem Gepäck zu reisen. Für all das, was ich sonst immer an Überflüssigem mit mir mitgeschleppt habe, reist der Käsehobel anstelle mit und sorgt auch unterwegs dafür, dass sich mein Zeug nicht vermehrt, Stichwort Käsehobel-Faktor. In den Käsehobel-Gechichten berichte ich über den Verlauf der Reise und die Orte, die wir besuchen.

Was in Bath begann, setzte sich in Glastonbury, der nächsten Station unserer Reise, fort: der erste Eindruck war: Uff.

Aber vielleicht war das auch eine geheime Botschaft dieser Reise, dass ich allem eine zweite Chance geben sollte und vor allem mir ausreichend Zeit, mich mit den Orten auf meine Art und Weise auseinanderzusetzen.

Wir kamen Mittags in G‘bury an, ein schneller Lunch, ein kurzer Stopp im Bioladen (glutenfreie Futtertankstelle, überwältigende Fülle, ein Supertipp! Man sollte aber etwas Geduld mitbringen) und weiter ging es ins Quartier. Ein kurzer Stopp, um die Koffer abzustellen, ein schneller Rundblick, und hurtig, hurtig wieder retour nach G‘bury, zur sagenhaften Chalice Well, der Kelch-Quelle, am Fuß des Chellice Hill, gleich neben dem berühmten Tor (der keines ist, aber so heißt und eigentlich ein Hügel ist).

Mein Kopf hatte an diesem Tag blöderweise schon am Morgen das „Wegen Migräne geschlossen“-Schild rausgehängt. Die Fahrt ins alte, spirituelle Zentrum Englands, zur heiligen Insel Avalon, war schön, aber im kopfverwehten Zustand anstrengend.

In Chalice Well fanden an diesem Wochenende zusätzlich „Healing Days“ statt. Eine Art Messe, wo man sich über verschiedenste energetische Heilmethoden informieren konnte. Was sicher sehr interessant gewesen wäre. Aber als wir hinkamen waren die heilenden Tage schon vorbei und der ganze Park mit weißen Zelten übersät und es herrschte Aufräummodus.

Die magischen Orte waren voller lauter Menschen, der Platz als gesamtes unruhig, hektisch, flirrend … mir schlichtweg zuviel, speziell mit Hammerwerfen in meiner Gedächtnishalle.

Ich klinkte mich aus und suchte mir einen Platz, wo ich mich verkriechen konnte, wo keine Menschen waren, wollte nur Ruhe.

Das war nicht leicht, aber eine alte, knorrige Eibe hatte Einsehen und bot mir ein Fleckchen an ihrer Seite an, direkt an der Mauer, im kühlen Dunkeln. Da war zumindest mal ein Durchatmen möglich. Nach einer kurzen Pause (für länger war die Eibe dann doch zu schwer) stromerte ich wieder durch den Garten, die vielen Leute wo ganz anders hin wünschend.

Hinter einem weißen Zelt, gut verborgen, fand ich dann eine Laube mit einer Gartenschaukel. Die hat mich liebevoll aufgenommen und ich konnte mich etwas erholen, bis der Rest der Gruppe zum Aufbruch bereit war. (An dieser Stelle ein inniges Danke an die gesamten Gruppe, für die Rücksichtname, und an Veronika und Harald, für das liebevolle Umsorgen und „helikoptern“!)

Wir holten noch Wasser von den heiligen Quellen. Es gibt hier gleich zwei, nämlich die rote, eisenhältige und die weiße, kalziumreiche. Danach ging es ins Quartier retour.

Das Essen im, ans Quartier angeschlossene Bear Inn habe ich ausgelassen. Wer in England auswärts essen will, braucht Zeit – es dauert meist ewig, bis etwas am Tisch steht.

Mich rief mein Bett und die Hoffnung auf Ruhe und Stille. Da waren die in Aussicht gestellen Kalorien, die nach einer 1,5 stündigen Wartezeit möglicherweise antanzen würden, Nebensache und in meinem Zustand vor allem nicht zu erwarten.

