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Sommersonnenwende – Mittsommer: Bräuche & Symbole

Der dritte Teil der vierteiligen Serie über das Jahreskreisfest der Sommersonnenwende, das am 19./20./21. Juni gefeiert wird. Alle Teile sind hier zu finden: Sommersonnenwende-Litha

Alte & neue Bräuche

Die Ehrung und Anbetung der Sonne ist ein Kult, der in vielen Kulturen zu finden ist. Einer der ältesten ist in der Bibel zu finden und hat vermutlich babylonisch Wurzeln: Nimrod, der Jäger. Er wird, im Anschluss an eine (schamanische) Reise geopfert und verwandelt sich so zu Oannes. Ein Name, der nicht nur so ähnlich klingt wie Johannes, sondern vermutlich auch Pate für die Widmung von Johannes dem Täufer als Sinnbild für die christliche Version der Sommersonnwendfeiern stand.

Johannes der Täufer war lt. Bibel genau 6 Monate älter als Jesus und gilt als sein Wegbereiter und hat ihn schlussendlich dann auch im Jordan getauft. Sie wie Jesus die Nachfolge der wiedergeborenen Sonne im Winter ist, versinnbildlich Johannes den Sommerkönig. Sein Gedenktag ist daher nicht zufällig am 24. Juni, in unmittelbarer Nähe der Sommersonnenwende. Auch die, mit ihm verbundenen, Bräuche sind Repliken aus alter Zeit, wie die Johannesfeuer. Aus dem traditionellen Sprung über das Feuer, dass in vorchristlicher Zeit je nach Intention als Schutz, Segen und Wunschverstärkung gilt, wurde ein Schutz vor allem Bösen, vornehmlich vor Geistern und Hexen.

Die Sonnwendfeuer sind das bekannteste und wichtigste Brauchtum zur Hochzeit des Sommers. Und um beim Thema zu bleiben: Wer fürderhin gemeinsam durchs Leben gehen wollte, sprang Hand in Hand über das Feuer – im Angesicht der Gemeinschaft und mit Segen der Götter. Auf diesen Brauch geht das „Handfasting“ zurück, wo man sich die Hand zum Bund reicht und eine Bindung.

Wer hingegen besonders hohes Heu und eine reiche Ernte wünschte, sprang  mit diesem Gedanken und Wunsch über die Flammen. So hoch man sprang, so hoch würde der Weizen wachsen – sagte man.

Auch der Wünsch nach Heilung, Segen und Kindern wurden mit solchen Feuersprüngen bestärkt.

Das Holz für die Feuer wurden von den jungen Burschen eingesammelt, die Wochen vor dem Termin von Haus zu Haus zogen und um Holz baten.

Waren die Sonnwendfeuer abgebrannt, wurde die Asche auf den Äckern und Felder verteilt – ein Brauch, der teilweise auch heute noch aktiv ist.

Der Johannestag ist auch ein wichtiger bäuerlicher Lostag und war für die Landwirtschaft von großer Bedeutung. Die Erntesaison beginnt offiziell, meist mit der Heuernte (Johannischnitt). Dafür endet die Spargelsaison, der ab Johanni nicht mehr gestochen werden soll.

Die alten Umzüge, wo man singend und betend rund um die Äcker und Wiesen ging lebt auch heute noch in Form der Fronleichnamsprozession weiter. Das Fest wurde 1246 eingeführt und das Wort setzt sich aus dem althochdeutschen „Fron“ für „Herr“ und „liknam“ für „Leib“ zusammen. Es ist das Fest der Gegenwart Christi in Leib und Blut und wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest gefeiert. Man stellt Altäre in der Natur auf, schmückt sie mit Laub und Blumen und zieht singend und betend von Altar zu Altar.

Das richtige Datum

Wann genau ist Sommersonnenwende und wann beginnt der Sommer?

Da steht im Kalender „Sommerbeginn“ und das Wetter hält sich nicht daran – also wirklich!

