Anderswo

Über üppigen Tee, Heilige Quellen und good ol´ Dublin – mit dem Käsehobel in Irland

Falls wer nicht weiß, was es mit dem Käsehobel und dieser Challenge auf sich hat (und es gerne wissen will ;): Lies am besten den ersten Beitrag, dann weißt du worum es geht.
Die Kurzform:
Für eine dreiwöchige Reise durch Irland und England habe ich mir als Ziel gesetzt, mit möglichst kleinem Gepäck zu reisen. Für all das, was ich sonst immer an Überflüssigem mit mir mitgeschleppt habe, reist der Käsehobel anstelle mit und sorgt auch unterwegs dafür, dass sich mein Zeug nicht vermehrt, Stichwort Käsehobel-Faktor. In den Käsehobel-Gechichten berichte ich über den Verlauf der Reise und die Orte, die wir besuchen.

Tee im Kloster, Second Hand, ein seltsamer LolliPope und eine heilige Quelle

Dienstag stand ein kleiner Event in the Convent am Plan: Mae wurde anlässlich der National Heritage Week (Motto: Share your story. Make a connection) gebeten einen kleinen Vortrag über Sequoien, also Redwood Mammutbäume, zu halten.

Sequoien gibt es in Irland viele. Man nennt sie hier noch immer Wellingtonia gigantea, nach dem Duke of Wellington, der Ire und der erste Baumpate dieser Redwoodversion war. Erst einige Zeit später und nach einem weiteren Namenswechsel (Washingtonia) erhielten die Bäume den Namen Sequoia, nach einem Indianerhäuptling. (Wie ich dank Jürgen Schullers Baumgeschichten weiß)

Die schönen Bäume waren eine Zeit lang ein Statussymbol in den herrschaftlichen irischen Gärten.
Mittlerweile sind daraus gewaltige Riesen geworden – monumentale Wahrzeichen einer vergangenen Epoche. Aber die Zeiten ändern sich. Die herrschaftlichen Gärten werden weniger und viele Bäume wurden umgesägt. Großteils ohne Wissen, dass es sich um Besonderheiten handelt. Nun versucht man das Bewusstsein um diese schönen Riesen zu mehren und die verbliebenen unter Schutz zu stellen.

Der Vortrag fand im McAuley Place statt. Früher ein Nonnenkloster wurde der Konvent vor einigen Jahren zu einer sehr besonderen Seniorenresidenz umgebaut. Die Bewohner leben autark in kleinen Wohnungen, die Kosten sind moderat, die Umgebung altersgerecht und zentral gelegen. Die Organisation beruht fast ausschließlich aus Freiwilligen.

Es herrscht eine herzliche, sehr fröhliche Athmosphäre vor. Wenngleich die engen, nun bunt gestrichenen Gänge noch immer viel „konventiges“ an sich hab

Bevor es losgeht gibt es Tee.
What else ;)

Tee ist weder in Irland noch in England eine simple Angelegenheit und weit mehr als das Versenken eines Teebeutels im heissen Wasser, mit anschließendem Trinken. Es gibt auch so gut wie nie „nur“ Tee. Und schon gar nicht wenn man in einen Tea Room geht.

Wir waren im Convent Tea Room und er erfüllt jedes Cliché, dass man mit einem solchen Tea Room verbindet: Putzige Deko an den Wänden und auf den Gesimsen, ein Kamin, herzliches Lachen, lautes Geplauder, jeder kennt jeden und ein unbeschreiblicher Geruch nach frischem Tee, Kuchen, Torten, Suppe, glücklichen, zufriedenen Menschen. Ein bisschen mehr von allem und man könnte die Luft in Scheiben schneiden und als Souvenir verkaufen.

Es gibt Teekännchen, mit glutheißem, starken Tee, Milch, Zucker und üppige, unfassbar köstliche Mehlspeisen, deren Kaloriengehalt für eine Inselumrundung reicht.

Wichtig:

Das Wasser für den richtigen (schwarzen) Tee muss kochend, also sprudelnd, in die Kanne gegossen werden. Nur dann ist der Tee „right“.

Und es hat mich nur ca. drei Jahre und unzählige misslungene Versuche gekostet, bis es mir endlich gelang Mae einen Tee zu machen, der „ok“ war.

