Die Wüste bei Mannersdorf
Ende März 2011 hab ich mit der Ausbildung zur Natur- und Landschaftsführerin begonnen – das LFI (Landwirtschaftliche Fortbildungsinstitut) bietet diesen tollen Kurs an. Die Workshops/Seminare sind großteils in der freien Natur und an immer wieder anderen Plätzen. Neben den inhaltlichen Infos kommt man so auch mit neuen Orten, Plätzen in Berührung und einer der ersten, die mich auch innerlich „berührt“ haben, ist die Wüste bei Mannersdorf.
Als ich in der Seminarankündigung „Ort: Wüste“ gelesen habe, habe ich mir eine karge, etwas öde und eher steppige Landschaft vorgestellt. Der Erstkontakt war daher fast ein Schock: ein üppiger, stark nach Bärlauch duftender Erlen-Mischwald, hügelig, mit einem Bach, der sich „Jordan“ nennt und mystischen, dornröschenartigen Ruinen.
Die Wüste bei Mannersdorf ist nebenbei auch der jüngste Nationalpark Niederösterreichs (seit 1986) – und der Name könnte falscher nicht sein. Mit einer Wüste im ursprünglichen Sinn hat diese Landschaft nichts zu tun. Der Ursprung der Bezeichnung geht auf eine falsche Übersetzung des griechischen Wortes „Eremos“ – zu deutsch: Einsiedelei – zurück.
Das Gebiet ist von einer 4,5km langen Mauer umgeben, die ein ehemaliges Klostergebiet umschließt. 1644 wurde hier von Eleonara von Mantua ein Kloster gegründet, das 1683 bei der Türkenbelagerung zerstört wurde und erst danach, unter Maria Theresia, seine Blütezeit erlebte.
Die Ruinen der Klostergebäude (St. Anna in der Wüste) sind im Gelände verteilt. Neben den Gebäuderesten der ehemaligen Meierei finden sich auch das (noch recht gut erhaltene und als Gehöft genutzte) alte Kloster, sowie die Überreste der ehemals sieben Einsiedeleien. Hier haben sich auserwählte Mönche zwecks Meditation und Kontemplation einmauern lassen. Der einzige Kontakt zur Aussenwelt betraf die Nahrungsversorgung.
In einer der Einsiedelei-Ruinen war ich kurz drinnen – nicht unbedingt mein bevorzugter Platz, aber mit Sicherheit ein spannender Ort und man spürt förmlich den Hauch der Vergangenheit.
Meiner Ansicht nach aber wesentlich interessanter sind die spannenden Bäume in diesem Naturpark. Neben den faszinierenden Schwarzerlen gibt es eine Allee mit uralten, 1000-jährigen Linden, die teilweise geborsten und hohl sind – und in derem Inneren sich wieder neue Lindenbäume angesiedelt haben. So seltsam es klingt: diese Bäume haben echt Charakter und es lohnt sich, hier etwas Zeit zu verbringen und die Stimmung zu genießen.
Wer sich ein wenig abseits der gut ausgebauten Wanderwege bewegt und in den Wald hineingeht, findet interessante Bäume, die fast schon Skulpturen gleichen.
… und wer Bärlauch mag: dort gibt es Massen! Aber bitte: nicht unkontrolliert „mähen“! Dazwischen haben sich nämlich noch andere tolle – aber teilweise sehr giftige – Frühlingspflanzen breit gemacht: Schneeglöckchen und die Triebe der Herbstzeitlosen. Daher bitte: aufpassen und genau schauen, was man pflückt!
Fazit: ein wunderschöner Ort um die Natur im Frühling zu entdecken, mit tollen (Kraft)Plätzen und viel Geschichte!