Haus- und Wohnraum-Räucherung: Anleitung und Tipps
Im ersten Teil (siehe hier) habe ich allgemein über die geschichtliche und kulturelle Entwicklung des Räucherns erzählt. In diesem Beitrag geht es nun konkret darum, wie man sein Haus, seine Wohnräume ausräuchern kann und was es dabei zu beachten gilt.
Man kann beim Ausräuchern seiner Wohnräume eigentlich wenig falsch machen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist das sich nichts verändert und alles ist voller Rauch. Aber es gibt auch ein paar Dinge, die sich bewährt haben und darum hier eine Anleitung, anhand derer du dir dein eigenes Hausräucherungs-Ritual entwickeln kannst. Denn wenn man sich selbst und seinem Zuhause etwas Gutes tun will, dann lohnt es sich ein paar Grundlagen zu befolgen.
Inhaltsübersicht
Das Wichtigste: Die richtige Intention und ein Segen im Anschluss
Überlege dir eine Intention für dein Ritual. Das ist die innere Ausrichtung, die du dieser Zeremonie geben willst.
- Ist es eine Hausräucherung rund um ein Jahreskreisfest, wie zum Beispiel im Zuge der Rauhnächte oder der Sonnenwende?
- Gibt es einen aktuellen Anlass, ist vielleicht jemand krank (gewesen), gab es Streit, steht eine Familienfeier am Programm?
- Möchtest du klaren Kopf bekommen oder den Raum klären, weil du eine bestimmte Qualität hereinrufen willst?
- Bist du neu eingezogen und willst den Raum begrüßen und von den Belastungen der Vorbesitzer reinigen?
- Hast du neue (oder gebrauchte) Möbel, die du in dein „Gefüge“ integrieren magst?
- Hast du einfach das Bedürfnis dir und deiner Umgebung etwas Gutes zu tun … oder kannst den Grund eigentlich so gar nicht richtig benennen?
Egal warum du es machst: Sei dir zu Beginn klar darüber, was dich dazu bewogen hat und wo du den heutigen Schwerpunkt deiner Räucherung siehst. Geht es ums „normale“ Reinigen, dann halte diese Fokus während du den Rauch verteilst.
Denn das mit der Intention ist das Um und Auf des Ganzen. Sie ist dein Anker und deine Ausrichtung im Ritual, wo du das fokussierst, was nun passieren soll. Wenn du nur den Rauch im Raum verteilst, passiert auch „etwas“. Aber mitunter nicht das, was du ursprünglich im Sinn hattest.
Das Nächste: Wenn du den Raum reinigst, dann musst du ihn danach auch wieder „befüllen“. Der Rauch durchdringt alles, nimmt die destruktiven energetischen Schwingungen des Ortes, bindet sie an sich, und beim Lüften werden sie davon getragen. Du schaffst damit eine Art energetisches Vakuum und aus dem Physikunterricht wissen wir, dass sich ein Vakuum sehr leicht mit etwas anderem füllen lässt. Darum befülle den Raum aktiv selbst mit dem, was du darin haben willst – im Sinne von: Welche energetische Qualität soll sich hier nun entfalten?
Unterlässt man diesen Schritt, sammelt sich mitunter etwas anderes darin und das ist sehr wahrscheinlich nicht das, was du hier haben willst. Denk an ein Regal, das du leer räumst, um irgendwann etwas anderes hineinzustellen. Wenn du den Platz im Regal nicht reservierst, wird in kürzester Zeit aller möglicher Kram hier landen, den andere (und/oder du selbst) hier dauerhaft zwischenlagern und die vorherige Reinigung war obsolet.