So umgänglich die Iren in vielen Dingen sind: Bei Tee hört die Toleranz auf ;)

Der Tee ist heiss und stark, ausserdem hübsch mit einem gehäkelten Jäckchen am Kännchen bestückt. Diese Teewärmer werden in verschiedenen Versionen von den Bewohnern des McAuley Places selbst gemacht. Dazu gibt es entzückende Teetassen, die von denen, die hier eingezogen sind, gespendet wurden.

Die Umgebung ist einfach bezaubernd und vor mir steht ein imposantes, glutenfreies, gut 1000 Kalorien schweres, leider sehr verlockendes Tortenstück, das darauf wartet genossen zu werden (unter Beobachtung der Tea Room Mannschaft und sämtlicher, mir im Schnelldurchgang vorgestellten Bekannten von Mae, die nun alle wissen wollen, wie es der Österreicherin schmeckt)

Was nun doch ein bisschen tragisch ist, denn ich hatte einen mehr als üppigen Lunch. Den ich mir an sich leicht und klein vorgestellt hatte. Aber dabei dummerweise vergaß, dass man in Irland immense Portionen bekommt und das Adjektiv „leicht“ in der irischen Küchen nicht vorkommt.

Der Grund für die riesigen Portionen waren angeblich die amerikanischen Touristen. Sie beschwerten sich über die, ihrer Meinung nach, zu kleinen Mengen und verlangten nach mehr. So hat sich in kurzer Zeit eine Gastrokultur entwickelt, die in Kombination mit der von Haus aus sehr … nun ja, sagen wir mal: deftigen irischen Küche ;) eine hochkalorische, kohlehydrat- und fettreiche Kost in Riesenmengen serviert.

Pommes (French Fries) gelten übrigens als Gemüse und sind bei so gut wie allem mit dabei. Salat hingegen muss man meist extra bestellen. 

Ich wollte mittags nur einen kleinen Salat und einen Sandwich.

Tja, kann mich nicht beschweren nix gekriegt zu haben ;)
Es war glutenfrei, frisch zubereitet und köstlich. Aber eben eine irische Portion, als genug für eine Kleinfamilie.

Nun also ein Tässchen Tee und ein entzückende Kalorien-Zuckerbombe. Falls ich beim Weiterflug am Samstag Übergepäck zahlen muss, liegt es nicht am Koffer ;)
Der Käsehobel hat in dem Fall auch nicht versagt, es war eine emotional-kalorische Ausnahmesituation.

Der Vortrag war toll und spannend.
Glaube ich.
So genau kann ich es leider nicht sagen. Mein Hirn war ein wenig blutleer, der Körper mit Verdauen beschäftigt. Ich glaube, man nennt sowas Zuckerschock.

Gegen Ende war ich dann wieder halbwegs bei mir, worauf meine Sitznachbarin erfreut mit typisch irischem Smalltalk reagierte. Das ist etaws, das ich an den Iren so liebe: Egal wohin man kommt, man wird sofort beachtet, befragt und mit Infos befüllt, mehr als man wissen wollte und immer spannend.

So auch hier und als ich erzählte, dass ich in ein paar Tagen nach England weiterreisen würde, um unter anderem Stonehenge zu sehen, meinte die nette Lady liebenswürdig:

Well, Stonehonge, hm? Quite nice … but if you remember: wir haben ja Newgrange hier … also denk dran, wenn du in Stonehenge stehst, Newgrange ist um einiges älter … und kompletter.

Ich werde an sie denken, wenn es dann soweit ist ;-)
Newgrange, dass ich vor gut 15 Jahren besucht habe, ist wirklich eine tolle Anlage, absolut sehenswert und wie sie richtig sagte, nicht so „modern“ wie Stonehenge.

Wenn wir schon unterwegs sind, schauen wir noch in den Vincent Boutiques vorbei!
Damit waren keine exquisiten Modegeschäfte gemeint, sondern die Charity Shops:Second Hand Läden, deren Einnahmen einer wohltätigen Sache zugute kommten.

In so einem Fall darf man dann nicht kleinlich sein – Wohltätigkeit ist etwas Feines und ich helfe gerne, you know ;)

Der Käsehobel hats aber dann doch stark eingeschränkt und einmal mehr waren mein Urlaubsbudget (und nachträglich auch ich) froh darüber.

