Dreistetten – Geschichte, Geologie und Besonderheiten
Wenn ich Dreistetten erwähnen und schon anfangen will, den Namen zu buchstabieren, höre ich oft: „Ah, das kenn ich!“, meist gefolgt von einem „Da war ich wandern, radfahren, klettern, …“ oder „… da kann man gut essen …“ oder auch „… da bin ich schon ein paarmal durchgefahren„.
Der am weitesten entfernte Ort, wo ich diesen Satz gehört habe, war auf Rügen, an der Ostküste Deutschlands. Der junge Rüganer (=so bezeichnen sich die „Ureinwohner“ Rügens) war einst in
Dreistetten auf Besuch, mit seinem Onkel.
Dreistetten ist ein kleiner Ort am Fuß der Hohen Wand, im südlichen Niederösterreich gelegen, oberhalb des Piestingtales und der sog. „Neuen Welt“ – das Tal, das vor der Hohen Wand liegt.
Meine Familie und ich wohnen hier seit bald 25 Jahren, sind also noch ein paar Generationen lang „Zuagraste“ ;-) Die Einbindung ins soziale Ortsgefüge hat dennoch gut geklappt, wir fühlen uns hier wohl und ich mag nimmer weg.
Hier haben auch meine Kraftplatz-Forschungen begonnen und nach wie vor fasziniert mich die Fülle an besonderen Plätzen, die man in Gehweite entdecken kann. Was auch daran liegt, dass der Ort und die Umgebung seit urgeschichtlicher Zeit Menschen eine Heimat ist.
Seit 02.02.2020 ist er auch die offizielle „Wohnadresse“ unseres KKP-Vereins – was mit ein Grund ist die spannende Geschichte von Dreistetten vorzustellen.
Ein anderer Grund, diese Geschichte zu erzählen: Sie ist nicht sehr bekannt, selbst in der eigenen Großgemeinde nicht. Der Wikipedia- Eintrag ist dürftig (siehe Dreistetten – Wikipedia) und man findet wenig über den Ort. Aber etwas mehr als auf der Gemeinde-Website, was doch auch weh tut und auch schade ist, denn Dreistetten hat einiges an historischen und anderen Besonderheiten zu bieten.
Beim Umräumen und im Zuge von Recherchen sind mir unlängst dann wieder ein paar alte Schriften in die Hände gefallen, wo es um Dreistetten geht. Und das ist der dritte Grund – Stichwort „Zufall“ ;-)
Inhaltsübersicht
Geologie & Lage
Dreistetten liegt am Fuß der Hohen Wand, auf einer Anhöhe zwischen Markt Piesting im Norden und Muthmannsdorf im Süden. Der Bergrücken der Hohen Wand liegt im Westen, nach Osten hin geht es über den Pfaffenkogel und die Malleiten Richtung Wöllersdorf bzw. nach Bad Fischau-Brunn.
So vielfältig wie Landschaft und Geschichte, ist auch die Geologie des Ortes und der Umgebung. Um das ein besser einschätzen zu können, im Folgenden ein kleiner Exkurs:
Die Erdoberfläche unseres Planeten setzt sich aus verschiedenen tektonischen Platten zusammen. Diese bewegen sich teils auseinander und teils kollidieren sie miteinander. Dabei entstehen Überschiebungen und Auffaltungen (ähnlich den Knautschzonen beim Auto). Durch das Aneinandertreffen der „Afrikanischen Platte „mit der „Eurasischen Platte “ entstanden auf diese Weise die Alpen.
Dieser Prozess ist seit Millionen von Jahren nach wie vor im Gange und veränderte langsam auch die Faltenstrukturen, die Lage, Form und das Höhenprofil der muldenförmigen Täler zwischen den aufsteigenden Faltenkämmen („Synklinale“). Hinzukommen Verwitterung und Abtragung.
Neueste Forschungen (2010,Bernhard Grasemann/Lukas Plan) haben ergeben, dass sich die Kalkalpen derzeit um 1,6mm pro Jahr schräg in Richtung Osten, entlang der „SEMP“-Störung (Salzach-Ennstal-Mariazell-Puchberg-Störung) bewegen. Das bedeutet, dass auch bei uns in Dreistetten nach wie vor alles in Bewegung, im steten Umbau ist.