Ein Räucherritual besteht aus 4 Schritten
- Das Vorbereiten: deine Intention, das Herrichten der Zutaten, eine schöne Ritualmitte schaffen …
- Das Reinigen der Räume mittels Rauch
- Das Lüften
- Das Rufen der neuen Qualitäten, entweder mittels einer segnenden Räucherung, durch Klang, mit einem gesprochenen Segen oder Gebet …
Je nachdem kann vor dem reinigenden Räuchern auch noch ein Schritt sein, wo du die Strukturen der Räume „auflockerst“: Du gehst mittels Trommel, Rassel, Klang … durch die Räume und bringst mit diesem Klang deine Umgebung ins Schwingen. Das ist wie ein kleines zartes Erdbeben, das aber auf energetischer Seite sehr tief geht und dafür sorgt, dass der Rauch danach besser wirken kann.
Kohle, Kräuterbündel, Stövchen, Räucherstäbchen … womit wird geräuchert?
Beim energetischen Hausräuchern brauchen wir Rauch, richtig guten Rauch. Klassisch nimmt man dafür Kohle, heute hauptsächlich spezielle Räucherkohle. Damit bekommt man intensiven und starken Rauch.
Alternativ kann man auch mit einem Räucherbündel räuchern – einem sog. „Smudge“ oder Kräuterstab. Dabei zündet man das vordere Ende über einer Kerze an, bis es glüht, und sich Rauch entwickelt. Der ist zwar nicht so intensiv und stark wie beim Räuchern mit Kohle, aber für eine Hausräucherung noch gut ausreichend.
Salbeiblätter kann man auch direkt lose in einer Räucherschale anzünden. Es entsteht ein dünnerer Rauch, je nachdem wieviele Blätter man nimmt. Neben dem Salbei kann man auch zusammengepressten Beifuß auf diese Art räuchern. Diese Art des Räucherns erfordert ein wenig Übung und empfiehlt sich als erster Durchgang einer Hausräucherung oder für eine kleinere Räucherung zwischendurch.
Das Räuchern mittels Stövchen ist eher ein energetisches Beduften des Raumes und für eine Hausräucherung nicht ausreichend. Es entsteht kaum Rauch, doch die Duftstoffe der Räuchermittel entfalten sich langsam und sanfter, was für die Nase angenehmer ist. Diese Räucherung wirkt eher auf seelisch-mentaler Ebene bei den BewohnerInnen des Ortes und hat weniger eine reinigende Wirkung auf den Ort selbst.
Das Räuchern am Stövchen kann man zum Beispiel im Anschluss an das Reinigen machen, wenn du die neuen Qualitäten in den Raum bittest/rufst. Oder in den darauffolgenden Tagen, als kleine, duftende Erinnerung und zur Intensivierung deiner Manifestation. Oder um Räume auf eine Nutzung vorzubereiten, zum Beispiel für eine Meditation, Familienfeier, Einstimmung aufs Yoga, Unterstützung bei Krankheit, beim Arbeiten, vorm Schlafengehen …
Räucherkegel und Räucherstäbchen haben gleichfalls nicht den gewünschten Effekt, den man für eine richtige energetische Hausreinigung braucht. Sie sind ebenfalls eher zum Beduften gedacht. Aber wenn es mal schnell gehen soll oder du gerade nichts anders bei der Hand hast, dann kannst du auch damit eine kleine Hausräucherung machen. Der Effekt wird zwar nicht der Gleiche sein, wie bei einer Räucherung mit Kohle und ausgesuchten Räuchermitteln, aber es hilft auf die Schnelle und vor allem auch toll, wenn sich unangenehme Gerüche breit gemacht haben.
Räucher-Zubehör:
- Räucherschale oder Räucherkelch
Oder eine kleine, feuerfeste Pfanne oder Schale aus der Küche. Du musst also nicht erst einen teuren Räucherkelch kaufen, damit du deine Räume reinigen kannst. - Räucherkohle
Am praktischsten ist die Räucherkohle mit Schnellanzünder. Der Geruch des Brandbeschleunigers (Salpeter) verfliegt sehr schnell. Diese Kohle gibt sehr viel und intensiven Rauch und das Räuchergut verbrennt rasch und gut. Sobald das Räuchergut verbrannt ist, was u.U. sehr schnell geht, wird es mit einem Löffelchen oder ähnlichem von der Kohle geschoben und man legt frisches Räuchermaterial auf.