Ein Ding aber konnte auch der Käsehobel nicht abwenden: Den Erwerb eines LolliPopes – ein Zuckerschlecker im Kingsizeformat, mit einem etwas seltsamen, leicht beängstigenden Konterfei von Papst Franziskus, der Irland am Wochenende besuchen wird.

Das Ding wandert jedoch nur eine Insel weiter und ist ein (bestelltes, also ausdrücklich gewünschtes!) Mitbringsel für einen Freund.

Der Blick der Kassierin war jedenfalls sehenswert. Und die schüchterne Frage „Are you going to see the pope …?“ sprach Bände.

Der Besuch des Papstes ist aktuell ein heißes Thema, die Begeisterung über diese Visite ist sehr enden wollend und es gibt und gab zahlreiche Demonstrationen.

Den Lollipope habe ich jedenfalls schnell in meiner Tasche verstaut, eine derartige Frage reicht, und der netten Lady versichert, dass ich ganz sicher nicht vorhabe den Papst zu sehen und es sich bei dem Zuckerding um einen kleinen, internen Scherz handelt. Sie war erleichtert.

Käsehobel-Antishopping im Outlet-Center, Bridget´s Well & Geschichtsnachhhilfe

Der Mittwoch beginnt kühl und regnerisch, herrlich zum Ausschlafen. Nach einem gemütlichen Morgen steht ein Besuch in Bridget´s Well am Programm. Aber zuerst gehts zum Lunch und zwar in ein Outlet-Center: Kildare Village.

Noble Marken und teure Ware zu einem vermeintlich günstigen Preis und ein erstklassiges Bio-Restaurant mit einem absolut phänomenalen Speisenangebot: der beste Lunch ever!

Und zwar in schaffbarer Menge ;), außerdem mit echtem, frischen Gemüse (keine French Fries!), glutenfrei, auf Wunsch auch vegan … und einfach unfassbar lecker.

Die „Pavlova“ als Nachtisch hätte vielleicht nicht sein müssen, rein mengentechnisch. Aber man hat ja auch eine gewissen Recherche durchzuführen, auf so einer Reise und ich kann euch nun guten Gewissens sagen: absolut empfehlenswert!

Mittlerweile kam dann auch die Sonne raus und dem Käsehobel sei Dank wurde aus dem kleinen Verdauungsspaziergang durch das hübsche Outlet-Center keine Shopping Tour.

Nach einer kleinen Sightseeingfahrt durch „The Curragh„, die flachste Landschaft Irlands, inklusive achaischer, heiliger Hügel, sind wir bei Bridget´s Well angekommen.

BRIDGETS WELL

Die Hlg. Brigid ist eine christliche Nachfolgerin der alten Göttin Brigida/Brigid, manchmal auch Brigit oder Bridget. Wie bei vielen Dingen wurden im Zuge der Christianisierung hier einfach nur die Namen und ein paar kleine Details geändert. Ursprünglich war sie eine Kriegergöttin, die Tochter von Dagda, aber auch für Poesie, Heilung und Schmiedkunst zuständig.

Der (christlichen) Legende nach war sie die Tochter eines irischen Anführers, die zum christlichen Glauben übertrat. Nach einer großen Schlacht versuchte sie den Verwundeten zu helfen. Immer wieder baten Sterbende sie um Beistand. Weil sie aber kein Kreuz hatte, das sie ihnen in die Hand geben konnte, nahm sie kurzerhand ein paar Schilfhalme und flocht ein Radkreuz.

Dieses Kreuz (Brigids Cross) findet man in so gut wie allen irischen Haushalten und es ist – wer hats erraten? ;) – älter als das Christentum.

Brigid ist auch Landespatronin von Co. Kildare. Kildare, auf irisch Cil Dara, bedeutet so viel wie Church of the Oak – also Eichenkirche.

Die Eiche ist Brigid Baum und ihr heilig. Was ich insofern spannend finde, da die Eichen in unseren Breiten mythologisch eher männlich konotiert sind.

Brigida, wie ihr gälischer Name lautet, ist eine dreigestaltigen Göttin, die alle drei Aspekte (weiß, rot, schwarz) in sich vereint. Somit ist sie eine wahrlich alte Göttin in diesem Land, das an alten Göttern reich ist.