Eine ruhige Nacht, in einem herrlich großen, angenehm kühlen Zimmer, mit Aussicht auf einen schönem Gingkobaum im Backyard, der direkt an den Hof der Clarks-Fabrik grenzte – und mein Körperchen, das Seelchen und ich waren wieder bereit für neue Eindrücke.

Und endlich war auch wieder Platz fürs morgendliche Yoga. Wenngleich ich nach einem Sonnengruß im Zimmer beschloss, die weiteren Übungen draußen, unter dem einladenden Gingkobaum zu machen. Der Zugang in den kleinen Garten war ein wenig herausfordernd. Aber mit etwas Kreativität, Gelenkigkeit und einem ebenerdigen Fenster in den Garten war das Problem schnell gelöst (und der Rest der Gruppe wunderte sich ein wenig, wo denn meine Tür in diesen Garten sei ;)

Am darauffolgenden Tag, dem Dienstag, standen ein vertiefender Spaziergang in Glastonbury, ein Besuch der alten Kathedrale und dem dazugehörigen Gartens, sowie die zauberhafte Magdalena und Margrete Kapelle am Plan.

Glastonbury

Glastonbury ist gänzlich anders als das noble, sehr römische Bath. Es ist die esoterische Hauptstadt aller New-Age-Hippies, voll mit PriesterInnen, Gurus/Guras, spirituellen und/oder erleuchteten Menschen und HeilerInnen jeder Stimmungs-, Glaubens- und sonstiger Richtung. Hippiestimmung auf höchstem Niveau, bunte und bunt gekleidete Menschen auf den Straßen, in den Geschäften, Tempeln, Zentren …

Es ist wirr, verrückt, crazy, irre und sooooo fröhlich, quirrlig, lebendig, spacig, abgehoben – ein unbeschreiblicher Ort, den man einfach einmal erlebt haben muss.

Mein erster Impuls beim Ankommen: „Hier gehöre ich hin!
Mein zweiter, eine halbe Stunde später und nach einem tieferen Blick ins überwältigende Geschehen: „… das ist mir zuviel. Wo sind hier die Wärter?!

Nach ein paar Tagen, nachdem ich auch innerlich angekommen war, kann ich sagen: Es ist wunderschön, alles und jeder hat hier seinen Raum und darf seinen/ihren Spleen ausleben. Mir wäre der Ort auf Dauer zu viel, trotz meiner „dazu passenden“ Einstellung und der Vorliebe für kunterbunte Kleidung. Aber es tut gut, wenn man seinen Blick hier ein wenig weiten lässt und von dieser speziellen Athmosphäre durchgeschüttelt wird.

Das Erbe der alten Geschichte wird in Glastonbury modern gelebt und ist auf allen Ebenen präsent. Das ist der Teil, der den besonderen Charme dieses besonderen Ortes ausmacht.

Glastonbury = Avalon & der Tor

Glastonbury ist der heutige Name für das alte Avalon, die Apfelinsel. Der gälische Name ist Inis Vitrin, die gläserne Insel.

Heute liegt der Ort weit im Landesinneren. Aber in früheren Zeiten war es fallweise tatsächlich eine Insel, denn das Meer reichte weit in die Lagune herein. Heute ist es Marschland, teilweise unterhalb des Meeresspiegels gelegen, feucht und künstlich mühsam trockengelegt. In nassen Jahren steht das Wasser dennoch immer wieder bis weit an den Fuß des Tor-Hügels. Kommen dann noch die Nebel hinzu, die schon dem berühmten Roman von Marion Zimmer Bradley den Titel gegeben haben, hat man eine gute Vorstellung davon, wie dieser Ort in alten Zeiten auf die Ankommenden und hier Lebenden gewirkt haben mag.