Räucherkohle ohne Beschleuniger ist deutlich schwieriger in Gang zu bringen, dafür ist der Rauch weniger stark, sie hat keinen Eigengeruch und das Räuchergut hält etwas länger.
Wenn du mit Holz heizt, dann kannst du auch glühende Holzkohlestücke nehmen. Der Rauch ist hier ähnlich wie bei der Kohle ohne Brandbeschleuniger. Aber du ersparst dir das recht mühsame Anglühen der „unbeschleunigten“ Kohle. - Räucherzange
um die Kohle anzuzünden – schont deine Finger ;-) - Löffelchen oder kleine Gabel
Um das Räuchergut aufzulegen bzw. das Verbrannte wegzuschieben. - Räuchersand
Ist unabdingbar, vor allem wenn du mit einem Räucherkelch oder -schale räucherst. Er schont das Gefäß und die Kohle hält auch länger. Bist du fertig ehe die Kohle aufgebraucht ist, kannst du die glühende Kohle mit Sand bedecken und löschen. - Feder oder Fächer
Um den Rauch zu lenken und in bestimmte Richtungen zu wedeln - 1-2 Kerzen
Eine als Ritualkerze und ev. eine zweite, zum Anzünden der Kohle - Streichhölzer oder Feuerzeug
Klingt logisch, aber glaub mir, sowas vergisst man gerne ;-) - Unterlage für den Räucherkelch/schale
Z.B. ein Topfuntersetzer aus Kork - Räucherstoffe
Passend für dein Anliegen - Eventuell ein Mörser
Um die Räucherstoffe zu zerkleinern und gut miteinander zu vermischen. Zum Einen sorgt das dafür, dass sich die Aromen besser aufbauen können. Zum Anderen entsteht durch das Vermischen eine verbindende Qualität der Stoffe – sie werden zu einem Ganzen.
Ritualmitte – dein Räucheraltar
Gestalte dir einen Platz für dein Räucheritual, eine Art Altar, wo du alles, was du brauchst schön anrichtest. Du kannst diese Ritualmitte ganz nach deinen Wünschen und Ideen schmücken. Schön ist eine eigene Decke in der Mitte, die du nur für diese Zwecke verwendest. Bei unseren Jahreskreisprodukten findest du zum Beispiel Stoffpanele, mit dem Jahreskreis-Symbol oder dem dreifarbigen Mondzyklus, mit denen du dir deine eigene Ritualdecke für die Mitte gestalten kannst.
Dieser Räucheraltar bzw. diese Ritualmitte ist das Zentrum deiner Zeremonie. Von hier gehst du weg, hierher kommst du zurück, hier beginnt und endet dein Ritual. Wenn dir beim Begehen etwas ausgeht, gehst du hierher zurück und holst es dir.
Neben dem notwendigen Zubehör, siehe oben, kannst du auch Symbole auflegen und diese Mitte nach deinen eigenen spirituellen Vorstellungen gestalten. Du bist da ganz frei – sei kreativ und umgib dich mit den Dingen, die dir für die Arbeit hilfreich erscheinen.
Als Beispiel hier ein paar Ideen:
- Je ein Symbol für die Elemente und/oder die Himmelsrichtungen
- Ein Symbol für dein Anliegen, wenn du zum Beispiel für oder wegen etwas Bestimmten räucherst – mit dem Symbol ist es physisch anwesend, wird gesehen und wahrgenommen
- Ein Symbol für den Ort selbst, für dein Zuhause, deine Wohnung, dein Haus …
- Ein paar frische Blumen oder ein Stück Holz, Wurzeln … etwas aus der Natur
- Eine Symbol oder eine Statue, die für dich eine spirituelle Bedeutung hat – zum Beispiel Buddha, ein Engel, die Hlg. Maria, eine Göttinnenfigur … je nachdem, was für dich stimmig ist und passt!
- Klanginstrumente, wie Trommel, Rassel, Glocke, Klangschale …
Was hier zählt ist das, was dir gefällt und für dich passt. Weniger ist oft mehr, du musst deine Mitte nicht überfrachten. Sie wirkt, weil du ihr den Auftrag dazu gibst, nicht weil viel Zeug hier liegt.