Leider ist es mit dem Wetter und dem Kalender so eine Sache und speziell bei den Jahreszeiten gibt es da Unstimmigkeiten, wann die nun wirklich beginnen. Das liegt aber unter anderem daran, dass es immer vier Anfangsdaten gibt:

  • Kalendarisch
    Das ist das Datum, das im Kalender steht und am bekanntesten ist. So beginnt demnach der kalendarische Frühling am 21. März, der Sommer am 20. Juni, der Herbst am 23. September und der Winter am 22. Dezember.
  • Astronomische
    Hier wird es wissenschaftlich, denn diese Daten orientieren sich exakt am Sonnenstand. Für die Tag- und Nachtgleichen sind die sog. Äquinoktial-Punkte (0° und 180°) wichtig, für die Sonnenwenden sind die Solstitial-Punkte (90° und 270°).
    Weil das immer ein wenig anders ist, divergiert das astrologische Datum leicht vom kalendarischen, ist aber immer in der Nähe dieses Tages.
    Laut dieser Definition beginnt der astronomische Sommer auf der Nordhalbkugel (also bei uns in Europa) exakt dann, wenn die geozentrische Lage (=vom Erdmittelpunkt aus gesehen) der Sonne 90° beträgt. Die Sonne hat nun ihre nördlichste Stellung auf der Himmelskugel erreicht.
    Wer es ganz genau wissen will, der kann hier vorbeischauen und findet nicht nur den exakten Tag, sondern auch die genaue Stunde und Minute, wann die jeweilige Jahreszeit beginnt.
  • Meteorologisch
    Hier ist es am einfachsten, denn das Jahr wird da simpel in 4 Viertel unterteilt. Der meteorologische Frühling regiert in den Monaten März bis Mai, der Sommer von Juni bis August, der Herbst ist September bis November aktiv, der Winter beginnt mit Dezember und endet im Februar.
  • Phenologisch
    Hier wird es besonders spannend, denn dieses Datum kann man einerseits kaum vorhersagen und es ändert sich auch jedes Jahr. Bei den phenologischen Daten bestimmen Pflanzen und Veränderungen in der Natur, wann eine Jahreszeit beginnt und endet – und das ist je nach Region und Jahr immer anders. Für unsere heutige Arbeitsplanung ist es weitgehend egal, doch in der Landwirtschaft war und ist es immens wichtig, diese Zeitpunkte gut zu kennen.
    Es gibt bestimmte Zeigerpflanzen, die für die jeweilige Jahreszeit Bedeutung haben. Für den Sommer sind das zum Beispiel die Rosen und das Johanneskraut. Wenn die beiden blühen, dann hat der Sommer in der Natur begonnen. Bei den Tieren sind es die Glühwürmchen, die man heute wieder öfter sieht und die auch Johanniswürmer oder Johannikäfer genannt werden.
    Nun ist auch Zeit, sich um die Johannisnüsse zu kümmern – das sind die grünen, unreifen Nüsse, die man für den Likör, Nussschnaps oder die eingelegten, schwarzen Nüsse braucht.

Wonach sich jeder einzelne richtet, bleibt ihm und ihr selbst überlassen und wenn man zu dem einen Datum keine Zeit hat, dann kann man getrost auf ein späteres oder früheres ausweichen – schlussendlich wurde die Sommersonnenwende ursprünglich 12 Tage lang gefeiert und in dieser Spanne findet sich vermutlich leichter ein passender Termin, also zu einem exakt definierten Zeitpunkt, der kalendarisch vorgegeben wird.

Um die Verwirrung aber noch ein bisschen zu steigern sei noch erwähnt, dass für die oft zitierten Kelten der Sommer schon lange begonnen hat – zu Beltane nämlich, also an Walpurgis, dass Anfang Mai gefeiert wird.

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Elemente, Pflanzen, Tiere und Symbole

Die Farben der Sommersonnenwende

Die schönste Farbe, die man zu diesem Fest tragen kann, ist bunt – alle Sommerfarben, vor allem die feurigen, wie Rot, Gelb, Orange … aber auch die sog. Wasserfarben, wie Blau, Türkis und Grün passen gut zu diesem Fest.