Der Tor, der heilige Turm am gleichnamigen Hügel, überwacht das Geschehen und ist das Zentrum der Energien. „Tor“ bedeutet „Hügel, Erhebung“, ist also an sich nur eine Bezeichnung für eine geologische Tatsache. Aber dieser Tor hat keinen Beinamen, es ist schlicht DER Tor – der heilige Hügel, das weithin sichtbare Wahrzeichen Avalons in alten Zeiten und des modernen Glastonbury.

Früher stand ein Steinkreis am Gipfel, der einer Michaels-Kirche weichen musste, die von einem mysteriösen Erdbeben zerstört wurde … nur der Turm blieb und sorgt, innen hohl, für die aktuelle Charakteristik des Platzes. Dazu muss man wissen, dass Erdbeben in England äußerst selten und wenn, dann sehr moderat sind.

Es gehen hier unzählige große und starke Leylines durch, in alle Himmelsrichtungen, und einige gehen sogar um die halbe Welt. Der Tor ist und war sichtlich ein wichtiger Pfeiler starker energetischer Verbindungen, deren tieferer Sinn uns modernen Menschen aber weitgehend unbekannt ist. In Glastonbury kann man sogar eine entsprechende Karte kaufen, auf der diese Kraftlinien eingezeichnet sind.

Rund um den Hügel zieht sich ein spiralenförmiger Weg, in Terrassen angelegt, die frühere Bewohner des Ortes mühsam aus dem Sandstein herausgeschlagen haben. Der Weg führt in Form eines Labyrinths den Tor hinauf, was gut einen Tag dauern kann. Wer es eiliger hat, weniger Zeit und keine Lust auf dieses spirituelle Erlebnis hat, der kann auch den direkten, geraden Weg auf den Gipfel nehmen.
Der Tor stellt auch geologisch eine Besonderheit dar. Zwar ist bekannt, dass ein Großteil seines „Unterbaues“ aus dem hierorts üblichen Sandstein besteht. Aber es gibt auch Gesteinsformen und -versionen, die den Forschern nach wie vor Rätsel aufgeben und auch durch Ausgrabungen nicht geklärt werden konnten. So soll die berühmte rote Quelle, die in Chalice Well entspringt, ihre Farbe und den Eisengehalt durch das Gestein im Tor erhalten.

Glastonbury selbst ist gleichfalls ein energetisch hochschwingender Ort. Zusätzlich zu den intensiven Leylines gibt es jede Menge Verwerfungen, Gitteranomalien und -kombination, Wasser in jedweder Form … kurz: alles, was man sich radiästhetisch nur vorstellen und (ver)muten kann ist hier auf rel. kleinem Platz zugegen und meiner Meinung nach noch einiges mehr, was man in zwei Leben nicht erforschen kann.

Geomantisch ist die Gegend in jeder Hinsicht sehr herausfordernd und ich war sehr froh, dass unser Quartier außerhalb von G´Bury war, denn zum erholt Schlafen ist der Ort weniger geeignet.

Glastonbury, die uralte, heilige Insel der DruidInnen, Priesterinnen, war (und ist?) das spirituelle Zentrum Englands. Am Fuß des Tor-Hügels wurde ca. 40 n. Chr. die erste Kirche Englands errichet, laut Legende von Joseph von Arimathea. Doch lange davor und auch noch lange danach wurden hier das alte druidische, animistisch-spirituelle Wissen und der Kult rund um die große, alte Göttin geehrt und gelehrt.

Das ist in Ansätzen auch heute noch (wieder) so und mittlerweile unterhalten eine Vielzahl an Religionen hier Glaubenstätten, sind aktiv und präsent, leben in Verbindung miteinander (bewusst und unbewusst) und vertragen sich untereinander. Das war zumindest mein Eindruck.

Love, Peace and Understanding – und viele Farben.

St. Margaret’s Kapelle & Magdalenas Armenhaus

Wir begannen den Dienstag mit einer sanften Einstimmung zur Erdung und einer kleinen Geschichtsstunde über die Gegend (sehr interessant und viel Neues dabei für mich!). Danach ging es direkt nach G´Bury (=Abkürzung für Glastonbury), zu einem Plätzchen, dass zwar zentral liegt, aber doch auch abseits und eher unbekannt ist: das mittelalterliche Armenhaus, eine Hospiz für die alten und mittellosen Kranken, der Maria Magdalena und der Hlg. Margrete von Schottland gewidmet.