Räuchermittel: Kräuter, Wurzeln, Holz und Harze
Vielleicht hast du schon Räucherbücher, wo Räuchergut beschrieben wird. Dann schau da nach, was für dich und das aktuelle Thema passt. Falls du mehrere Bücher hast, von unterschiedlichen AutorInnen, hast du vielleicht die Erfahrung gemacht, dass manche Stoffe unterschiedlich beschrieben werden. 100 AutorInnen haben 100 Meinungen zu Räucherwirkung diverser Kräuter und Harze. Das bedeutet aber nicht zwangsweise, dass 99 sich irren und nur einer (aber wer?) recht hat.
Räuchermittel haben viele Wirkebenen – physisch, psychisch, seelisch, auf den Ort, auf den Menschen, auf Tiere … Manche wirken gut alleine, andere sollte man immer kombinieren mit anderen Mitteln. Es gibt mittlerweile schon sehr gute Mischungen für die unterschiedlichsten Anliegen und du kannst durchs Jahr auch sehr viel selbst sammeln, dir also eine Räucherapotheke aufbauen mit dem, was bei dir wächst.
Welches Mittel du wofür nimmst, kannst du anhand von Literatur entscheiden oder intuitiv. Sehr hilfeich ist, wenn du einen persönlichen Bezug zu dem Kraut oder Harz hast, also weißt wo und wie es wächst, wie es in der Natur aussieht und du eine gedankliche Verbindung dazu herstellen hast.
Rosmarin zum Beispiel kennen die meisten. Er ist ein wenig herb, aber im Grunde sehr erfrischend. Die spitzen, harzigen Nadeln stechen nicht, aber sind ein wesentliches Charakteristikum und verweisen auch auf seine Wirkung: Er bringt einen Fokus ins Ganze, sorgt für Konzentration, macht wach und ist eher kühlend, erfrischend, reinigend. Zugleich aber ist er auch die Erinnerung an die heißeste Zeit im Sommer, wo die höchste Sonnenkraft auf ihn einwirkt. Kulturell hat er eine Verbindung sowohl zum Leben, als auch zum Tod, steht also für Anfang und Ende. Manche sehen in ihm auch den brennende Dornbusch aus der Bibel, da sich die Nadeln leicht entzünden lassen. All das und viel mehr ist das, was sich beim Räuchern entfaltet – neben dem Duft des Krautes.
Wichtig bei der Auswahl:
Es muss dir und allfälligen anderen Anwesenden gut unter die Nase gehen. Wenn jemand ein Problem mit Weihrauch hat, dann nimmt man eine Alternative (z.B. Harze von Nadelbäumen). Man muss das nicht mit Gewalt „durchdrücken“. Es ist ein multisensorisches Geschehen und soll eine Wohltat für dich, den Raum und alle Beteiligten sein.
Hier ein paar Klassiker, die sich bei bewährt haben:
- Gartensalbei – hat eine heilend-reinigende Wirkung
- Beifuß – unser ältestes Heil-, Koch- und Ritualkraut! Schützt vor Negativität, reinigt in der Tiefe, verbindet die Ebenen, öffnet und löst, was gelöst werden soll
- Mistel – dreht alles Negative um, klärt die Sphären, wirkt auch gut vorbeugend (z. B. vor „problematischen“ Feiern ;)
- Harze von Kiefer, Tanne, Fichte oder Zirbe – sollten alle sehr gut trocken sein (frisches, selbst gesammeltes Harz mind. 1-2 Jahre trocknen lassen). Jedes hat eine eigene, spannende Wirkung, mit der man der Räuchermischung eine bestimmte Richtung geben kann. Speziell Zirbenharz ist ein wunderbarer Alleskönner. Da hält sich nichts Negatives, und es ist vor allem in Grippezeiten sehr hilfreich, da antiviral. Alternativ kann man auch die Rinde oder Zapfen von Zirben nehmen.
