Marmorsteinbruch Engelsberg & Helenasteinbruch, Muthmannsdorf
Ich habe dem Marmorsteinbruch gegenüber sehr zwiespältige Gefühle – einerseits finde ich ihn sehr faszinierend und erlebe ihn als starken Platz. Andererseits ist die Stimmung dort tw. sehr melancholisch und sicher nichts für schwermütige oder sensible Menschen. Der Platz als solches ist kein prähistorischer Kraftort, er wurde erst in jüngerer Vergangenheit zu einem Kraftplatz und Kultort.
Egal welche Gefühle einem am Engelsberger Steinbruch überwältigen – der Platz ist sehr mächtig und hat viel Kraft. Doch hier ist sehr viel passiert und mit Sicherheit nicht nur Gutes.
Plätze und auch Räume können Energien von Ereignissen und auch Emotionen sehr gut speichern, natürlich auch negative Gefühle und Handlungen. Schon mancher Kraftplatz wurde durch übermäßgie (Aus)Nutzung dermaßen stark verunreinigt, dass seine Energien sich grundlegend verändert haben. Ich kann daher nicht oft genug sagen und bitten, dass man die Plätze mit Respekt behandelt und sie nicht einfach nur als emotionale oder physische Müllhalde nutzt.
Beim Marmorsteinbruch handelt es sich um einen jungen Kraftplatz, der durch den Abbau des Steines zufällig entstanden ist. Die Energien sind hier tw. sehr intensiv, ähnlich wie einem Blutstrom aus einer offenen Beinwunde schießt die Kraft aus dem Berg heraus. Durch die herumliegenden Marmorblöcke und Kunstwerke und die wunderbare Aussicht ergibt sich in Kombination mit der natürlichen Energie des Ortes ein sehr mystischer, starker Platz.
Erstmals erwähnt wurde der Marmorsteinbruch Engelsberg im Jahr 1698, wo er von einem Neustädter Steinmetz (Paul Kimpfinger) von der Herrschaft der Ruine Starhemberg gepachtet wurde.
1860-1901 wurde hier sehr intensiv (und teils auch sehr agressiv) abgebaut. Wenige wissen, dass der Steinbruch selbst nicht zu Winzendorf, sondern zur Gemeinde Muthmannsdorf gehört. Zwar ist dies nun durch die Zusammenlegung der beiden Gemeinden egal, doch ist es schon auch interessant, dass die Muthmannsdorfer das Gelände des Steinbruches einst für zwei Brotwecken von den Winzendorfern erworben haben.
Am Engelsberg erfolgte der Marmorabbau großteis mit Seilzugsägen, daher diese faszinierend glatten Wände.
1938/40 wurde im Namen des Deutschen Reiches hier groß abgebaut. In den Kriegsjahren wurden unter anderem auch italienische Arbeiter beschäftigt, welche sich in der nahe gelegenen Zisterne schriftliche verewigten.
1945 übernehmen die Sowjets den Steinbruch. Der marmor fand sich daraufhin auch im Sockel des Denkmals am Schwarzenbergplatz wieder.
Frei jeder Ideologie ist der Stein aber kein sehr haltbarer. Die Schadstoffe des Industriezeitalters setzten im sehr zu, weshalb er im Russendenkmal in den 80er Jahre durch Granit ersetzt wurde.
… in Nürnberg steht er übrigens – als Teil des Reichsparteitagsgeländes – unter Denkmalschutz.
Der Marmor findet (oder fand) sich auch unter anderem im Hochaltar des Neustädter Doms, im Neustädter Neukloster, im Grazer Hauptbahnhof, im Kunsthistorischen Museum in Wien, in der Halle des alten Wiener Südbahnhofes, in der Muthmannsdorfer Pfarrkirche, in Nürnberg, am Reichsparteitagsgelände, sowie auch in einigen Autobahnbrücken aus der Zeit des Nationalsozialismus.
1995 rief Mag. Otto Lorenz (Saubersdorf) hier ein Bildhauersymposium ins Leben, wodurch die zahlreichen Kunstwerke im Gelände des Steinbruches entstanden. Seit ~2000 ist der Platz wieder in einem Dornröschenschlaf gefallen.
