Der Isistempel am Frauenberg
Inhaltsübersicht
Geheimnisvoll …
Direkt neben dem Stift Seggau erhebt sich als Nachbarhügel der Frauenberg. Ein uralter Kultplatz, der sich seinen Zauber bis in unser Jahrhundert bewahrt hat.
Zahlreiche Ausgrabungen, die teilweise noch immer andauern, haben eine faszinierende Geschichte zutage gebracht. Neben der, als Isistempel bekannte, Anlage, die in ihrer Fülle an archäologischen und geomantischen Besonderheiten zwar intensiv, aber noch lange nicht vollständig erforscht ist, gibt es eine ebenso interessante Kirche, mit wundervollen Fresken.
Mystisch …
Schon vor den Kelten wurden an diesem Ort Kulte gefeiert. Nach den Kelten kamen die Römer und nun hat die christliche Kirche ihr Heiligtum auf diesem Berg. Ein Heiligtum, das lange Zeit eines der bekanntesten Wahlfahrtsorte war.
Und man sagt, dass ein Fluch über dem Ort liegt.
Kein Mann, der hier lebt, wird älter als 65 Jahre. Die Grundlage des Fluches ist eine alte, märchenhaft umgestaltete Sage, die ein „klassisches Kriegsleiden“ schildert: die Siedlung wurde von einer eingewanderten Horde überfallen, die Männer niedergemetzelt, ebenso die alten Frauen und kleinen Kinder. Einzig die „mannbaren Weiber“ wurden aufgespart und der grausamsten Folter unterworfen, die auch heute noch in zahlreichen Kriegsgebieten angewandt wird – man hat sie vergewaltigt. Auch den Priesterinnen des Platzes ist es so ergangen und die höchste von ihnen, in dieser Geschichte passenderweise Morgana genannt, hat mit ihrem letzen Atemzug die Peiniger verflucht: keiner der Männer und keiner ihrer männlichen Nachfahren soll älter als 65 Jahre alt werden.
So grausam die Geschichte klingt und so tragisch sie ist (und ich bin sicher, dass sie sich in dieser oder einer ähnlichen Form abgespielt hat … vermutlich mehrmals im Laufe der Jahrtausende), es ist eine kriegsalltägliche Geschichte, durch den Zusatz von „Morgana“ und dem Fluch dramatisch verstärkt.
Spannend aber ist, dass laut Auskunft der Museumsführerinnen tatsächlich kein Mann, der am Frauenberg lebt, älter als 65 Jahre wird …
Behütet …
Ich war schon mehrmals am Frauenberg, alleine und mit anderen, und habe jedesmal das gleiche wunderbare Gefühl des Willkommen-Seins gespürt. Man wird vom Ort angenommen, darf ankommen, zu sich kommen und Atem holen. Bereits nach kurzer Zeit springt das Gefühl des Friedens, den dieser Platz trotz seiner dramatischen Geschichte ausstrahlt, auf einen über.
Die Zeit vergeht und bleibt dennoch stehen. Man kann (seinen) Frieden hier finden, meditieren und sich von der behutsamen Museumswächterinnen durch die Anlage führen.
Es widerstrebt mir, sie als Angestellte des Museums am Frauenberg zu sehen – sie sind für mich vielmehr Hüterinnen und bei jeder von ihnen habe ich das Gefühl, dass ihnen der Platz mehr ist als nur ein Arbeitsplatz. Der Respekt, der diesem Kultplatz entgegengebracht wird, ist spürbar und fügt sich harmonisch in das Zaubergespinst aus erlebbarer Geschichte, mystischen Geschichten und geomantischer Besonderheiten ein.
Ein kraftvoller Platz
… und er zählt für mich zu den stärksten Kraftorten die ich kenne. Nicht kraftvoll im Sinne von gewaltig, mächtig und überwältigend.
Nein, es ist die sanfte und beharrliche Kraft eines heiteren Baches, der sich über Jahrhunderte seinen Weg durch den härtesten Fels gräbt und sich dennoch seine Sanftheit bewahrt hat. Eine liebevolle, heitere aber dennoch tiefe, mächtige Kraft, die den ganzen Ort umfasst. Wer sich darauf einlässt, kann hier Heilung finden, Lösungen für seine Probleme können sich in Meditationen offenbaren und wer es zulässt, dem wird die Seelenlast ein wenig leichter.
Das passiert nicht automatisch. Man muss sich darauf einlassen, mitarbeiten und mit dem Ort kommunizieren.