- Wacholderbeeren – Klassiker, der in keiner reinigenden Mischung fehlen sollte. Bringt die Kraft der Tiefe mit hinein und verbindet auch zu den Ahnen. Alternativ kann man auch Nadeln vom Wacholder nehmen
Nicht original bei uns heimisch, aber gleichfalls sehr bewährt:
- Weihrauch (bitte auf gute Qualitäten achten!) – wirkt leicht desinfizierend, ist weniger energetisch reinigend, dafür auf spiritueller Ebene öffnend.
- Lorbeerblätter – gut gegen Flüche, reinigend, stärkend, Stimmungsaufhellend, belebend und ein Klassiker aus dem Gewürzregal. Er erdet und macht klar Schiff.
- Palo Santo, das heilige Holz – weniger für eine Reinigung, aber ein sehr einfach zu handhabendes und tolles Mittel für eine segnende Räucherung im Anschluss. Einfach ein Stückchen Holz direkt anzünden, zum Glühen bringen, und den Rauch genießen. Gibt Geborgenheit, Frieden, beruhigt und stärkt.
Aus diesen Zutaten kann man sich eine Grundmischung für eine reinigende Räucherung erstellen, die dann anlassbezogen erweitert wird.
Zum Beispiel mit:
- Angelikawurzel – erdet intensiv, wirkt entspannend bei Stress, baut also Spannungen ab, sehr hilfreich bei Ängsten …
- Meisterwurz – die kleine Königen der Alpen. Sie wirkt harmonisierend, aufbauend, stärkend, belebend, reinigend und festigend, baut Stress und Spannung ab und wurde auch gegen Hexerei und Krankheiten eingesetzt. Wie alle Wurzeln erdet sie auch.
- Thymian – desinfiziert und ist super, um vorbeugend oder nach Krankheiten zu reinigen. Er reinigt auch von (ungeliebter) Vergangenheit, gibt Trost und Schutz vor negativer/schadender Energie, hilft auch gut bei Schwäche (physisch und psychisch)
- Berufskraut – gut wenn man das Gefühl hat, dass „Falschheit“ oder schlechte Gedanken von außen im Raum hängen. Das“Berufen“ im Namen kommt vom „falsch reden“. Es ist sehr zart, aber auch sehr stark und setzt sich gut durch.
- Lavendel – reinigt, beruhigt, entspannt und gibt einen wunderbaren Duft, der geistig und körperlich wach macht.
- Kampfer – mein aktuell liebstes Harz, weil es ganz wunderbar gegen alles Krankmachende vorgeht und nichts Negatives um sich duldet. Aber Vorsicht: Nur in kleinsten Mengen verwenden!
Variationen:
- Statt „normalen“Weihrauch den blumig duftenden Rosenweihrauch nehmen
- Den Beifuß gegen den Wüstenbeifuß oder den einjährigen Beifuß (Artemisia Annua) tauschen – jede Art bietet die „grundlegenden“ Beifußeigenschaften, aber gibt zusätzlich eine besondere Komponente dazu
- Statt Gartensalbei den amerikanischen, weißen Salbei nehmen, den sog. White Sage, den man auch als Räucherstab bekommt. Auch diese Arten sind von der „Grundkonstitution“ her gleichwertig, jedes mit seiner eigenen besonderen Ergänzung
Oder du greifst auf eine fertige Mischung zurück, die du in guten Drogerien oder im Fachhandel bekommst. Wenn möglich schnupper vorher daran. Deine Intuition und Geruchssinn sagen dir dann, ob es für dich und dein Anliegen passt.
Empfehlung und gut zu wissen
Klassisch sollte eine Räuchermischung aus Kräutern, Harz und Wurzeln bzw. Holz bestehen. Damit hast du alle pflanzlichen Qualitäten und zugleich auch alle Elemente in deiner Räucherung versammelt.