Durch den ständigen Druck der „Afrikanischen Platte “ wandern die Kalkalpen also seit Jahrmillionen nach Norden. Dabei entstanden relativ kleine, durch geologische Brüche begrenzte Gebiete, welche stärker als ihre Umgebung absanken.
Die so entstandenen Mulden waren zeitlich wechselnd auch mit Meerwasser mehr oder weniger hoch bzw. fallweise auch mit brackigem Wasser gefüllt. Zeitweise süßten diese Meere aus oder trockneten gänzlich aus.
Dreistetten liegt genau in einer solchen Mulde, von Geologen als „Grünbacher Gosaumulde“ bezeichnet. Diese reicht von Grünbach am Schneeberg über Muthmannsdorf und Dreistetten bis Piesting.
Die Meeresbrandung, geologische Prozesse und Verwitterung zerkleinerten die Ufergesteine, der mit Meereswasser gefüllten Mulde und der darin befindlichen Inseln, sowie jene der Umgebung. Zuflüsse transportierten diese weiter ins Meer und so entstanden vom Ufer weg große, typische Schotterfächer. Der Großteil von Dreistetten liegt auf so einem Schotterfächer. Geologen bezeichnen solche Fächer auch „als Konglomerat – in diesem Fall: Dreistetter Konglomerat.
Das eingeschwemmte Gestein füllte das Becken auf und es entstanden flache, schlammige Uferbereiche. Geologisch bedingt sanken die Becken oft wieder tiefer und so entstand ein Wechselspiel der Wassertiefe.
Im sandigen Mergel des Schneckengartls am Fuß der Hohen Wand findet man bis heute versteinerte Schnecken aus dieser Erdphase, vorwiegend verschiedene Arten der Gattung „Actoanella“ (Trochactaeon), was auf ein „brackisch-limnisches Milieu“ (Limnisch: Süßwasser) hinweist.
Auf den seicht-schlammigen Gründen lebten auch andere Schneckenarten und Korallen. Letztere konnten aber auf Grund der Schlammteilchen im Uferbereich keine Korallenstöcke ausbilden.
Das letzte Meer wogte vor ca. 110-90 Millionen Jahren. Damals sah die Hohe Wand nicht so aus wie heute. Die letzte, entscheidenden Veränderung erfolge vor gut 80 Millionen Jahren. Da faltete sich die eurasische Platte unter dem Druck der afrikanischen Platte weiter auf, die Alpen wuchsen ein gutes Stück höher, die Fischauer Vorberge wurden von der Wand weggeschoben und die neue Welt sackte zu ihrer heutigen Form zusammen.
Durch das Wechselspiel der Meereshöhe änderte sich auch der Wassertypus. Von Salzwasser über Brackwasser bis zum Süßwasser. Das passiert, wenn das Meer keine Anbindung an andere Mulden mehr hat. Damit änderte sich naturgemäß auch die Wasserbesiedelung.
An den Uferbereichen bildeten sich Küstenmoore aus, in denen große Mengen pflanzlichen Materials abgelagert wurde – aus dem damals vorhandenen, tropischen Urwald. Da das Meer die Sümpfe immer wieder überflutete, kam es zum völligen Absterben des Pflanzenwuchses und zur Ablagerung (Sedimentation) von brackischem bzw. marinem Gestein. Im Zusammenwirken mit geologischen Vorgängen, im speziellem dem Druck durch die stetige Gesteinsverschiebung, entstand so
Kohle in verschiedensten Qualitätsstufen.
Diese kohleflözführende Sandstein/Mergelschicht führt von Grünbach (Steinkohle) entlang des Fußes der Hohen Wand über die Felbring und Muthmannsdorf nach Dreistetten bis Piesting. Diese Kohle wurde lange Zeit auch in Schächten und Schürfen abgebaut. So findet man eher unergiebige Lager auch in Muthmannsdorf und Dreistetten, zum Beispiel westlich vom „Scherrerwirt“. Beschrieben werden vier verschiedene Flözstreifen. Zwischengelagert in diesen Kohleflözzung war der „Dreistetter Konglomerat“-Fächer.