Die Tiere der Sommersonnenwende

Da sich nun alles um das Mehren dessen, was da ist, dreht, sind vor allem unsere Nutz- und Haustierarten nun symbolisch für diese Zeit. Schweine und Kühe, Ziegen und Schafe, aber auch Tiere, die im Wasser leben, wie der Biber und der Fischotter.

Speziell das Schwein, als Muttersau, ist ein uraltes, mystisch-heiliges Tier dieser Zeit. Machtvoll, kräftig, selbstbewusst beschützt sie ihr Revier und ihre Jungen – weit weg von dem dreckigen Schweinebild, dass man in späterer Zeit von ihr gezeichnet hat.

Auch die Kuh ist ein altes, mythisch-heiliges Tier, das mit Mütterlichkeit, Ruhe und kraftvollem Auftreten in Verbindung gebracht wird. In manchen Mythologien ist sie die Mutter der Götter und aus ihrem Euter entsprang die Milchstraße (Galaxie). In Indien gilt sie bis heute als heilig.

Schafskälte

Rein statistisch gibt es zwischen dem 3. und 21. Juni oft einen Kälteeinbruch, manchmal auch zwei hintereinander. Das Phänomen ist nicht jedes Jahr, bei uns in Österreich aber doch sehr regelmäßig. Die Temperatur kann um 5 – 10 Grad fallen und in höheren Lagen ist durchaus auch Schneefall möglich – zum Sommerbeginn.

Der Name Schafskälte kommt aus der Schafzucht, wo traditionell zwischen Mitte Mai und Mitte Juli geschoren wird. Nimmt man den Schafen den Pelz zu früh, dann kann der Kälteienbruch sehr gefährlich werden. Viele Herden sind ja schon in den höheren Regionen, teilweise auf Almen unterwegs, wo ein sommerlicher Wintereinbruch eine große Gefahr darstellt, speziell für Mutterschafe und Lämmer.

Die Pflanzen der Sommersonnenwende

Die Linde blüht nun allenthalben und ist auch deshalb ein Sinnbild für Mitsommer. In dörflichen Gemeinschaft war die Linde meist das Zentrum, wo man sich zum Austausch traf, die Belange der Gemeinschaft regelt und auch die Feste gemeinsam feierte.

Die Eiche widerum ist durch ihre „Nähe“ zum Donnergott Thor eine Sonnwendpflanze. Vielerorts wurden die Sonnwendfeiern auch als Eichenfest bezeichnet. Da sie zudem gerne auf Kreuzungen von Wasseraderen steht, ein sog. Strahlensucher ist und auch oft am sog. Blitzgitter wächst, sagt man ihr nach, dass sie Blitze anzieht – weswegen man sie bei Gewitter meiden soll und da diese im Sommer gehäuft auftreten, hat sie auch auf diese Weise eine energetische Verbindung zur Mitsommerzeit.

Eine weitere heilige Pflanze, nicht nur zu dieser Zeit, ist der Holler, der mit seinen weißen Blüten einer der ersten Sommerzeigepflanzen ist und stellvertrend für die Hollenmutter, auch Frau Holle genannt, gilt. Ihn zu schneiden oder gar auszureißen wurde als absolut böse angesehen. Ein Bauernhaus, bei dem der Holler von selbst aufgeht, gilt als gesegnet und unter dem Schutz der Göttin stehend.

Das Sammeln der Kräuter hat nun ebenfalls begonnen. Salbei, Rosmarin und vor allem Johanniskraut und Beifuß sind nur ein paar der klassischen Sonnwendkräuter. Vor allem das Johanneskraut ist nicht nur vom Namen her prägend für diese Zeit:

Johanneskraut – Johanneskinder

Sommer 006 300x201 - Der Juni: Brachet, Rosenmond und feuriger JohanniDas Johanneskraut ist ein sehr kraftvolles Heilkraut, das mittlerweile auch schulmedizinisch wiederentdeckt wird. Es hilft bei Depressionen, nach einem Sonnenbrand und ist lt. Storl sehr nützlich gegen alle Arten von (innerem und äußeren) Pilzbefall. Auch energetisch kann es viel und gehörte seit jeher in die bäuerliche Hausapotheke, wurde zum Räuchern und in vielfacher Form als Schutz gegen Dämonen verwendet.