Denn beim Räuchern verbinden sich die vier Elemente:
- Feuer – ist klar, man braucht es, damit man etwas Verbrennen kann
- Luft – damit das Feuer in Gang kommt und die Luft trägt den Rauch
- Erde – durch den stofflichen Teil der Kräuter und, so vorhanden, besonders der Wurzeln
- Wasser – durch das Harz (Weihrauch, Nadelbaum-Harze, Myrrhe, Kampfer …). Das Harz verbrennt nicht in dem Sinn, sondern verdampft. Womit sich die flüssigen Bestandteile als Element Wasser in den Kreis der anderen einbinden.
Vorsicht und Warnung
Der Vollständigkeit halber weise ich darauf hin, dass du Kerzen und Kohle nie unbeaufsichtigt lassen solltest. Falls du Rauchmelder in deinen Räumen hast, wäre es allerdings gut, die für das Räuchern auszuschalten, damit da kein falscher Alarm ausgelöst wird. Darum in diesem Fall besonderen Vorsicht walten lassen!
Bei energetischen Reinigungen, also auch beim Räuchern, gibt es ausserdem ein paar Punkte, wo man besondere Vorsicht walten sollte. Zum Beispiel bei älteren MitbewohnerInnen, v.a. wenn jemand sehr krank (psychisch oder physisch) oder dement ist oder schon sehr in sich zurückgezogen. Nimmt man diesen Menschen (ohne Vorwarnung oder eigenem Wunsch) die gewohnten Energien, sind sie orientierungslos und eine Verschlechterung des Zustands ist sehr wahrscheinlich.
Weiters bitte um besondere Achtsamkeit bei bettlägerigen und schwerkranken Menschen: Hier muss die energetische Reinigung des Raumes sehr behutsam erfolgen, damit sich der Mensch in seinem Tempo anpassen kann – auch wenn es der direkte Wunsch des/der PatientIn ist.
Das Gleiche gilt bei kleinen Kindern – auch sie sind sehr empfindsam und sollten nicht „überrollt“ werden und aus meiner Erfahrung heraus würde ich auf empfehlen, sie bei der reinigenden Räucherung selbst nicht dabei zu haben. Aber wenn es um das Hereinrufen des Segens geht, dann kannst du sie sehr gut und gerne mit einbeziehen.
Ablauf einer Hausräucherung
- Sorge dafür, dass du ausreichend und ungestört Zeit hast.
- Vielleicht magst du noch einmal durch alle Räume gehen und spüren, wie es sich anfühlt. Das ist zwar schwieriger, wenn man im eigenen System drinnen ist. Aber vielleicht gelingt dir ein objektiver Blick oder du schließt die Augen, atmest ruhig und versuchst den Raum so wahrzunehmen. Wo „drückt“ es besonders? Wo zieht es dich hin, wo weniger? Wo spürt es sich düster an, als würde die Luft stehen? Da kannst du dann beim Räuchern einen Hauptaugenmerk darauf legen.
- Wenn die Atmosphäre sehr dicht ist, empfiehlt es sich vorweg mit einer Trommel, Rassel oder den Händen klatschend durchs Haus zu gehen und die Energien ein wenig „wach“ zu rütteln. Du kannst auch Topfdeckel zusammenschlagen oder schräge Töne pfeifen oder singen. Generell ist Musik ein wunderbarere Begleiter und kann dein Ritual unterstützen. Als Richtlinie: Schräge Töne lockern starre Strukturen. Schöne, harmonische Töne hingegen bringen Harmonie und segnen.
- Tieren, wie Katzen und Hunde, kann man die Teilnahme „freistellen“ – also die Türe offen lassen, so dass sie den Raum verlassen können, wenn es ihnen zu viel wird. Kleinere Tiere (Hamster, Vögel …) sollten beim Räuchern aus dem Raum gebracht werden.
- Sehr bewährt und von meiner Seite absolut empfehlenswert hat sich auch das Ausklopfen aller Polster und vor allem der Betten. Am besten nimmst du dazu einen der klassischen alten Teppichpracker. Oder ein Holzbrett. Wichtig: Nicht mit der eigenen Hand, sondern mit einem hölzernen Gegenstand.