Heute wird sie hauptsächlich mit ihrem weißen, jugendlichen Aspekt gesehen. Dieser Aspekt ist auch der wildeste, denn damit verbunden ist das erste Licht, das Aktivwerden der Natur nach dem Winter, das Wachwerden der Inspiration und des neuen Bewusstseins – was durchaus auch ein kriegerischer, wilder Aspekt in sich birgt.

Die Eiche widerum ist eine der alten, heiligen Druidenpflanze, die auch im Winter ihre Blätter behält und sie erst loslässt, wenn die neuen da sind. Ein schönes Symbol für Beständigkeit und kontinuierliche, sich den Energien anpassende Begleitung durchs Jahr.

St. Brigid´s Well, nahe Kildare Town, ist ein wunderschöner, ungemein friedlicher und sehr lichtvoller Ort. Klein und ein wenig abseits gelegen ist es eher ein Ort, der den Einheimischen bekannt ist und von touristischen Massen verschont wird.

Am Abend des letzten Jännertages findet sich die heimische Bevölkerung hier ein und feiert Brigids „Wiederkehr“ – denn sie ist diejenige, die das Licht in die Welt zurückbringt. Bei uns ist das Lichtmess, in Irland wird es nach wie vor Imbolg (Imbolc) genannt.

Aber auch unterm Jahr und an ganz normalen Wochentagen finden sich hier immer Menschen. Es herrscht eine sanfte Stimmung vor, zarte Fröhlichkeit und ich habe bei jedem ein Lächlen gesehen. Manche sitzen ein Weilchen am Ufer des kleinen Bachs, andere schlendern versunken herum und fallweise finden sich Menschen, die Rosenkränze oder die hier üblichen Brigid-Gebete auf gälisch bei den Steinen sprechen. Fünf Steine sind es, in einer Linie auf dem unterirdischen Bachlauf aufgestellt, zwischen der eigentlichen Quelle und dem Platz, an dem das Wasser wieder an die Oberfläche kommt.

Man betet also gegen den Strom, hin zur Quelle.

An den Bäumen und Sträuchern hängen Tücher, Bänder und Fäden. Sie werden als symbolisches Bittgesuch an Brigids hier angebunden. Meist mit der Bitte um Genesung von Krankheit oder Schmerz, aber oft auch um für einen Verstorbenen zu bitten und als Erinnerung.

Vor zwei Jahren haben Mae und ihre Familie für meine Mutter, die 2016 gestorben ist, ein Halstuch an einen der Bäume gebunden. Das Tuch ist nicht mehr zu finden. Die Winterstürme reinigen die Bäume (und den Ort) und liefern so die Bitten bei Brigid ab.

Es ist ein herrlich friedlicher Ort, mild abladend, ideal zum Meditieren, um zur Ruhe zu kommen, sich wieder denken hören und spüren können.

Rundum stehen ein paar schöne Weißdornbüschen (Hawthorne) und natürlich auch einigen Eichen. Besonders beeindruckend war eine mächtige, heilige Linde, die auf der Straße zum Parkplatz die Straße überschattet. Ein energetisches Tor, die Wächterin des Ortes.

Brigid´s Wells gibt es mehrere in Irland, aber in Co. Kildare, „ihrem“ heiligen Eichenland, ist dies die einzige heilige Quelle, die ihr gewidmet ist.

Sehr nett fand ich auch noch diese Geschichte über Brigid:

Als der Priester bei ihrer Initiation zur Nonne die segnenden Worte sprechen wollte, wurde sein Geist von einer höheren Macht übernommen. Statt die Worte zur Nonneninitiation zu sprechen, kamen die für die Weihe zum Bischof bestimmten Formeln aus dem Mund des Priesters. Bridget wurde somit, durch göttliche Fügung, der erste (und ich glaube einzige ;) weibliche Bischof Irlands.

Bei der Heimfahrt nach Naas bekomme ich noch etwas Einblick in die (für Außenstehende doch sehr verwirrende) irische Geschichte, diesmal was Naas selbst betrifft:

Naas bedeutet auf irisch An Nás – the Naas, wobei das „the“ wichtig ist, denn übersetzt bedeutet es: Der Treffpunkt der irischen Könige, die sich hier mindestens einmal im Jahr versammelten um wichtige Dinge zu besprechen und zu verhandeln.