Die winzige Kirche und der zauberhafte kleine Garten liegen versteckt, man muss wirklich wissen wo man abbiegt. Doch dann wird man sehr belohnt: Der Platz ist eine friedliche, blühende Oase der Ruhe.

Die Hälfte des ehemaligen Hospizes wurde vor längerem abgerissen und stattdessen ein kleiner, sehr liebevoll gepflegter Garten errichtet. Eine mild abladende Energie, die zugleich kräftigend und heilend wirkt, liegt über dem Platz. Man findet sanfte, nicht minder kräftige Wachstumszonen und beruhigende Meditationsplätze. Körper und Seele können sich erholen, die Stimmung ist ungemein wohltuend. Jeder in der Gruppe hatte hier ähnliche, weitgehend übereinstimmende Empfindungen und jeder hat seinen/ihren Platz gefunden.

Wem das quirlige Glastonbury zuviel wird, der kann sich hierher zurückziehen und den friedlich, erholsamen Schutz eines besonderen, herzlichen Platzes genießen.

Der Göttinnentempel von Avalon

Nach der Kapelle ging es auf die Hauptstraße hinauf und wir warfen einen Blick in den sagenhaften New-Age-Göttinnentempel.

Er wurde von im Jahr 2000 von einer lokalen Frauengruppe gegründet, die die Tradition der Göttinnenverehrung hier aktiver aufleben lassen wollten. Mittlerweile ist er eine Institution in Glastonbury, weltweit bekannt und wurde vor kurzem auch erweitert. Es gibt ein „Praxis“ Haus ein paar Meter die Straße hinunter.

Der Tempel liegt im ersten Stock eines größeren, alten Hauses und ist über eine Stiege im Innenhof zu erreichen.

Der Raum selbst ist klein, auf den ersten Blick. Aber ich habe selbst erlebt, dass auch eine größere Menschenmenge Platz hat. Als würde sich der Raum der Anzahl entsprechend anpassen. Die Deko ist üppig, charmant, sehr liebevoll und stimmig ausgesucht. Trotz der dichten Athmosphäre herrscht eine angenehme, weiblich-heilige Stimmung.

Man zieht die Schuhe aus und sucht sich (s)einen guten Platz. Entweder im Weidenfrauenzelt oder im größeren Raum, beim Altar. Wer will kann sich Karten legen. Es sind ein paar Sets da, die man kurz ausborgen kann. Man kann meditieren, still für sich beten oder einfach ein paar Minuten heilige Ruhe genießen.

Im Hintergrund läuft meist spirituelle Musik – was großteils angenehm war, aber mir fallweise auch schnell zuviel wird. Ich hab es an solchen Orten lieber ruhig und mache mir meine Musik im Inneren selbst.

Der Tempel ist ab Mittag bis zum Abend geöffnet und der Zugangs ist frei für alle, die sich hier respektvoll aufhalten wollen.

Im Innenhof des Hauses unten gibt es ein gutes, sehr hippieskes Lokal, wo man sogar relativ rasch etwas zu Essen bekommt. Außerdem gibts hier natürlich auch mehrere „Eso-Läden“: Steine, Bücher, Kleidung, Schmuck, Ritualzubehör … alles, was man fürs „spirituelle Dasein“ zu glauben braucht. Auch eine Bibliothek ist da, man kann sich spirituelle Bücher ausborgen, bzw. neu oder gebraucht kaufen kann.

Wir haben unsere Mittagspause hier verbracht und mein Käsehobel war sehr baff, dass er an so einem spirutuellen Ort mit dabei sein durfte. Natürlich war er auch im Tempel selbst mit, aber davon habe ich keine Foto gemacht – beim Beten sollte auch ein Käsehobel ungestört sein dürfen.