Es führt von Winzendorf selbst keine Straße zum Steinbruch, der Feldweg (Zufahrt verboten) geht bei der Ortseinfahrt von Muthmannsdorf den Grössenberg hinauf. Von Winzendorf gibt es einige sehr schöne Rundwanderungen auf kleinen Waldwegen zum Steinbruch.
Der Steinbruch ist seit 1998 als sog. „Geotop“ eingetragen, jedwedes Entfernen von Steinen, egal welcher Größe, und die Veränderung der Landschaft ist strengstens verboten.
Wenn ich alleine oder mit anderen Interessierten zum Steinbruch komme, mache ich immer wieder die gleiche Erfahrung: zuerst laute und bewundernde „Ah´s“ und „Oh´s“. Die imposanten und majestätischen, behauenen Steine entlang der Straße sind gigantisch und bewundernswert. Dann beginnen die individuellen Entdeckungen, die Besucher gehen herum, betasten die Steine, nähern sich dem großen Loch in der Wand … schließlich treffen wir uns beim Sitzplatz – und die Stimmung ist anders. Wesentlich ruhiger, die Ausgelassenheit ist verflogen, nun ist es eher melancholisch.
Ich selbst habe meist nach einer halben Stunde genug, will weg, auch meine Begleiter halten es dort nicht lange aus. Es kann nicht nur an der Geschichte des Platzes liegen, hier muss auch viel Leid und Trauriges geschehen sein. Dies ist ein Platz, der noch auf seine umfassende Heilung wartet.
Steinbrüche sind immer starke Veränderungen in der Struktur der energetischen Linien und ein Wunde in der Landschaft, auch wenn sie schon lange nicht mehr abgebaut werden. Die Arbeit in einem Steinbruch ist eine sehr harte, Unfälle sind an der Tagesordnung.
Da es unterhalb des Steinbruchs, in der Nähe der italienischen Zisterne, alte Grundmauern von mehreren Häusern gibt, nehme ich an, dass hier die Siedlung der Arbeiter war. … und ich frage mich, wie glücklich und wie freiwillig sie immer hier waren, speziell in den Kriegszeiten des letzten Weltkrieges.
Gänzlich anders ist die Stimmung beim viel kleineren Helenasteinbruch. Dieser liegt auf der Straße, die von Muthmannsdorf herauf führt, ca. 150m vor dem Engelsberger Steinbruch. Auch hier wurde abgebaut, aber anders. Zwar haben wir auch hier die Wasserleitungen für die Seilzugsägen gefunden, doch gibt es keine geraden, glatten Flächen. Es wurde nicht in den Berg hineingeschnitten, sondern eher „von ihm abgeklopft“. Da der Stein hier nicht so schön war/ist wie der ein paar Meter weiter, hat der Helenasteinbruch schon vor längerer Zeit seinen/ihren Frieden gefunden und strahlt diese stille Heiterkeit auch aus.
Eltern von Kindern seien vorgewarnt: die Kids zieht es förmlich den Hang hinauf. Zu verlockend sind die unzähligen Vorsprünge und Ecken, die das Klettern so einfach machen. Doch der Unterboden ist lose, Geröll liegt überall herum und man sollte die lieben Kleinen nur unter äusserster Vorsicht – wenn überhaupt – im Hang klettern lassen.
Links vom Fels führt ein schmaler Weg den Brocken hinauf, oben hat man eine sehr weite und schöne Aussicht und ein Gefühl, als würde man über dem Platz schweben.
Meine bevorzugte Route geht meist von der Muthmannsdorfer Pfarrkirche weg, den Feldweg zu den Steinbrüchen hinauf und beim Engelsberger Steinbruch dann via Steinfeld- und Neue Welt-Blick zurück zum Ausgangspunkt.
Bis zum Marmorsteinbruch ist der Weg einfach und gut beschrieben. Der Pfad zun den beiden Ausblicken geht an der linken Seite des Engelsberger Steinbruchs hinauf. Der erste Ausblick ins Steinfeld ist direkt über dem Steinbruch. Dem schmalen Pfad weiter folgend quert man in ein paar Minunten den Bergrücken und kommt zum Blick über das Neue Welt-Tal.
Eine sehr schöne und stimmige Rundwanderung, zu jeder Jahreszeit!