Eingebettet in einer bezaubernden Landschaft
Und selbst wenn man sich der Mystik und der Geschichte, die hier allgegenwärtig sind, verschließt, so findet einen der Geist des Ortes durch die Schönheit der Landschaft. Man schwebt über dem Tal, der Nachbarhügel mit dem Stift winkt majestätisch herüber. Auf der anderen Seite blickt man auf Leibnitz hinunter und erlebt einen Ausblick, den die zahlreichen früheren Völker, die hier gelebt haben, in ähnlicher Form ebenfalls gesehen haben.
Der Frauenberg
Der Frauenberg war durch die Jahrhunderte hinweg nicht nur ein Heiligtum, sondern auch ein Ausichtspunkt, der für die damaligen Bewohner lebensnotwendig war. In Notzeiten haben sie sich hierher geflüchtet und den Ort befestigt und verteidigt. Manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Erfolg. In letzterem Fall erfolgte ein Wechsel der Herrschaft, der mit einer Übernahme des Heiligtums verbunden war.
Isis Noreia und Mars Latobius
So bauten die Römer hier ihre Tempel auf dem bestehenden, keltischen Kultplatz auf. Der eine, gröeßre und ältere Tempel, soll der Göttin Isis Noreia gewidmet sein. Heute findet sich hier das Museum, das „Tempelfeeling“ ist noch immer spürbar.
Der zweite Tempel war vermutlich dem Mars Latobius geweiht und ist heute durch das, mit einer Mauer, gekennzeichnete Geviert erkennbar.
Beide Tempelplätze haben eine sehr eigene, individuelle Ausstrahlung. Der Isistempel ist optisch und „inhaltlich“ präsenter. Podium, Apsis und Opferplatz sind vorhanden und können hautnah besichtigt werden. In der Apsis soll eine riesige Isisstatue gestanden haben, auch eine Wassereinfassung wird angenommen.
Der dahinter vermutete Kult:
die Statue der Göttin wurde mit Wasser übergossen, das Wasser dadurch geheiligt und konnte außen, durch eine Rinne, von den Pilgern aufgefangen und zu Heil/Ritualzwecken verwendet bzw. mit nach Hause genommen werden.
Auch die Rinne ist gut erhalten und sichtbar. Da die Ausgrabungen nach wie vor andauern, werden sich in den nächsten Jahre vermutlich weitere Erkenntnisse rund um die Geschichte der Tempel am Frauenberg ergeben.
Die Wallfahrtskirche am Frauenberg
Wer den Frauenberg besucht, sollte unbedingt auch einen längeren Abstecher in die Kirche machen und sich die Zeit für eine Führung durch die Anlage nehmen. Die Kirche ist der Hlg. Maria gewidmet, wörtlich: Hl. Maria – Aufnahme in dem Himmel. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie im Jahre 1170. Das Innere ist vom Barock geprägt, allerdings in einer sehr angenehmen Art und Weise. Die gewaltigen Kuppel ist mit beeindruckenden Szenen ausgestaltet. Unter anderem findet sich hier der Einzug der Königin von Saba und ein Bildnis der Judith. Auch hier zieht sich der weibliche Geist des Platzes durch.
Die Kirche war und ist ein alter, bekannter Wallfahrtsort. Eine Zeit lang war der Platz berühmter und besuchter als Mariazell.
Besonders spannend ist, dass man bei den neuesten Ausgrabungen auch auf die Überreste einer frühchristlichen Kirche gestoßen ist.Sie hatte ihren Platz neben dem römischen Podiumstempel des (vermutlich geweihten) Mars Latobius.
Man kann also von einer Kultkontinuität am Frauenberg sprechen – von den illyrischen Urvölkern, über die Kelten und Römer, bis in unsere heutige Zeit war der Frauenberg ein spirituelles Kultzentrum. Ein Geschichte, die man hier spürt und wirklich wahrnehmen kann.
Im Museum kann man neben Exponaten der Ausgrabungen auch spannenen Bücher und Dokumentationen über den Ort erwerben. Sehr empfehlen kann ich hier Tempel und Kirche, ein kleines Buch, das einem einen sehr guten und gehaltvollen Überblick über die Geschichte des Frauenbergs gibt.
Geomantie und Radiästhesie am Frauenberg
Auch Geomanten und Radiästheten werden den Ort lieben. Wer sich dem Ort respektvoll nähert, der kann hier sehr spannende Phänomene erforschen. Helmut Kratochwill, ein Radiästhet, hat den Frauenberg intensiv erforscht und seine Erkenntnisse in einem Skriptum und einer kleinen Broschüre zusammen gefasst. Beides kann man im Museum vor Ort erwerben.
