Jahreskreis-Feste,  Kult & Brauchtum

Die heiligen Tage der Sommermonate: Feiertage im Mai und Juni

Die Monate Mai und Juni haben eine interessante Feiertagsdichte und sind auch deshalb für Zwischendurch-Urlaube sehr beliebt. Doch was hat es mit diesen Feiertagen auf sich? Die Menschen früher hatten ja weniger die Erholzeiten, denn kultische Aspekte im Blickpunkt – Aspekte, deren Hintergrund heute Großteils in Vergessenheit und aus dem Bewusstsein entschwunden sind.

Schon die vorchristlichen Kulturen feierten die prachtvolle Wachstumsphase in diesen beiden Monaten. Die Walpurgisnacht, wie es heute heißt, oder Beltane, wie es lt. Überlieferung früher und heute noch in einigen keltisch dominierten Landen lautet, ist das große Jahreskreisfest, dass in dieser Zeit stattfindet und den Beginn der Maifeiertage einläutet.

BieneRitterspornDie Natur ist erwacht und alles grünt, wächst, blüht …

Auch unsere Lebensgeister kommen nach der langen Winterzeit in Schwung und die Lebenslust will gelebt werden. Bis zur Sommersonnenwende Mitte Juni ist nun auch landwirtschaftlich eine sehr aktive Zeit. Die Samen und Pflanzen müssen in die Erde, es braucht das richtige Maß an Wasser und Wärme, die zarten Setzlinge wollen beschützt und behütet werden. Ein Gewitter oder Hagel, zuviel oder zuwenig Wasser, zu späte Fröste, zu große Hitze und vieles mehr können die Ernte und die ganze Arbeit gefährden. Doch trotz der harten Arbeit und all dieser Wagnisse ist die Zeit zwischen Beltane und Sommersonnenwende (Litha) eine prickelnd-schöne, die nach Feiern einfach ruft.

In späteren, christlich kulturisierten Zeiten wurden die alten Feldfeiern in den neuen Religionszyklus übernommen und entsprechend angepasst. Die „heidnischen“ Feste und Rituale waren nur schwer auszurotten, also wurden sie in einen passenden Kontext gesetzt und weiter ausgeführt. Feldprozessionen, Segnungen, Weihen und, verglichen mit den eher naturnahen, wilden,alten Feiern, eher zarte Feste waren die Nachfolge der alten Jahreskreisriten unserer Vorfahren.

Den Reigen dieser Feiern eröffnet ein leicht verfemtes Fest, das heute wieder gerne zelebriert wird und immer einen gewissen origiastischen Touch hat ;-)

Leben mit dem Jahreskreis: mein Jahreskreis in meinem ZaubergartenWalpurgis

… oder Beltane, ein Mondfest, und das 5. im Jahreskreiszyklus. Gefeiert wird es meist in der Nacht von 30.April auf den 1. Mai. Es wird auch als Hexenfest bezeichnet und liegt im Jahreskreiszyklus dem alten Geisterfest Samhain (Halloween, Allerheiligen) gegenüber.
Eine intensivere Beschreibung dieses Festes findet ihr hier.

Gleich nach diesem Start in den Sommer – Beltane kennzeichnete bei den Alten den Sommerbeginn – geht es ein wenig besinnlicher weiter:

Die Maiandachten

Sie finden meist an einem oder mehreren Abenden im Mai, gerne an einem Donnerstag, statt. Gewidmet sind sie Maria, der Muttergottes – und nicht nur deswegen kann man sie getrost als Nachkommen der Feiern zu Ehren der Göttin und Urmutter bezeichnen. Der Monat Mai verdankt dieser Konstellation jedenfalls den Zusatz Marienmonat.

Stattfinden tun die Maiandachten bei schönem Wetter im Freien, meist bei einer Marienkapelle in der näheren Umgebung der Ortschaft, idealerweise in der Nähe der Felder. Denn der so erbetene Segen soll ja den Früchten zugute kommen. Die Kappelle und die Marien-Statue werden mit frischen Blumen geschmückt, Lieder und Gebete und ein abschließender Segen runden diesen kleinen Gottesdienst in der Natur ab.

Die intensive Marienverehrung entstand im 18-19. Jahrhundert. Die erste Maiandacht ist aus dem Jahr 1841 überliefert, seit 1860 ist diese Form der Anbetung zu einer der wichtigsten Marien-Andachtsformen geworden. Für viele beginnen die Andachten mit dem 1. Mai und enden mit dem Fest Mariä Heimsuchung – das war ursprünglich der 2. Juli, seit einer Liturgiereform ist es der 31. Mai.