Glastonbury Abbey

Im Anschluss ging es zu den alten Ruinen der Abtei und in den wunderschönen, ca. 14 Hektar großen Garten.

Die Glastonbury Abbey wurde 1506 dem Verfall und der Zerstörung preis gegeben. Grund waren die religiös-politischen Unruhen unter Henry VIII., der viele Klöster brutal auflöste. Der letzte Abt der Abtei, Richard Whyting, wurde der Unterschlagung und des Hochverrats beschuldigt, von Thomas Cromwell „befragt“ und vom Gericht zum Tode durch Hängen, Ertränken und Vierteilen verurteilt. Ein sehr brutales und todsicheres Abschrenkungsszenario, als politisches Exempel direkt am Tor oben, also am heiligsten Platz der Insel, inszeniert.

Dieses Trauma ist nach wie vor spürbar und tief in der emotionalen Geschichte des Ortes und der Bevölkerung verankert. Hier braucht es noch einiges an heilsamer und auflösender Arbeit.

Der Abbey-Garten selbst aber ist eine himmlische, erholsame Oase, mit mächtigen, teils sehr alten und vielen besonderen Baumpersönlichkeiten. Hier findet jede/r seinen/ihren Platz, für jede Stimmung.

In den Ruinen der alten Kathedrale ist auch das Grab von Artus und Guinevere zu finden. Zumindest wird das behauptet. Unter Henry II., der einer der größten Förderer dieser Abtei war, kam der Auftrag das Grab des berühmtesten Königs Englands zu finden. Die Mönche machten sich auf die Suche, die aus budgetären Gründen ein wenig länger dauerte, was dem Ausbau der Abtei gut getan hat.

1191 wurden sie im Inneren ihrer Anlage fündig, direkt neben der Frauenkapelle. Man fand unter einer Metallplatte die Körper eines großen Mannes und einer zarten, blonden Frau, deren Haar bei der ersten Berühung zu Staub zerfiel. Die Inschrift auf der Platte besagte, dass hier König Artus und seine zweite Frau Guinevere begraben sind.

Die beiden wurden 1278 in das Innere der Kathedrale umgebettet. Heute ist das mystische Grab durch ein paar einfache Steine im Boden und eine Gedenktafel gekennzeichnet.

Eine weitere Besonderheit der Anlage ist die achteckige Küche des Abtes. Das klingt auf den ersten Blick etwas sehr profan, so gar nicht spirituell und mystisch. Es ist aber ein faszinierendes Gebäude und schon allein durch die energetische Wirkung spannend. Es gibt vier Kamine, mit jeweils unterschiedlichen Kochplätzen, wo entweder gegrillt, gebacken, gekocht oder mit warmen Wasser abgewaschen wurde. Der Bau ist sehr großzügig angelegt, weit weg von den dunklen Rauchküchen, wie man sie in vielen alten Burgen und Klosteranlangen findet. Es ist eher ein Tempel zur Bereitung von Nahrung, wo Körper und Geist gut genährt werden.

Für die Mönche gab es einen ähnlichen Bau, ein paar Meter weiter, nahe dem Refektorium.

Die Anlage wurde nach der grausamen Hinrichtung ihres letzten Abtes aufgegeben und vermutlich aus politischen Gründen nicht mehr in Betrieb genommen. Teile der Anlage wurden profanisiert und umgebaut, man hat hier eine Weberei eingerichtet. Im Lauf der Jahrhunderte gab es mehrere Besitzerwechsel und erst in relativ junger Zeit wurde die Anlage wieder zu einem erholsamen, friedlichen Platz. Die Ruinen sind nach wie vor beeindruckend, Zeugen einer alten Vergangenheit, die auf den Ruinen von noch älteren Stätten errichtet wurde.

Wearyall Hill

Der Mittwoch war zur freien Verfügung und ich begann ihn mit Ausschlafen. Was herrlich war. Danach Yoga, ein Frühstück und der Entschluss, der Chalice Well eine zweite Chance zu geben. Davor aber marschierten wir zu dritt auf den Wearyall Hill hinauf, der dem Tor zu Meer hin gegenüberliegt und einer der sieben heiligen Hügel von Avalon ist.