Es hat aber auch starke Nebenwirkungen, die man tunlichst nicht unterschätzen sollte! So sollte man mit Johanneskrautöl auf der Haut nicht in die Sonne gehen, auch nicht, wenn man es gerade als Teekur trinkt.
Und wer Antibiotika oder die Antibabypille nimmt, der muss wissen, dass das Johanneskraut die Wirkung dieser Medikamente außer Kraft setzen kann.
Bei den Antibiotika ist das natürlich sehr konterproduktiv und mitunter auch sehr gefährlich.
Bei der Antibabypille im Grund genommen auch – aber die Folgen sind erst 9 Monate später zu spüren. Kinder, die auf diese Weise das Licht der Welt erblicken, werden im Volksmund auch Johanneskindergenannt.
Was aber ursprünglich nicht auf die stille Wirkung des Johanneskrauts, sondern auf die ausgelassenen Feiern rund um die Sonnenwende und Johannesnacht zurückgeht, deren Auswirkungen dann gleichfalls ein paar Monate später sichtbar waren.

Der Johannestrieb

Einerseits nennt man so den zweiten Austrieb von Laubgehölzen. Der Zeitpunkt rund um die Sonnenwende ist ideal zum Heckenschneiden, denn wer nun schneidet, hat den Rest des Jahres Ruhe – so hofft man zumindest.
Andererseits ist der Johannistrieb im Volksmund auch als zweiter Männer-Frühling bekannt und soll ältere Männer antreiben, die um eine jüngere Frau werben.

Königskerze

Auch sieht beginnt nun zu blühen, steht stolz und königlich über der Wiese. Ihr lateinischer Name ist Verbascum, was soviel wie „Wollkraut“ heißt und sich auf die kleinen, pelzigen Blüten bezieht. Sie ist eine wunderbare Insektenweide, vor allem für die Bienen, und ein starkes Heilkraut, dass bei schleimigen Erkältungen und Husten eingesetzt wird.

Getrocknet kann man den Blütenstab in Harz, Wachs oder Öl tauchen und als Fackel verwenden und er ist auch ein guter innerer Anker für den Kräuterbuschen. Im Volksmund ist die Königskerze auch als Unholdenpflanze bekannt, da man sie zum Fernhalten von Unholden und bösen Zeigenossen einsetzte.
Auch sie ist ein wunderbares Räucherkraut, dass man so zur Stärkung und inneren Aufrichtung verhilft.

Beifuß

Abgesehen davon, dass Beifuß – Artemisia vulgaris – vermutlich das älteste Heil-, Würz- und Ritualkraut ist und man ihn als „Mutter aller Pflanzen“ verehrt, war es für die Sonnwendfeiern von besonderer Bedeutung. Ein Kranz aus Beifuß um die Hüften soll alles gewesen sein, was die wilden Naturvölker bei ihren Mittsommerfeiern getragen haben.

Beifuß gilt als Fruchtbarkeits- und Libidofördernd. Zugleich hilft er den Schleier zwischen dieser und der anderen Welt dünner zu machen, womit die geistige Kommunikation mit anderen Sphären erleichtert wird. Der Name kommt vom althochdeutsche bozße, was soviel wie „stoßen, schlagen“ bedeutet. Möglicherweise geht das auf die aphrodisierende Wirkung des Krauts zurück.

Den Gürtel hat man nach dem Sprung übers Feuer der Glut geschenkt – manchmal mit einem Wunsch oder Segen verbunden.

Rose

Sie ist gleichfalls ein phenologischer Sommerzeiger und für mich beginnt der Sommer, wenn sie in meinem Garten blüht. Ihre Blütenblätter kann man sowohl zu Sirup als auch getrocknet als Räucherpflanze verwenden und sie gilt in unseren Breiten als „Königin“ der Blumen.

 

Teil 1: Sommersonnenwende – Litha: Geschichte & Ursprung
Teil 2: Sommersonnenwende – Litha: Die Jahreskreisenergie
Teil 3: Sommersonnenwende – Litha: Brauchtum & Symbole
Teil 4: Sommersonnenwende – Litha: Rituale allein und in der Gruppe

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