Hlg. Barbara: Kirschblüten, Lostag und allerlei Brauchtum
Am 4. Dezember ist der Tag der Hlg Barbara – ein wichtiger Lostag für bäuerliche Wetterregeln, ein idealer Tag für Weissagen und Orakel und natürlich werden auch die Barbarazweige heute geschnitten: traditionell Zweige vom Kirschbaum, die man im Haus, der Wohnung aufstellt und wenn einem die guten Barbara gewogen ist, dann blühen die Zweige zu Weihnachten.
Meine Großmutter hat immer Namen an die Zweige gebunden und für jedes Familienmitglied einen geschnitten. So ganz wollte sie mir ihren Sinn dahinter nicht sagen, aber einmal hat sie dann doch damit rausgerückt: so könne sie sehen, wem es im nächsten Jahr gut und wem weniger gut gehen wird und der, dessen Zweig pünktlich aufgeblüht ist, dem war besonderes Glück beschieden.
Ehrlich gesagt kann ich das nun, nachträglich, nicht mehr so verifizieren. Aber für mich hat der Brauch damit etwas mystisches und sehr persönliches bekommen. Letztes Jahr hatte ich zudem das Glück, am 4. Dezember im schönen Bad Aussee zu sein und bei der Barbaramesse im Salzbergwerk teilnehmen zu können. Die dort geweihten Zweige, die im Anschluss an die Besucher verteilt wurden, habe ich meinen Lieben zuhause mitgebracht und sie sind alle pünktlich aufgeblüht – sehr üppig. Es war übrigens, wenn ich´s so recht bedenke, ein gutes Jahr, in Summe gesehen ;-)
Inhaltsübersicht
Die Hlg Barbara
Die Hlg Barbara durchlebte laut Kirchengeschichte ein heftiges Martyrium. Als Tochter eines reichen Vaters im türkischen Nikordenien geboren, sollte sie gut verheiratet werden, doch wies sie alle Verehrer ab. Sie war schön und klug und wollte sichtlich mehr als „nur“ die Ehefrau eines anderen reichen Mannes sein. Sie bekam Kontakt zu einer kleinen Gruppe von Christen und fühlte sich diesen zugehörig. Dem Vater war dies absolut nicht recht und er sperrte sie in einen Turm – lt. einigen Geschichten ohne Licht und Nahrung.
Die erzwungene Einsiedelei brachte Barbara aber dem christlichen Glauben noch näher und sie ließ sich sogar taufen. Der Vater wollte sie daraufhin töten, doch Barbara konnte durch einen Felsspalt, der sich wundersam vor ihr öffnete, fliehen.
Sie wurde gefunden und vom römischen Statthalter zum Tode verurteilt. Davor wurde sie noch auf das grausamste misshandelt und gefoltert – die Schilderungen lesen sich teilweise wie perverse Fantasien: die Haut in Streifen abgezogen, die Brüste abgeschnitten, ausgepeitscht und mit Fackeln verbrannt.
Barbara blieb ihrem Glauben treu und ein Engel, der ihr erschien, half ihr durchzuhalten. Schlussendlich wurde sie von ihrem eigenen Vater enthauptet – nach der Schilderungen ihrer Folter muss das eine Erlösung gewesen sein.
Ihr Martyrium im dunklen Turm und ihre Flucht durch den Fels prädestinierten sie als Schutzpatronin der Bergleute, die ja auch in der Erde oft in Dunkelheit ausharren und arbeiten müssen.
Ihr ist aber auch die dunkle, letzte Stunde der Sterbenden geweiht, wo sie kommt und denen, die über die nächste Schwelle gehen, zur Seite steht.
Ihr Gedenktag in der katholischen und evangelischen Kirche ist seit dem 12. Jahrhundert der 4. Dezember. Im georgischen und russisch-orthodoxen Kirchenkalender ist es hingegen der 17. Dezember. Die Blüte bis Weihnachten geht sich aber auch da aus, da diese Kirchen das Christfest ja später feiern.
Die Hlg Barbara zählt auch zu den 14 christlichen Nothelfern – 3 weiblichen und 11 männlichen Heiligen, die jeder für eine besondere Angst oder Situation zuständig sind. Barbaras Part ist hierbei die Todesstunde, Blitz- und Feuergefahr und neben den Bergleuten ist sie auch die Patronin der Artilleristen, Feuerwerker, Gießer, Architekten und Geologen.
Barbara und das Wetter
Verbunden mit dem Barbaratag sind auch zahlreiche Wetterregeln, wie zum Beispiel:
- Auf Barbara die Sonne weicht, auf Lucia sie wiederum her schleicht.
- Geht Barbara im Klee, kommt’s Christkind im Schnee.
- St. Barbara mit Schnee, im nächsten Jahr viel Klee.
- Knospen an St. Barbara, sind zum Christfest Blüten da.
Barbara Bräuche
Barbarazweige
In erster Linie verbindet man mit Barbara-Bräuchen die erwähnten Kirschzweige.
Wer keinen Kirschbaum in der Nähe hat, der kann statt dessen auch Zweige von Forsythie, Zwetschge (Pflaume), Haselnuss, Marille (Aprikosen), Apfel oder einem anderen, fruchttragenden Baum nehmen.
Die Barbarazweige, die man andernorts auch Barbaratswaich oder Lewetswaich nennt, dann im Warmen aufstellen und dafür sorgen, dass sie immer wieder Wasser bekommen.
Werden sie von einem unverheirateten Mädchen geschnitten und blühen zu Weihnachten, dann wird das Mädel im kommenden Jahr heiraten. Das Aufblühen wird aber auch als Zeichen für eine reiche Ernte im kommenden Jahr gesehen.
Der Ursprung des Brauches wird im keltischen vermutet – wie so vieles.
Barbaraweizen
Ein jüngerer Brauch, der vermutlich nach dem zweiten Weltkrieg zu uns kam: Eine Handvoll Weizen wird auf einem Teller ausgesät und bis Weihnachten soll der Weizen sprießen. Man nennt dies auch Adonisgärtlein und der Sinn ist der gleiche wie bei den Barbarazweigen: sie bringen Licht und die frische Kraft des Frühlings in die dunkle Jahreszeit.
Barbaraspringen – Bärbeletreiben
Ein Allgäuer Brauch, der sehr an unsere alpenländischen Krampusfeiern erinnert: als alte Weiber verkleidet ziehen Frauen durch den Ort und verteilen Rutenhiebe, Äpfel und Nüsse.
Weitere Infos zur Heiligen Barbara, den Bräuchen und Lostagen findet ihr hier:
- wikipedia – Barbara von Nikomedien
- www.brauchtumsseiten.de – Barbaratag
- wikipedia – Vierzehn Nothelfer
Und mich interessiert nun euer Zugang: schneidet ihr Barbarazweige? Habt ihr einen persönlichen Brauch, den ihr mit diesem Tag verbindet?
Ich freue mich auf eure Ergänzungen und Infos – einfach in die Kommentare reinschreiben!