Am Wearyall Hill versammelten sich die ankommenden Pilger, rasteten und erholten sich, ehe sie zum Tor vorgelassen wurden. Hier soll auch Joseph von Arimathea seinen Wanderstab in die Erde gesteckt haben, woraus der erste heilige Weißdornbusch wuchs.

Weißdorn (Hawthorn) wächst hier überall. Aber es sind fünf Sträucher bekannt, die zu einer anderen Sorte zählen, die ursprünglich aus deen levantischen Landen kommt. Der uralte Strauch am Weary All Hill zählt dazu. Besser gesagt zählte, denn er wurde zu Zeiten Oliver Cromwells von einem Fanatiker abgefackelt. Man pflanzte danach einen Abkömmling ein, der aber 2010 von Unbekannten zerstört wurde. Auch weitere Versuchen, einen neuen Baumabkömmling anzupflanzen, wurden mehrfach zerstört. Doch der Strunk des alten Baumes steht noch immer, ist mit einem Weidengeflecht umgeben, an dem unzählige Wunschbänder und Opfergaben hängen.

Der tote Baumstamm hat eine Ausstrahlung, die man durchaus als majestätisch bezeichnen kann. Er muss von gewaltiger Größe gewesen sein und sehr alt.

Der Wearyall Hill ist ein wunderschöner Platz, mit einer mild abziehenden, energetisch ausgewogenen Stimmung. Man geht über Viehweiden, wo Schafe und Rinder gehalten werden. Dichte Brombeerhecken und große Brennesselflächen wechseln mit sanften Wiesen ab. Der Anstieg ist schnell geschafft und oben hat man eine traumhafte Aussicht auch die Umgebung, kann das Meer in der Ferne erahnen und bekommt eine gute Idee, wie der Ort in früherer Zeit ausgesehen haben mag. Die Marschlandflächen sind gut erkennbar, in der Ferne liegt die Hügelkette der Mendip Hills und direkt gegenübern dem Weary All Hill liegt der mächtige Tor, mit dem Chalice Hill daneben.

Es war (und ist!) ein guter Platz zum Warten und Ankommen, nach einer langen Reise oder Pilgerfahrt. Der Name „Wearyall“ geht laut Info von Harald Koisser darauf zurück, dass die ankommenden Besucher alle müde waren (weary all) und sich hier erst erholen mussten, bevor sie sich den spirituellen Zentren nähern konnten. Denn das kostet ja auch Kraft und wer eine anstrengende Anreise hinter sich hat, muss Geist und Körper erst mal eine Auszeit geben, zum Runterkommen. Erst dann macht es Sinn, den Geist für die energetischen Erlebnisse zu öffnen.

Vielleicht wäre das auch für mich die bessere Reihenfolge gewesen, beim Ankommen in G´Bury: Zuerst zum Wearyall Hill hinauf, rasten und das Geschehen aus der Weite wahrnehmen. Und danach in den Zaubergarten der heiligen Quellen.
Aber wie schon geschrieben: Zweite Chancen sind auch was Feines ;)

Chalice Well 2.0

Nach dem erfrischend entspannenden Besuch am Wearyall Hill ging ich somit ein zweites Mal zur Chalice Well, alleine, mit wesentlich besserer Einstellung und Kondition und diesmal war es einfach zauberhaft.

Der Garten öffnet um 10:00, ich war um 11:00 da und es waren kaum Menschen vor Ort. Die weißen Zelte waren alle weg, in der Nacht hatte es geregnet und ich verstand endlich, warum alle so von diesem Platz schwärmen – es ist ein wunderschöner, magischer Ort.

Die Anlage ist liebevoll gestaltet, ein Platz fließt in den anderen über, die Grenzen sind elastisch. Eine sanfte Stille liegt über allem, friedlich und wohlwollend. Es gibt Plätze, wo man um Schweigen gebeten wird, damit man in Ruhe meditieren kann. Die alten, knorrigen Bäume sind stille Wächter und haben jeder eine sehr eigene, besondere Geschichte zu erzählen.