Der Hintergrund: in den Betten, vor allem der Matratze, und den Polstern hängen unsere alten, meist destruktiven Emotionen. Das ist wie ein Parfum, das nach einer durchgefeierten Nacht im Kopfpolster hängen bleibt. Mit dem Ausklopfen neutralisiert man diese Emotionen und bringt eine neue, neutrale Schwingung hinein – wie ein Rebooten bei einer PC-Festplatte.
Das Bett sollte man generell täglich ausklopfen und ich lade dich herzlich ein, es mal einige Zeit zu probieren. Du wirst schon nach sehr kurzer Zeit merken, dass dein Schlafraum eine andere Qualität hat.
- Richte deine Ritualmitte, deinen Altar, her und lege alles bereit
- Entzünde die Räucherkohle, damit sie bis zum Beginn gut durchgeglüht ist (dauert ca. 15 Min).
- Setz dich hin, sammle dich und vergegenwärtige dir deine Intention – was soll passieren? Du kannst es auch aufschreiben. Vielleicht hast du einen Spruch, eine Reim, den du bei Räuchern sprichst. Auch den kannst du aufschreiben, damit du ihn bei der Hand hast. Oder du stellst dir vor, wie du mit dem Rauch Licht in den Räumen verteilst, das auch die dunkelsten Ecken frei spült.
- Überlege dir, was im Anschluss hereingebeten werden soll. Du kannst einen Segen sprechen, eine segnende Räucherung machen, Mantren oder Chants singen, mit einer Glocke oder Klangschale durch das Haus gehen und den Klang verteilen …
Auch hier brauchst du eine Intention, damit du geistig hinterlegst, welche Schwingung du hier verteilen möchtest. Notiere dir u.U. auch das und leg dir alles bereit, was du für diesen anschließenden Schritt brauchst. - Entzünde nun die Kerze und lade die positiven Kräfte ein, dich bei diesem Tun zu unterstützen.
- Wenn du magst, dann räuchere dich vorweg selbst ab, zum Beispiel mit Beifuß oder Salbei, und stell dir vor, dass du dich damit in eine Art Schutzmantel oder Licht hüllst.
- Dann leg dein Räucherwerk auf die Kohle und geh durch deine Räume. Mit der Feder oder dem Fächer verteilst du den Rauch und lenkst ihn dahin, wo er hin soll. Die Reihenfolge beim Begehen bestimmt du. Manche gehen zum Reinigen im Gegenuhrzeigersinn und zum Segnen im Uhrzeigersinn. Das ist nicht in allen Wohnräumen möglich. Finde für dich ein System, dass dir stimmig erscheint und sei gewiss: Es passt.
Wenn du alle Räume mit der reinigenden Räucherung behandelt hast, gehst du zurück zu deiner Mitte. - Je nachdem wie viel Zeit du hast, kannst du gleich oder später gründlich lüften. Je länger der Rauch wirken kann, desto intensiver ist die Reinigung. Schließe dann wieder alle Fenster und nimm bei deiner Mitte Platz.
- Nun kommt der Segen – das, was du in deine Räume einladen willst. Dazu kannst du singen, läuten, trommel, räuchern, beten … wie es für dich passt. Wenn ihr zu mehrt seid, kann jeder von euch einen Segen für den Raum sprechen, eine bestimmte Qualität hereinbitten. Oder ihr tanzt durch die Räume!
- Im Anschluss gehst du wieder zu deiner Ritualmitte, sammelst dich und rekapitulierst in Gedanken, was du geschehen ist. Dann bedankst du dich bei deinen geistigen und physischen Helfern.
- Vielleicht magst du dich zum Abschluss noch einmal abräuchern.
- Mit dem Ausblasen der Kerze beendest du deine Räucherzeremonie.
Wenn du magst kannst du im Anschluss deine Gedanken aufschreiben, was dir während der Zeremonie in den Sinn gekommen ist, wie du den Raum vorher gefühlt hast, wie es nun ist, welche Räuchermischung du verwendet hast …
So eine Räucherzeremonie ist immer individuell und jeder gestaltet sie sich so, wie es passt. Wenn du mit deiner Intention bei der Sache bist und im Anschluss dann die Räume mit einem Segen oder guten Schwingungen füllst, dann ist das Wichtigste geschehen. Alles andere, das Drumherum, die Räuchermischung und welche Symbole du verwendest sind dein Rahmen, den du dir immer wieder neu gestalten kannst. Solange du dich wohl dabei fühlst, machst du alles richtig.
