Anderswo

Bath & Shower – mit dem Käsehobel in England

Falls wer nicht weiß, was es mit dem Käsehobel und dieser Challenge auf sich hat (und es gerne wissen will ;): Lies am besten den ersten Beitrag, dann weißt du worum es geht.
Die Kurzform:
Für eine dreiwöchige Reise durch Irland und England habe ich mir als Ziel gesetzt, mit möglichst kleinem Gepäck zu reisen. Für all das, was ich sonst immer an Überflüssigem mit mir mitgeschleppt habe, reist der Käsehobel anstelle mit und sorgt auch unterwegs dafür, dass sich mein Zeug nicht vermehrt, Stichwort Käsehobel-Faktor. In den Käsehobel-Gechichten berichte ich über den Verlauf der Reise und die Orte, die wir besuchen.

England und ich hatten einen etwas holprigen Start. Der Flug von Irland berüber war trotz Papstbesuch flott und angenehm. Den Papst selbst hab ich nicht gesehen, nur sein Flugzeug. Aber der Lollipope ist ja auch ein hübscher Ersatz ;-)
Auch der Bus vom Flugplatz nach Bath kam pünktlich und war bequem.

Aber der Rest des Tages, das Zimmerchen (winzig und direkt an der Hauptstraße) in der hübschen Pension, meine „Heimweh nach Irland“-Stimmung ergaben in Kombination einen kleinen Durchhänger-Tiefpunkt.

Andererseits: Nach dieser wunderschönen Woche in meiner mystisch-irischen Seelenheimat, liebevoll umsorgt von meiner Irish Mum Mae Leonard, hätte es jedes Szenario und jeder Ort schwer gehabt (wie ein lieber Freund charmant anmerkte ;)

Also erstmal abwarten (und Tee trinken), bis das Seelchen dem angereisten Körper gefolgt ist und ich auch innerlich gelandet bin. Der entzückende Concierges des Appartmenthauses schickte mich zwecks Dinner und Tee ins nahe „The Boatshouse“ und was gut, köstlich und sehr erholsam war.

Am Abend traf ich dann die Reisegruppe, mit der ich durch England unterwegs sein würde und auch Veronika Viktoria Lamprecht und ihr Mann Harald Koisser, die die Reise organisiert haben und uns führen würden, waren da. Auch deren Start war ein wenig ruckelig, bedingt durch eine ziemliche Flugverspätung.

Anyway – wir haben versucht das Beste draus zu machen und damit der erste Kontakt mit England einen guten Boden hat, ging es erstmal auf einen intensiven Abendwalk in die kleine Stadt. Ziel beim ersten Date mit Bath: The Royal Crescent und the Circus – zwei faszinierende Bauwerke, von John Wood Vater und Sohn errichtet. Und was für ein Zufall: Das niedliche Zimmerchen, in dem ich zwei Nächte verbringen sollte, trug den Namen dieses Architekten.

Besonders toll auch hier wieder: gewaltige, energetisch hochspannende Baumriesen überall. Der Circus hat in der Mitte einen wunderschönen Baumkreis, von mehreren alten, mächtigen Platanen gebildet. Wir waren in der Dämmerung da und damit war der Platz auch menschenleer. Fürs tiefere Reinspüren in den Ort fehlte mir da allerdings schon die Motivation und Kraft, aber es ist definitiv ein Ort, den man sich gönnen sollte, wenn man Bath besucht. Nicht nur wegen der Architektur.

Das gemeinsam Abendessen habe ich dann ausgelassen und mich in mein Stübchen zurückgezogen, in der Hoffnung, dass der Straßenlärm mich nicht am Schlafen hindern würde (es ist auch tatsächlich besser geworden, der Verkehr lässt nachts nach).

Am nächsten Morgen ging es dann richtig los und der Tag begann mit Regen, der von sanft über heftig alles am Spielplan hatte und mich im Lauf des Tages zu seltsamer Poesie verführte
(Vorsicht ab hier und Füße hoch – der Witz kommt flach ;):

„How do you call rain in Bath?
Shower.“

Badumz!

… nachmittags war meine an sich sehr wasserfeste Regenjacke dann kurz davor war, das Handtuch zu werfen (Badumdumz!) …

„Are you going to have a hot bath in Bath tonight?“
„No, I just had a cold shower.“

Badumbumbumz!

Ok, aus. ;)
Nun gehts wieder seriös weiter:

Also: Bath ist hübsch, sehr römisch, sehr voller Touristen und sehr voller leckerer Mampfstationen, auch Cafes, Bars, Pubs usw. genannt. Damit empfindliche Bäuche, die eher Schonkost zu sich nehmen sollten, das aushalten, besucht man (=ich) eine Pharmacy und holt sich was gegen Sodbrennen, was auf englisch „Heartburn“ heisst.