Weitere Infos zu den Mainandachten gibt es in diesem

Das nächste Fest in diesen heiligen Tagen ist dann:

Wolkengeist nach RegennachtChristi Himmelfahrt

In Deutschland ist dieser Feiertag auch gleichzeitig der Vatertag, der ja bei uns in Österreich am zweiten Sonntag im Juni stattfindet.

Christi Himmelfahrt bedeutet in der altgriechischen Übersetzung soviel wie „Aufnahme des Herrn„, im lateinischen „Aufstieg des Herrn„. In der Schweiz und in Liechtenstein, bei den Alemannen, nennt man den Tag kurz „Auffahrt“ (Uffert).
Im christlichen Glauben fand an diesem Tag die Rückkehr bzw. Wiederaufnahme Jesu Christi in den Himmel statt und es wird immer am 40. Tag nach Ostern bzw. 10 Tage vor Pfingsten gefeiert – im Detail am 39.Tag nach dem Ostersonntag. Mathematisch fällt es dadurch immer auf einen Donnerstag. Der früheste ist der 30. April, der späteste mögliche Zeitpunkt der 3. Juni. Je nachdem wann der erste Frühlingsvollmond stattfand. Siehe dazu auch Ostara – Ostern: Frühlings- Tag & Nachtgleiche

Drei Tage vor Christi Himmelfahrt sind im Katholischen die sog. Bittage, in der Bittprozessionen stattfanden, wo man von Ort zu Ort zog und um eine gute Ernte betete. Ein Brauch, der in unseren Breiten verflacht ist und in dieser Form, als Prozession in der  Natur, eher zu Fronleichnam stattfindet. Je nach Gegend endet(en) diese Prozessionen in einer gemeinsamen Feier mit Speis, Trank und Tanz – der an den „Tanz im Mai“ nicht nur zufällig erinnert.

Weitere Infos rund um Christi Himmelfahrt gibt es hier

Und genau 10 Tage nach Christi Himmelfahrt steht das nächste große Fest im Kalender:

Pfingsten

Die Bibel erzählt, dass die Jünger nach Jesu Tod traurig und verstört waren, Angst beherrschte die Gruppe, weitere Verfolgungen wurden befürchtet. Am 50 Tage nach Jesu Auferstehung (Ostern) kamen sie für das jüdische Schawuot-Fest zusammen. Da erschien ihnen der Heilige Geist, in Form einer Flamme und brachte Zuversicht und Mut unter die Gruppe.

Pfingsten, das Fest „der Ausgießung des Heiligen Geistes„, beendet die Warte- und Trauerzeit nach Ostern und gilt als Gründungsdatum der christlichen Kirche. Es wurde erstmals im Jahre 130 n. Chr. erwähnt und ist somit eine der ältesten Feiern in der christlichen Tradition.

Interessant sind auch die Symbole rund um Pfingsten: die weiße Taube, das Feuer, die Pfingstrosen (die sich nicht immer an das Datum und den Kalender halten ;)

  • Die weiße Taube steht für die Reinheit und ist ein Symbol für den Heiligen Geist.
  • Die dornenlose Pfingstrose ist der Jungfrau Maria zugedacht und steht für Reichtum und Heilung.
  • Das helle Feuer ist das älteste Symbol für Pfingsten. Die züngelnden Flammen sind ein Symbol für das Wirken des Heilgen Geistes. Man vergleicht es mit dem Feuer der Erleuchtung, der Erkenntnis – wenn einem ein Licht aufgeht und die Unwissenheit, das Dunkel, flieht.

Jegliche Verbindung zu älteren, vorchristlichen Symboldeutungen ist gewollt und absolut nicht zufällig ;-)
Speziell beim Pfingstfeuer muss ich immer an die alte Göttin Brighid denken, die als Heilige Brigit/Birgit in den christlichen Pantheon übernommen wurde. Ihr Fest ist allerdings im Februar.

Weitere Infos rund um Pfingsten gibt es hier:

Einen sehr interessanten und meiner Meinung nach spannenden Denkansatz rund um das Pfingstfest bietet übrigens Arte Dea in ihrem Blogbeitrag:

Und weiter geht´s im Feiertagsreigen, der nächste und letzte Feiertag ist: .