Die rote Quelle selbst war an diesem Tag friedlich und angenehm still. Ich habe mir einige Zeit genommen beim offenen Brunnenschacht, einem der Stille-Orte, zu sitzen und die Ruhe und dortige Schwingung zu genießen. Man kommt sehr schnell in eine sanfte Trance, einem Wachtraum gleich. Wer eine Frage mitbringt, kann hier eine hilfreiche Antwort finden.

Ein Stück weiter dann hat man die Möglichkeit, das Wasser der Quelle zu schöpfen und sich etwas davon mitzunehmen. Ein paar Meter darunter ist ein kleiner Wasserfall und daneben ein Wasserbecken, wo man wie in einem Kneippbecken durchwaten kann.
Was ich natürlich gemacht habe ;)
Wann hat man schon mal die Chance, in heiligem Wasser zu kneippen?

Das Wasser ist eiskalt – und herrlich angenehm. Stark erdend und energetisch reinigend zugleich, unbeschreiblich energetisierend, auf eine sehr kraftvolle und zugleich liebevolle Weise. Eine Wohltat, die man sich unbedingt schenken sollte.

Danach einfach einen guten Platz im Garten suchen, vielleicht beim unteren Becken, das in Form des Chalice-Well Symbols gestaltet ist. Oder bei den mächtigen Eiben, oder einer der Wiesen oben … es gibt hier für jeden einen Platz.

Mein zweiter Besuch in Chalice Well war um einiges besser als der erste und ich kann nur jedem empfehlen, den Ort zu den ruhigen Zeiten aufzusuchen. Der Platz hat viel zu geben, man kann hier viel spüren und entdecken. Es ist ein großer Gartentempel, der jeden willkommen heißt. Was fallweise zuviel sein kann. Aber der Ort hat ein großes reinigendes, sich selbst regenerierendes Potential und man merkt, dass die HüterInnen hier sehr bewusst, liebevoll aktiv sind.

Ich habe jedenfalls hier großen Frieden gefunden, der mich mit dem ersten Erlebnis restlos ausgesöhnt hat, und bin innerlich reich beschenkt worden.

Chalice Well: die Kelch Quelle

Die englischen Ortsbezeichnungen sind oft sehr pragmatisch.

  • Der Tor heißt Tor, weil „Tor“ Hügel bedeutet und der Tor ein Hügel ist.
  • Bath heißt Bath, weil hier die einzige Thermalquelle Englands ist und man hier seit tausenden Jahren aus gesundheitlichen Gründen darin badet.
  • Der Wearyall Hill heißt so, weil hier die alle müden (weary all) Pilger angekommen sind.

Und Chalice Well heißt so, weil hier Quellen sind (Wells). Die man auch mit der Gralslegende in Verbindung brachte. Chalice bedeutet Kelch und der Gral ist der heilige Kelch aus der Abendmahllegende. Womit der Ort natürlich auch mit der überall präsenten Artussage verbunden ist. Ein Legende besagt, dass hier der sagenumwobene Hlg. Gral aufbewahrt wurde (oder noch wird?), in einer geheimen Höhle unter dem Chalice Hill (Kelch Hügel).

Da es viele Legenden um den Heiligen Gral gibt und einige davon ausgehen, dass der Gral eine Metapher für die Familie Jesu ist (die er gemeinsam mit Maria Magdalene gehabt haben soll), gibt es auch viele Deutungen, warum der Kelch-Gral-Chalice mit diesem Ort verbunden ist.

Einige dieser Deutungen sind weit älter als das Christentum und tief in der uralten Geschichte des Landes verwurzelt.

Die Wahrheit wird sich hier vermutlich jedem anders zeigen und ein sehr vielfälltiges Gesicht haben. Aber das ist das schöne an Legenden und Geschichten: Jeder kann sich den Teil herausnehmen, der jetzt und heute für einen stimmig ist.