Es gibt übrigens mehrere Vincent Boutiques im Land. Was gut ist, wenn man gerne wohltätig aktiv sein will, zum Beispiel durch einen Kauf im Laden. Weniger gut ist es, wenn man mit kleinem Gepäck unterwegs ist und solche Käufe aus Käsehobelgründen tunlichst vermeiden sollte ;)

Damit meine (wenigen!!!) Spendenkäufe Platz im Koffer haben, wechselt eine meiner multifunktionellen Yoga-Rock-Pulli-Hosen die Besitzerin und wird in Zukunft meine irish Sister Idé begleiten. Somit sind der Käsehobel und ich gleichermaßen happy. Halleluja ;-)

Der Zug ist pünktlich, Grafton Street nobel, das Museum fantastisch und am Hafen scheint die Sonne

Am Donnerstag beschließt Mae mit mir nach Dublin zu fahren, mit dem Zug. Was früher mit einer Extraportion Geduld verbunden war, denn die Züge und Busse waren alles andere als pünktlich und „… waiting for the bus …“ ein geflügeltes Wort.

Das hat sich mittlerweile geändert und mehr noch: das System des öffentlichen Verkehrs in Irland ist in mehrfacher Hinsicht vorbildlich. Zum Beispiel dürfen Pensionisten hier ab einem bestimmten Alter vollkommen kostenlos auf allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren – und zusätzlich noch eine unterstützende Begleitperson mitnehmen, gleichfalls ohne Kosten.

Das macht die Fahrt nach Dublin zu einem angenehmen und günstigen Vergnügen.

Vom Bahnhof geht es mit dem Bus weiter, am Liffey entlang und die Fahrt wird mit Geschichten und Geschichtchen verkürzt. Zum Beispiel der über das Spital von Dublin, dass die Briten noch unter ihrer Herrschaft errichtet haben – nach falschen Plänen.

Denn zeitgleich mit dem Dubliner Spital wurden eines in Indien geplant. Aber irgendwer hat die Pläne vertauscht und die falschen nach Irland geschickt. So wurde das irische Spital nach den Plänen für das indische errichtet. Weswegen sich ein, gegen die (hier nicht wirklich intensive) Sonne überdachter Gang im Innenhof befindet.

Das erste Ziel des Tages ist die noble Grafton Street und weil es gerade ein wenig nieselt, lassen wir den Schaufensterbummel aus (Käsehobel und Konto haben erleichtert aufgeatmet) und gehen gleich zu Bewley´s – „dem“ Cafe in Dublin, dem noblen Demel in Wien gleich.

Das Ambiente ist exquisite, die Stimmung lebendig und es ist ziemlich voll. Aber wir bekommen einen Tisch und in Bälde steht eine weitere Kalorienattacke vor uns.

Marys Cake, ohne Mehl, sehr exzellent, unbeschreiblich schokoladig, unbeschreiblich üppig und das gute Stück wird mich bis zum Abend sättigen. Sofern wir zu Fuß nach Naas zurückgehen.

Es wäre nicht Irland, wenn nicht nach kurzem ein Smalltalk mit dem Nachbartisch am Laufen ist und – wie zu erwarten – der eine nette Herr ist aus Limerick („I knew it! Man hörts am Akzent.„), der andere aus New Jersey und innerhalb von 5 Minuten war man am Austauschen der Ahnenliste um zu sehen, ob man nicht miteinander verwandt ist, denn da gabs doch Verwandte gleichen Namens in Amerika …? usw. usf.

Nachdem das Wetter weiter unentschieden zwischen Regen und Sonne hin und hergondelte geht es als nächstes ins Nationalmuseum von Irland.

Die Museen sind in Irland großteils frei zu besichtigen, Kultur soll für jeden zugängig sein. Lediglich bei manchen Sonderausstellungen wird Eintritt verlangt.

Im Nationnalmuseum gibt es gerade mehrere sehr sehenswerte Ausstellungen. Unter anderem über „The Treasury“, eine über prähistorische irische Goldfunde und eine über Brian Boru und die Schlacht von Clontarf 1014, wo sich Irland angeblich von den Wikinger befreit hat. Zumindest war das bis vor kurzem die allgemein bekannte Meinung. In den letzten Jahren kamen aber berechtigte Zweifel auf.