1965 wurde in Grünbach mangels Rentabillität der Bergbaubetrieb eingestellt. Schon einiges früher wurden auch die anderen Schächte und Schürfen wieder stillgelegt. Im Bergwerk nahe Muthmannsdorf wurden bei diesen Abbauarbeiten die Knochen von verschiedenen Reptilien gefunden. Bekannt ist auch ein Alligatorzahn, Reste von Schildkröten und Krokodilen. Und noch eine Besonderheit hatte ihren Ursprung in dieser Zeit: der einzige österreichische Saurierfund, das Skelett des Struthiosaurus Austriacus, wurde im Zuge des Kohleabbaus im Nachbarort Gaaden gefunden.
Er war nicht besonders groß, ca. 3m lang und knapp 80 bis 100 cm hoch, und gehörte zu den sog. Landechsen, wissenschaftlicher gesagt: zur Familie der Nodosaurier. Auch war er ein später Dino, als die sich schon Richtung Aussterben bewegten. Gelebt hat er hier vor ca. 99 bis 65 Mill. Jahren.
Struthi, wie er regional liebevoll genannt wird, war schwer gepanzert und gut gegen Feinde gerüstet. Der Grund, warum er nicht größer wurde ist ein geografischer: es gab nicht genug Platz für große Tiere hier, das Land bestand damals größtenteils aus Inseln.
Eine weiterer Saurier, der auch hier lebte (aber nicht so schön vollständig gefunden wurde wie Struthi) hatte die Lüfte für sich erobert: Ornithocheirus bunzeli. Auch er war eher klein geraten, mit einer Flügelspannweite von ca. 1,7m. Gemeinsam mit Struthi machte er die Gegend rund um die zukünftige Hohe Wand unsicher, die damals noch tropisch feucht und warm war.
In Muthmannsdorf gibt es einen kleinen Schaukasten zu diesem Saurierfund – das kleinste Museum der Welt. Das Originalskelett ist allerdings im Naturhistorischen Museum zu sehen.
Zurück zu den geologischen Besonderheiten: Durch die Verwitterung der Kalke auf den unbedeckten Kämmen bildeten sich im feuchtwarmen Urklima an verschiedenen Stellen „Bauxit“, den man auch im Gebiet von Dreistetten, am Südfuß des Kleinen Auriegels und an der Ostseite des Großen Auriegels findet. Bauxit ist ein aluminiumhältiges Erz, welches man auch in der Aluerzeugung verwendet.
Obwohl diese Bauxitvorkommen wenig ertragreich waren, wurden sie beschürft. Heute sind an der Oberfläche nur mehr die rotbraunen bauxitischen Verwitterungsprodukte zu sehen.
Dreistetten wird von Muthmannsdorf durch die deutlich sichtbaren und bogenförmigen Sandsteinlinsen (Biberkogel, oben im Bild) getrennt. Diese Hügel wirken wie eine natürliche „Schutzmauer“ und hatten in urgeschichtlicher Zeit vermutlich auch diese Funktion.
Zahlreiche geologische Brüche, von Geologen als Verwerfungen bezeichnet, durchziehen als Folge der stetigen Pressungen und Zerrungen, das Becken der „Neuen Welt“ und sorgen auf ihre Weise für einen spannenden Untergrund.
Urgeschichte
Die Wurzeln der Besiedlung im Raum Dreistetten gehen zumindest bis in die Jungsteinzeit
zurück, was durch mehrere Funde belegt ist. Im Tal der Neuen Welt, sowie am Bergrücken der Malleiten Richtung Bad Fischau-Brunn, lebten bereits lange vor Beginn der Zeitrechnung Menschen. Am Fuß der Hohen Wand, in Stollhof, machte man den bemerkenswertesten historischen Goldfund Österreichs: Ein Depot aus der älteren Kupferzeit, dem 4. Jahrtausend vor Beginn unserer Zeitrechnung (also vor über 6.000 Jahren).