Fronleichnam

… das „Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi„, so die lateinische Übersetzung.
Inhaltlich klingt es ein wenig kompliziert und weniger einleuchtend als die vorigen Feste: Zu Fronleichnam wird die leibliche Gegenwart Jesu Christ im Sakrament der Eucharistie gefeiert – kurz: das Wunder der Wandlung.
Das Wort Fronleichnam geht auf das mittelhochdeutsche „vrône Lîcham“ zurück, was soviel wie „des Herrn Leib“ bedeutet. Im Volksmund hat sich mancherorts noch die Bezeichnung Blutstag oder Prangertag gehalten, im englischen nennt man es „Corpus Christi„.

Der festliche Hintergrund Fronleichnams bezieht sich auf das letzte Abendmahls am Gründonnerstag, die erste Eucharistiefeier des christlichen Glaubens. Da die Karwoche eher eine stille Woche ist, wird der Umstand der ersten Eucharistiefeier, das Wunder der Wandlung, zu wenig gewürdigt. Daher gibt es die Würdigung ein paar Wochen später und das ist auch der Grund, warum Fronleichnam in den meisten Ländern an einem Donnerstag gefeiert wird.

Fronleichnam wird am 60. Tag nach dem Ostersonntag gefeiert, ist also frühestens am 21. Mai und spätestens am 24. Juni, zu Johanni.

An diesem Feiertag finden bei uns in den Alpenländern heutzutag die Feldprozessionen statt. Im Mittelpunkt steht die Monstranz, vom Priester getragen. Je nach Region wird auch den Erstkommunions-Kindern hier ein eigener Platz im Prozessionszug zugewiesen, sie gehen recht weit vorne, oft mit Blumen geschmückt, in ihren weißen Kutten oder Kleidern.

Üblich war es auch, dass man an den geplanten Prozessionswegen am Rande besonders hochwertiges Getreide gesät hat. Beim Umzug werden Segenssprüche und Fürbitten in alle Himmelsrichtungen gesprochen und um eine gute Ernte gebeten.

Je nach Region finden auch Umzüge zu Pferd und mancherorts sogar per Boot und Schiff statt,sog. Seeprozessionen.

Weitere Infos rund um Fronleichnam gibt es hier

Fronleichnam ist der letzte der christlichen Feiertage im Mai und Juni. Im Anschluss daran steht schon die Sommer-Sonnenwende, auch Litha genannt am Programm, die sich mitunter mit dem letzten Feiertag überschneidet und als Johannes-Feier (Johanni) mit Feuer ins Christentum übernommen wurde. Zu diesem Jahreskreisfest erzähl ich ein andermal detaillierter.

Neben den Bitten um Segen war und ist diese Sommerzeit eine sehr arbeitsintensive, im landwirtschaftlichen Sinne. Die erste Heuernte muss nun eingebracht werden, in Haus und Hof gibt es viel zu tun. Die Feiern boten somit auch eine willkommene Möglichkeit des Ausruhens in dieser anstrengenden Zeit. Krafttanken, Zusammenkommen und gemeinsam um göttlichen Beistand, Hilfe bitten, waren neben den spirituellen die wichtigen, weil gemeinschaftbildenden, gesellschaftlichen Hintergründe.

Die Jahreskreisfeste waren auch immer Zeitpunkte wo Ehen und andere Verträge geschlossen wurden. Allerdings hielt man die Zeit zwischen den beiden Sommerfesten eher straff, Hochzeitsfeiern wurden aus Zeitgründen aufgeschoben, was auch ein Spruch deutlich macht, den mir ein alter Standesbeamter mal augenzwinkernd verraten hat:

Zwischen Ostern und Pfingsten
heiraten die Dümmsten.

Eine „Weisheit“ die heute so absolut nicht mehr gilt und ich bezweifle, ob man diese Zeilen als überlieferte  Bauernweisheit titulieren kann ;-)
Schon lange sind die Monate Mai bis Juli die klassischen Eheschließungsmonate – die Hochzeit, im Sinne von „Hohe Zeit“, des Jahres, was auf die nach außen gerichtete Energie der Sommermonate hindeutet.

Das wären meine gesammelten Infos zu den Feiertagen im Mai und Juni. Wer Ergänzungen hat ist herzlich eingeladen, sie in den Kommentaren unterhalb zu posten – ich freue mich auf weitere Infos zu diesem Thema!

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