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Lughnasad, das Schnitterfest: Brauchtum & Symbole

Im dritten Teil der vierteiligen Serie zum Jahreskreisfest Lughnasad stelle ich einige Symbole und überliefertes Brauchtum zu diesem Fest vor. Alle Teile der Serie sind hier zu finden: Lughnasad-Schnitterfest

Alte und neue Bräuche

Im Spätsommer, der mit August beginnt, haben die Pflanzen die volle Kraft der Sonne und der Erde in sich gespeichert. Diese Kraft bringt uns dann durch den Winter. Besonders die Kräuter werden mit dieser Zeit intensiv in Verbindung gebracht, sie haben jetzt Hochsaison. Der Brauchtums-Klassiker dieser Zeit ist somit der Kräuterbuschen.
Er besteht traditionell aus 7, 9, 12, 14, 24, 72 oder 99 Kräutern. Es sind Zahlen, denen christliche und mythische Bedeutung zugedacht werden. Die klassischen Kräuter, die man für den Kräuterbuschen sammelt, sind zum Beispiel Johanniskraut, Wermut, Beifuß, Rainfarn, Schafgarbe, Königskerze, Labkraut, Mädesüß, Kamille, Thymian, Baldrian, Eisenkraut … je nachdem, welche Kräuter in der Region wachsen und wo man persönlich den Schwerpunkt setzen mag.

Da nicht alle Kräuter zum gleichen Zeitpunkt reif sind bzw. der ideale Sammelzeitpunkt unterschiedlich ist, beginnt das Sammeln der Kräuter für den Kräuterbuschen bereits lange vor Lughnasad, meist um die Sonnenwende herum. Im Lauf des Sommers wandern dann die bevorzugten Kräuter in den Strauß und mit dem Ende des Frauendreißigers, Mitte September, sollte der Buschen dann fertig sein.

Der Frauendreißiger ist die Zeit zwischen Maria Himmelfahrt, am 15.08.,  und Maria Geburt (08.09.) bzw. Mariä Namen (12.09.). Wie die meisten unserer Bräuche ist auch dieser älter als das Christentum und wurde übernommen.  Als das Christentum sich durchsetzte, wurde es auch brauch, die gesammelten Kräuter weihen zu lassen. Mehr dazu gibt es in meinem älteren Beitrag zu den heiligen Tage im Sommer: Mariä Himmelfahrt, die Kräuterweihe und der Frauendreißiger

Der Kräuterbuschen war (und ist) die ländliche Hausapotheke. Neben der physischen Anwendung bei Krankheiten von Mensch und Tier, hat er auch eine energetische Schutzfunktion. Und auch zum Räuchern wurden und werden diese heiligen Hauskräuter gern genommen. So soll das Räuchern bzw. Verbrennen der Kräuter im Herd vor einem Gewitter, das Haus vor Blitzschlag schützen. In den Rauhnächten, zwischen Weihnachten und Dreikönig, werden dann die Kräuter zum Ausräuchern von Haus und Hof genutzt, um in dieser Zeit gut geschützt zu sein und gut ins neue Jahr zu kommen.

Auch das Backen des ersten Erntebrotes, von dem der Name Lammas für das Schnitterfest kommt, ist ein vom Christentum übernommener Brauch. In Irland und England gibt es Prozessionen, wo man das Brot feierlich zur Messe in die Kirche brachte, wo es gesegnet und anschließend gemeinsam gegessen wurde. Auch die Bäckereien wurden gesegnet, da sie ja das Brot für die Gemeinschaft zubereiteten.

Für die Kelten war Lughnasad der Herbstbeginn und das Ende des Sommers, der zu Beltaine begonnen hatte. Legt man den Jahreskreis auf den Tag um, sind wir nun am Nachmittag angekommen, die Abenddämmerung ist bereits spürbar. Auf die Mondphasen ausgelegt, ist es der abnehmende Halbmond – was gut zum Sichelsymbol der Schnitterin passt.

Elemente, Pflanzen, Tiere und Symbole

Was die Elemente betrifft, befinden wir uns zu Lughnasad zwischen dem Feuer der Sommersonnenwende und dem Wasser der Herbst-Tag und Nachtgleiche. Und das passt gut für diese Zeit, wo es um Extreme geht. Noch mehr als zur Sommersonnenwende braucht es jetzt ein gute Balancezwischen diesen Elementen. Weder zuviel Feuer, in Form von Hitze oder gar Blitzschlägen, noch zuviel Wasser, in Form von Gewitter und Starkregen.

Die Farben des Schnitterfests

Noch regiert die Sonne am Himmel und damit sind es auch ihre Farben, die vorherrschend sind: Gold, gelb und orange, aber auch schon dunkelrote Schattierungen und Schwarz – denn es sind ja nun die rot-schwarzen Archetypen, in Form der Erdmutter in diesem Aspekt, die aktiv sind.

Die Tiere des Schnitterfests

Hier sind es die majestischen Tiere, die man mit Macht und Autorität gleichsetzt, wie Adler und Löwe – der ja nun auch als Sternzeichen diese Zeit regiert. Beide gelten als Könige in ihrem Reich, wenn auch der Löwe in unserer Breiten eher nicht heimisch ist.

Die Pflanzen des Schnitterfests

Allen voran sind es natürlich in erster Linie die Kräuter und das Getreide, sowie alle Pflanzen, die sonnige Standorte brauchen. Aber auch der Wacholder, der in die Tiefe geht, ist eine stimmige Pflanze dieser Zeit, oder der Weißdorn, der auch auf medizinischer Ebene das Herz berührt und stärkt. Geht man durch die Föhrenwälder, ist der zitronige Duft dieser Bäume nun ganz besonders intensiv und an den alten Pechbäumen, die es bei uns am Fuß der Hohen Wand noch immer gibt, findet man frische Harztropfen. Damit zählt auch die Föhre bzw. die Kiefer zu den Lughnasad-Pflanzen. Ihr Harz wurde in unserer Region nicht nur intensiv als Pech für Kosmetik und Industrie geerntet. Es ist auch ein uraltes Heilmittel, keimtötend und entzündungshemmend.

Bei den Blumen ist es natürlich die Sonnenblume, die neben den blühenden Kräutern ein wichtiger Träger dieser Zeit ist. Aber auch die Königskerze, die nun in voller Pracht auf den Wiesen und Wegrändern steht, ebenso wie die Karden-Distel und die Ringelblume.

Als letzte Pflanze möchte ich hier noch die Hauswurz nennen, die nun vielerorts blüht und als „Aloe der Alpen“ gilt, weil sie ähnliche Eigenschaften aufweist, wie die heute bekannte, nicht heimische Aloe Vera Pflanze. Die Hauswurz galt zu Zeiten Karls des Großen als Schutz vor Blitzeinschlägen und es war sogar Gesetz, dass man eine am Hausdach haben musste.

Ihre Rosetten bilden einen Strahlenkranz und energetisch ist sie eine wunderbare Schutzpflanze – wenn auch der Schutz vor Blitzeinschläge durch sie eher nicht gegeben ist.

Alle Teile der Serie zu Lughnasad – das Schnitterfest:

 

Teil 1: Lughnasad, das Schnitterfest: Geschichte & Ursprung
Teil 2: Lughnasad, das Schnitterfest: Die Jahreskreisenergie
Teil 3: Lughnasad, das Schnitterfest:: Brauchtum & Symbole
Teil 4: Lughnasad, das Schnitterfest: Rituale allein und in der Gruppe

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