Und weil das hier Glastonbury ist, wo viele Religionen und Glaubensrichtungen versammelt sind, darf jede Legende bestehen und jeder seine Geschichte als die einzige wahre, in einem Verbund von vielen wahren Geschichten, sehen.

Charity Shops!

Was in Irland begann, setzte sich in England fulminant fort: Mein freudiges Staunen über die Vielzahl an Second Hand Läden, von denen die meisten für einen karitativen Zweck Gelder sammeln.

Man findet hier alles, nicht nur (gute) Kleidung, sondern auch durchaus schöne, brauchbare Einrichtungs- und Alltagsgegenstände.

Dem Käsehobel gefiel meine Begeisterung für die sozialen Läden gar nicht. Sein Grummeln bewirkte aber immerhin, dass ich mich beim „Spenden“ zurückgehalten habe ;-)

Karma-Shops & Eso-Läden

Dafür wurde ich dann in den unzähligen bunten Geschäften ein paar Mal fündig, was einen leichten Knatsch mit dem (sowas von geizigen!) Käsehobel nach sich zog. Aber wann hat man schon mal die Gelegenheit, sich in dieser Vielfalt an Möglichkeiten umzusehen? Und sich mit dem zu beschenken, von dem man erst im Augenblick des Erblickens pfeilschnell erkennt, dass man es u.n.b.e.d.i.n.g.t. braucht. Ein klassisches Ikea-Szenario also.

Egal welcher religiösen, spirituellen oder sonstigen gedanklich-philosophischen Richtung man angehört: es gibt hier einfach alles.

Räucherzeug und Kristalle, Ritualgegenstände und entsprechende Bücher, Kleidung für PrieserInnen jedweden Coleurs und Ausrichtung, Kinkerlitzchen sonder Zahl … und immer wieder besondere Schnäppchen, bei denen man einfach nicht nein sagen kann (SALE! ;)

Das war dann der Punkt, wo der Käsehobel eine kleine Niederlage einstecken musste und mein Konto kurz nach Luft schnappte.

Dafür hat mein irischer Lollipope hier seinen endgültigen Bestimmungsort gefunden (nicht in meinem Magen ;): er wurde seinem neuen Besitzer übergeben. Was ehrlich gesagt nicht wirklich viel Platz im Koffer frei machte. Aber immerhin, auch Kleinvieh macht Mist.

Ich fuhr somit mit einem guten Kilo mehr an diversen Eroberungen von Glastonbury weg. Dafür habe ich aber auch ein paar Schuhe zurückgelassen, weil sich die in Bath begonnen haben aufzulösen. Die Geschichte, wie die Schuhe verschwanden ist mysteriös und typisch für G´Bury: Ich wollte sie in einem der Charity Shops als Spende abgeben und hatte sie am letzten Tag, kurz vor der Abfahrt in einem Beutel mit. Davor wollten wir noch kurz zur Chalice Well, um unsere Flaschen mit frischem Wasser von der Quelle aufzufüllen. Wir waren zu dritt und immer zusammen – und dennoch kann keiner von uns sagen, wo und wann sich der Beutel mit dem Schuhen von mir trennte. Fakt ist: er war weg, als wir uns den Charity Shops auf der Hauptstraße näherten.
Ich bin absolut sicher, dass der Käsehobel da ein paar Hebel in Bewegung setzte, damit ich nicht nochmal den gefährlichen Versuchungen der wohltätigen Second Hand Läden ausgesetzt werde. Ich war zum Ausgleich im Bioladen und hoffe, dass sich die Finder meiner grauen Gea-Schuhe nicht zu sehr wundern.

Alle Geschichten/Beiträge von meiner Käsehobel-Challenge findet ihr hier.
Die Reise durchs magische Südengland wurde von Veronika Lamprecht und Harald Koisser geleitet und organisisiert. Infos dazu gibt es auf ihrer Website. Die Reiseberichte sind meine persönliche Erfahrung und nicht gesponsert.

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