Wie oft soll man das Haus, die Wohnung ausräuchern?
So oft du magst, wenn es notwendig erscheint und dir gut tut. Du kannst dich klassisch nach den Jahreskreisfesten orientieren. Oder du räucherst nach einem Hausputz, vor und nach Familienfesten, wenn jemand erkrankt ist (und danach), wenn der Mond voll, neu, im Abnehmen oder Zunehmen ist – es bleibt dir überlassen, wann du deine Wohnräume räuchern magst. Es gibt immer einen Anlass und wenn es keinen gibt, na dann eben einfach so :)
Viele meinen in den Rauhnächten täglich räuchern zu „müssen“. Das ist recht sportlich, aber wenn du das auch so machen WILLST (und darum geht’s), dann kannst du dir zum Beispiel für jede Rauhnacht eine andere Mischung wählen, so dass du mit deiner Räucherung einen Schwerpunkt setzt.
Aber es reicht auch, wenn man nur an den hohen Festtage rund um Weihnachten räuchert. Und wenn du es innerhalb dieser Zeit nur ein Mal schaffst, na dann ist das auch gut – mach dir kein schlechtes Gewissen!
Die Räucherpraxis braucht Entwicklungsraum und je kreativer, spielerischer du da ran gehst, desto mehr Freude wird es dir machen und desto öfter wirst du es tun.
Was auch hinzu kommt: Je duftender der Rauch, des eher freut es einen ;) Insofern liegt es auch an der Räuchermischung, die du wählst. Es gibt zwar auch Räuchermischungen für sehr besondere Fälle, wo sehr intensiv ins energetische Hausgefüge eingegriffen werden muss und da kann es schon vorkommen, dass der Wohlgeruch beim Reinigen keinen Raum bekommt. Aber das ist eine andere Geschichte und würde den Rahmen hier sprengen.
Leg dir ein paar Räuchermittel oder -mischungen zu und probier es einfach aus. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Fragen rund ums Haus- und Wohnraumräuchern beantworten und hab dich zum Ausprobieren motivieren können!
Hast du noch Fragen zur Hausräucherung oder Ergänzungen? Dann schreib es mir bitte in die Kommentare – Ich freu mich sehr, von dir zu lesen :)
Empfehlenswerte Bücher für weitere Infos
Wunderschöne Texte für Segnungen, auch speziell für das Segnen von Häusern und Räumen:
In deiner Weite lass mich Atem holen
Giannina Wedde, Vier-Türme-Verlag
ISBN 978-3-37365-0136-2
Sehr schöne Geschichten und Portraits rund um alte, überlieferte Pflanzen:
Die alte Göttin und ihre Pflanzen
Wolf-Dieter Storl, Kailash Verlag
ISBN 978-3-424-63080-0
Schönes Buch zum Anfangen und für die Basics:
Die Heilkraft des Räucherns – mit heimischen Blüten, Kräutern und Harzen
Friedrich Kaindlsdorfer, Kneipp Verlag
ISBN 978-3-7088-0684-6
Gleichfalls gute Basis mit vielen Tipps und Beispielen:
Räuchern mit den Schätzen der Natur
Claudia & Hans Dirnberger, Dort-Hagenhausen Verlag
ISBN 978-3-86362-045-5
Und dann natürlich noch DAS Buch rundum rituelle Hausräucherungen:
Rituelle Hausräucherung: Räume, Häuser und Büros energetisch reinigen
Christine Fuchs & Sam Hess, Nymphenburger Verlag
ISBN 978-3-4850-2948-3
… sowie alle weitere Bücher von Christine Fuchs, die im deutschsprachigen Raum als DIE Fachfrau rund ums Räuchern gilt.