Dieser Goldfund ist einer der ältesten, wenn nicht überhaupt der älteste des Landes und er war sehr gehaltvoll. Zwar schafften es nicht mehr alle Stücke ins Museum, aber zumindest die Inventarliste ist überliefert: sechs Doppelspiralen, zwei Flachbeile, neun Spiralröhrchen, zwei Armspiralen, ein eberzahnförmiges Zierblech und zwei mysteriöse Goldscheiben.
Speziell letztere beschäftigten die Wissenschaft einige Jahre und sorgten für fantasievolle Deutungen. Schlussendlich fand man heraus, dass diese Scheiben, mit 14 bzw. 20 cm im Durchmesser, von einer Künstlerwerkstätte am Balkan stammten. Geschätztes Alter: 4.300 – 3.200 Jahre. Ein Beweis, dass die indigene Bevölkerung unserer Landschaft bereits damals sehr intensive und weitreichende Handelsbeziehung hatte, was auf eine hoch entwickelte Gesellschaft schließen lässt. Der Depotfund von Stollhof dürfte vermutlich in Kampfzeiten, zum Schutz, vergraben worden sein.
Auf der Malleiten, wie der östliche Ausläufer der Fischer Vorberge heute heißt, fand man in mehreren Höhlen Reste von Stein- und Knochenwerkzeug und auch die Knochenreste eines Mammut und von Höhlenbären wurden entdeckt.
Auf der Töpferwiese findet man bis heute Tonscherben, die letzten Zeugen einer hoch entwickelten Gesellschaft, die in vorkeltischer Zeit hier in größeren Mengen Tonwaren produzierte, welche in alle Himmelsrichtungen gehandelt wurden. Der Herrschaftssitz dieser Siedlung dürfte auf der Bergkuppe gewesen sein, wo heute das Finkenhaus steht – ein Gasthof, der schon lange nicht mehr in Betrieb ist. Einige Fundstücke von der Töpferwiese waren bis vor der Landesausstellung im Museum Wr. Neustadt zu sehen, zum Beispiel dieses ausnehmend schöne und in Natura sehr imposante Mondidol (Feuerbock):
Die Hügelgräber auf der Malleiten, im Bereich um und unterhalb des Fichtenboden sowie der Fiedlerwiese, sind zwar ein wenig bekannter, aber sehr schwer zu finden. Diese Gräber, die aus der Zeit um 800-500 v. u. Z. stammen, wurden schon vor langer Zeit geplündert. Was noch an brauchbaren Steinen vorhanden war, wurde im Anschluss an die Völkerwanderung für den Wiederaufbau der Siedlungen und später für die Errichtung der Mauern um die Weingärten genutzt.
Die Bombenabwürfe in der Zeit des zweiten Weltkrieges sorgten schlussendlich dafür, dass die Hänge der Malleiten noch einmal umgegraben wurden. Doch bis in heutige Zeit findet man Schatzsucher, die mit Metalldetektoren auf der Suche nach den Resten der frühen Zivilisation und allfälliger Überbleibsel aus der Weltkriegszeit sind.
Im Volksmund nennt man den Berg zwischen Bad Fischau und der Zweierwiese auch Kürassier. Der Name kommt vom alten Gasthof „Zum Kürassier“, der noch in der Kaiserzeit gegründet wurde, und zuerst die Arbeiter der nahen Steinbrüche und später die wandernden Touristen verköstigte.
Zurück in die Urgeschichte: die bekanntesten Höhlen auf der Malleiten sind gleichfalls prähistorische Fundstellen. So fanden sich am Vorplatz der Hoffmannshöhle Bronze-Figuren, die auf eine kultische Nutzung des Ortes zur Bronzezeit schließen lassen.
Der Steinerne Stadel, eine Durchgangshöhle und heute vor allem bei Boulderern beliebt, und die versteckten Zwergerhöhlen, auch Falschmünzerhöhlen genannt, waren gleichfalls Orte, wo die Menschen dieser Zeit ihre Rituale abgehalten und in Kriegszeiten Schutz gesucht haben.