Das alte, römische Bad in Bath (kein Flachwitz) muss man gesehen haben. Es ist immerhin die einzige Thermalquelle in good ol‘ Britain, die aus einer massiven und sehr spannenden Verwerfung nach oben sprudelt (was geomantisch-radiästhetisch hochinteressant ist).

Das römische Bad ist architektonisch, historisch und auch sonst sehr beeindruckend. Auf Grund der Menschenmassen und dem Dampf, der an einem kalten Regentag noch intensiver ist, war es mir nach kurzer Zeit einfach zuviel. Für ein paar Fotos hat es gereicht und auch um (m)ein spannendes Plätzchen zu finden: der Überlauf des Thermalwassers, wo das heisse Wasser (46 Grad) herausschießt, Dampf und roter Stein und eine Stimmung, wie im Kessel der Urmutter.

Dann bin ich wieder an die frische Luft geflüchtet und habe im Freien auf die Gruppe gewartet.

Ausserdem gibt es Schwäne am Avon (und Avon bedeutet schlicht Fluss), riesige lachende Möwen (die massiv betteln können), Schlangen vor den Sehenswürdigkeiten (also viele Leute, die sich davor anstellen), köstlichen Fudge („Fadsch“ ausgesprochen),eine zauberhafte und demnächst mit Thermalwasser beheitzte Kathedrale, Charity Shops (Ich hab nichts gekauft dort! Der Käsehobel sei mein Zeuge!) und wenn man im Pub ausreichend Zeit einplant, kann man sehr köstlich speisen (und es gibt sogar richtiges, frisch gekochtes, sehr gutes Gemüse! Mit Vitaminen! Unfrittiert!) Und überall stehen Eulen herum, das Symbol der Göttin Sulis-Minerva, der die Römer die Therme geweiht hatten.

Bath ist ein schöner Ort, friedlich und freundlich, aber meinem Gefühl nach liegt über allem ein intensive, bittersüße Schwere. Es erinnert mich entfernt an Bad Ischl, im österr. Salzkammergut. Wobei das Monarchige hier durchs Römische ersetzt wird.

Besonders spannend für mich aber war der empathische Unterschied zwischen Irland und England und zwischen den Iren und den Engländern.

In Irland ist die Luft selbst grün, die Landschaft hat eine zarte, dennoch sehr kraftvolle Wildheit, es herrscht eine sehr typische Ungezwungenheit vor und man hat das Gefühl, zum Teil im Feenreich zu stehen. Was weniger luftig, esoterisch ist, als es sich anhört. Es ist im Gegenteil sehr erdig, lebendig und frisch. Die Anderswelt ist hier nicht nebenan, sondern Alltag. Die Menschen sind unheimlich nett und direkt, fröhlich und kumpelhaft. Man wird durchwegs mit „my Dear“, „Love“, „Darling“ angesprochen. Very Hippie-lyke, auf eine höfliche und ungemein liebenswerte Art.

In England hatte die Luft meinem subjektivem Gefühl nach eine cremegelbe, fast weiße Färbung. Auch hier sind die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit, jeder ist bemüht einem zu helfen. Aber es ist ein wenig distanzierter, nicht so kumpelhaft, eben eher britisch, was aber sehr charmant ist.

Nachdem ich noch nie in England war, Irland aber seit meiner Kindheit kenne, gab es viel „Neuland“. Die Sprache ist ja die gleiche – dachte ich ;)
Der Dialekt, die Färbung, die Betonung bestimmter Worte … ist anders. Besonders krass war für mich, dass die Doppelsprachigkeit weg war. In Irland ist ja alles englisch und irisch angeschrieben, auch die Durchsagen sind zweisprachig. Beim Lesen der Ortsnamen ist man in Irland auf eine gewissen Kenntnis des gälischen angewiesen, weil die englischen Übersetzungen dem Originalwortlaut nicht immer nahe kommen.

In England ist alles auf englisch (natürlich ;), die Ortsnamen im Vergleich simple zu lesen und man hat es beim Aussprechen deutlich leichter.

Mittags heißt es dann „Baba Bath“ (Baba wie Tschüss … der musste noch sein, ich freu mich schon die ganze Zeit darauf, das zu schreiben ;-), dann geht es weiter Richtung Glastonbury, nach Somerset, wo wir mehrere Nächte bleiben. Der Käsehobel ist jedenfalls schon bereit und angesichts der Koffersammlung unserer Gruppe bin ich unheimlich stolz, dass mein Behältnis zu den kleineren zählt (der Käsehobel grinst zufrieden … und sehr kumpelhaft, wie ich finde. Er dürfte sich in Irland gut entspannt und angepasst habe ;-)

Alle Geschichten/Beiträge von meiner Käsehobel-Challenge findet ihr hier.

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