Erd- & Steinkult
Das Durchkriechen enger Felslöcher, Erdspalten oder Ttunnel symbolisiert den Geburtsvorgang, das Ritual wird daher dem Mutterkult zugeordnet.
Sich der Erdmutter anzuvertrauen, blind und manchmal ohne Orientierung (v.a. wenn es sich um Erdställe oder Höhlen handelt) seinen Weg zu finden, das Abstreifen und hinter sich lassen aller Lasten und Übel, das Übergeben der Schmerzen und Leiden an die Mutter Erde und schlussendlich das Tageslicht wieder zu erblicken, wieder geboren zu werden – das ist eines der ältesten Rituale der Menschheit.
Nicht alle Schlupflöcher und – steine sind eng und dunkel, und nicht immer war/ist es ein neuer Lebensabschnitt oder eine Initiation, die hier zelebriert wurde/wird. Krankheiten, seelische Belastungen und Kummer konnte man hier los werden. Oft wurde und wird allein die Berührung des Steines als heilsam empfunden.
Dieser Brauch hat sich über Jahrtausende erhalten, z.b. in St. Thomas am Blasenstein: gegenüber der Kirche liegt auf einem runden Fels ein ungefähr 5m hoher Granitblock mit einem dünnen Spalt in der Mitte. Noch heute erhofft man sich vom Durchkriechen eine Heilung derKreuzschmerzen.
Ein weiterer Durchkriechstein ist im Gurker Dom zu finden, angeblich soll er besonders hilfreich für Schwangere sein. Das Durchschlupfen durch den (sehr) engen und (sehr) niedrigen Tunnel hinter dem Altar soll die Geburt erleichtern.
Zwei Plätze in Niederösterreich, die mit dem Durchkriechkult in Verbindung stehen, sind das alte Grab bei Hernstein und der Teufelsmühlstein in Wöllersdorf.
Es gibt unzählige Beispiele, wo sich dieser Brauch bis in die heutige Zeit erhalten hat. Und wer nun lächelt, ist herzlich eingeladen, den Durchschlupfkult einmal selbst auszuprobieren – Möglichkeiten hierzu gibt es viele.