Zu entdecken gibt es hier mehrere starke geomantische Zonen, negativer und positiver Natur. So ist zum Beispiel der Opferplatz stark abladend – wie es sich für einen „klassischen“ Opferplatz ja auch gehört. Die Zonen ziehen sich über den ganzen Platz, einige sind auch in der Wallfahrtskirche zu finden. Hinzu kommen Gitterkreuzungen, Wasseradern und überregionale Linien. Der Ort steht, wie viele alte und starke Kraftplätze, mit anderen Kultorten in energetischer Verbindung. Eine Verbindung zu den nicht sehr weit entfernten Gräbern und Kraftplätzen der Sulmtalnekropole ist geschichtlich gegeben und geomantisch spürbar.
Kurz gesagt: es gibt hier auf radiästhetischer und geomantischer Ebene sehr viel zu entdecken, eine behutsames Wahrnehmen und Hineinspüren bringt spannende Erkenntnisse.
Meine Empfehlung: wer hier radiästhetisch tätig sein will, sollte sich vorab im Museum erkundigen und informieren. Ich persönlich halte nichts davon, wenn man einen Ort mit Rute und Pendel überfällt. Es gehört sich einfach vorher zu fragen, ob es ok und erlaubt ist. Das ist das eine.
Das andere: den Ort mental selbst fragen, ob er untersucht werden will und eine Mutung zulässt. Klingt vielleicht ein bisschen spleenig, aber ich steh dazu. Mehrfach habe ich es erlebt, dass Plätze, die ich mit anderen, die radiästhetisch hier aktiv werden wollten, besucht habe, einfach „zugemacht“ haben, keine sinnvollen Mutungsergebnisse möglich waren und die Energie des Ortes spürbar umgeschlagen hat. Das passiert meist dann, wenn man sich dem Platz (egal welchem) aus rein wissenschaftlichen Interesse heraus nähert und an der Seele des Ortes kein Interesse hat.
Man kann das auch als respektlos bezeichnen. Wie ein Arzt, der sich zwar für die Symptome des Patienten interessiert, aber an ihm selbst keinerlei Interesse hat, nicht fragt wie es ihm geht und über den Kopf des Patientien hinweg mit anderen über ihn spricht.
Bringt man dem Ort seinen Respekt dar, fragt still und für sich, ob man hier mit Rute und Pendel aktiv werden darf, dann wird man einerseits mit sinnvollen Ergebnissen und andererseits mit einem völlig anderen Kraftplatzerlebnis belohnt. Die persönliche Einstellung machts aus und nicht nur der Isistempel am Frauenberg hat sich diesen Respekt verdient. Auch alle anderen Kraftplätze und Kultorte, die uns Menschen seit Jahrtausenden mit ihrer Kraft unterstützen.
Wer sich mit Geomantie befassen, mit der Kommunikation mit Orten und Landschaft, kann dies bestätigen – wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück.
Beim Frauenberg empfehle ich hier ein sanftes Flüstern und die Bereitschaft, sich auf ein Gespräch mit dem Genius Loci, dem Geist des Ortes, einzulassen. Dann kann man sicher sein, dass man sehr spannende und interessante Geschichten zu hören bekommt ;-)
Weitere Infos
… rund um den Isistempel am Frauenberg, den Marstempel und die Kirche findet man hier:
Wer in der Gegend ist, dem empfehle ich auch in der Sulmtalnekropole, bei den Keltengräber in Großklein vorbei zu schauen, ebenso sehenswert ist das Hallstadtzeitliche Museum in Großklein:
Ich freue mich sehr über Rückmeldungen und Erfahrungen von denen, die den Frauenberg schon mal besucht haben und wer noch Fragen hat oder etwas ergänzen möchte: in den Kommentaren ist Platz dafür!
Und alle, die sich nun zu einem Besuch des Frauenbergs entschließen: genießt den Platz und anschließend empfiehlt sich eine Besuch bei einem der zahlreichen, typ. südsteirischen Buschenschenken in der Gegend ;-)
2 Comments
eva bührer
wie wärs denn, in der heutigen zeit des verzeihens und versöhnens den fluch zu erlösen?
gruss e.bührer
Michaela Schara
Das wär wunderbar – nur weiß offenbar niemand, wie mans angehen soll, sonst wärs sicher schon geschehen.