„Clontarf is probably the best-known battle in Irish history, but also one of the least understood. Popular perception sees the battle as the great victory where the Christian king of Ireland, Brian Boru, defeated the pagan Vikings and drove them out of Ireland. But is this correct?“

So dürfte es sich weniger um eine Schlacht gegen grausame Invasoren gehandelt haben, denn um einen politischen Machtkampf rund um die absolute Oberhoheit im Lande, im speziellen aber um die Herrschaft über die damals eben aufblühende Stadt Dublin.

Brian Boru gewann die brutale Schlacht am Karfreitag, 23. April 1014, die Gegner wurden großteils massakriert. Brian selbst aber konnte nur kurz triumphieren. Als er nach der Schlacht in seinem Zelt betete, wurder von einem gegnerischen Gefangenen (andere sagen von einem sich am Rückzug befindende, fliehenden Wikinger) überfallen und getötet.

Das Nationalmuseum ist ungemein beeindruckend und bietet neben den Sonderausstellungen auch einen schönen Einblick in die spannende Geschichte Irlands. Besonders fasziniert haben mich die Keramiken aus der Frühzeit. Die geometrischen Malereien sind so fein und präzise! Ein sehr beeindruckendes Beispiel prähistorischer Kunst.

Es gibt auch zwei schöne Stelen mit Ogham-Schrift, gleichfalls sehr faszinierend (und man darf hier nicht fotografieren, was ich auch nicht getan habe. Also nachdem man es mir gesagt hat ;)

Schlussendlich kam dann doch auch die Sonne raus und wir fuhren zum Hafen von Dublin, nach Dun Laoghaire.

Möwen, Segelboote, Leuchtturm und das Meer im Sonnenschein – kitschig schön, herrlich erfrischend und ein wunderbarer Ausgleich nach der intensiven musealen Kopfnahrung.

Trotz eher lauer Temperaturen waren sogar ein paar Kinder im Wasser.

Weils so wahr, witzig und auch wichtig ist, hier abschließend noch besondere Geschichte von Mae:

Sonia O´Sullivan ist (war?) Langstreckenläuferin, sehr erfolgreich und das ist in Irland immer gleichbedeutend mit einem Heiligenstatus. Als sie also bei einem wichtigen Lauf weit abgeschlagen unter „ferner liefen“ landete, war das gesamte Land erschüttert, fast wären die Fahnen auf Halbmast gesenkt worden, das Volk war geschockt – how could this happen?!!!

Das Problem war, dass Sonia am Morgen des Wettkampftages Bauchkrämpfe und Durchfall hatte. Das ist nicht unbedingt die beste Voraussetzung für einen Wettkampf. Insofern verständlich, dass sie Probleme hatte und meiner Meinung nach bewundernswert (wenn auch nicht sehr klug), dass sie überhaupt teilgenommen hat.

Aber dennoch war ganz Irland zutiefst erschüttert, es wurden Expertenrunden abgehalten und natürlich war jeder im Land ein Experte. Das ganze nahm skurile Formen an … bis Sonias Vater John O ´Sullivan sich meldete und die Worte sprach, die die Dinge wieder ins rechte Licht rückten:

So what? Nobody died.“
Eine Phrase, die seither bei übertrieben und künstlich aufgebauschter Entrüstung zur allgemeinen Beruhigung verwendet wird.

Der Käsehobel reist weiter …

Morgen geht es nach Bath, England, via Bristol und das bedeutet: Koffer packen und Abschied nehmen :`-(

Mit Trauer im Herzen (und einer weiteren Pavlova plus üppigem Lunch im Magen). Aber auch mit gespannter Vorfreude auf die nächste Etappe der Käsehobel-Challenge-Reise.

Alle Geschichten/Beiträge von meiner Käsehobel-Challenge findet ihr hier

P.S.: Bitte sich nicht an der etwas inkonsistenten Formatierung zu stören – ich tippsel hier via Tablet und habe leider nicht die beste Internetverbindung, was zusammen fallweise eine etwas situativ-kreative Optik ergibt :) Ich machs daheim dann wieder gut.

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