Im Marchgraben sind es die Waldandacht (Karolinenruh) und die Zigeunerhöhle, wo man anhand von Funden eine, vermutlich rituelle, Nutzung in frühester Menschheitsgeschichte nachweisen konnte. Die Waldandacht ist bis heute ein Kultort und dient, wie alle Waldandachten, der ländlichen Bevölkerung als „kleines Wallfahrtsziel“: ein Ort, zu dem man pilgert, wenn man spirituelle, göttliche Hilfe sucht, um etwas zu erbitten oder loszulassen. Bis heute bringen die Menschen dort ihre Votivgaben hin, als Dank und um ihre Bitte zu unterstützen.
Die Zigeunerhöhle, nur ein paar Meter entfernt von der Waldandacht, zieht andere Besucher an. Neben den Fledermäusen sind es „neu-esoterisch“ Interessierte, die mitunter für seltsame Vorkommnisse sorgen. So fand sich vor ein paar Jahren ein Sarg in der Höhle, verschlossen, und davor ein paar Schuhe. Als man Nachschau hielt, fand man einen sehr lebendigen jungen Mann darin, der eine spezielle Version eines sprituellen Retreats vollziehen wollte und von seinen Freunden, auch im Sinne einer Mutprobe, hier „deponiert“ worden war.
Die Ausmaße der alten Siedlung auf der Malleiten sind nach wie vor nicht umfassend erforscht. Das es eine große, wichtige und sehr bedeutende Siedlung war, vermutlich ähnlich wichtig und groß wie in Hallstatt, steht aber außer Zweifel. Wohnbereich und Herrschaftssitz waren auf der Malleiten. Das spirituelle Zentrum dürfte, lt. Dr. Dorothea Talaa, die die Ausgrabungen im Raum Wöllersdorf leitet, im Raum Bad Fischau gewesen sein. Das Handelszentrum war vermutlich in Wöllersdorf, wo man in der musealen Ausstellung im Schlössl einen faszinierenden Einblick in diese Kultur bekommt. Der Raum Wöllersdorf wurde und wird intensiv archäologisch erforscht und hat bereits für einige wissenschaftliche Sensationen gesorgt. Die Handelsbeziehungen dieser Kultur reichten weit und erstaunen bis heute.
In damaliger Zeit nutzte man die Vorzüge der Hügel und Berge aus, um geschützte Siedlungen zu errichten. Die Niederungen boten wenig bis keinen Überblick und waren im Fall eines Überfalls schwerer zu verteidigen. Der Raum Dreistetten bot sich optimal für eine solche alte Siedlung an. Gegen die Neue Welt hatte man die Sandhügel (Biberkogel) als Schutz, Richtung Westen das Massiv der Hohen Wand. Nordwärts war es der heutige Hausenberg und Richtung Osten die Malleiten, die zwar höher als Dreistetten ist, aber von der man durch einen damals zum See verbreiteten Bach getrennt war. Ein geschützter Ort, der alles bot, was man zum Leben braucht. Allen voran Wasser und Land, auf dem man Nahrung anbauen konnte.
Um 500 vor der Zeitrechnung haben sich im Raum NÖ keltische Stämme ausgebreitet und ihre Kultur verbreitet. Im Raum Kärnten, Steiermark und teilen Niederösttereichs existierte sogar für gut 100 Jahre das einzige überlieferte keltische Königreich namens „Noricum“. In unseren Breiten lebten aber andere keltische Stämme.
Einige Zeit später sind es die Römer, die das Land erobern. Ein Grabstein aus dieser Zeit wurde auf der Zweierwiese gefunden. Zu sehen ist er heute in der Pfarrkirche Muthmannsdorf.
Und dann rollten auch hier die Wirren der Völkerwanderung durch. Westgoten, Hunnen, Ostgoten, Reguier, Langobarden durchzogen und besetzten den Raum Europa in wechselnder Folge. Wer speziell im Raum Dreistetten „vorbeikam“ ist nicht überliefert, auch nicht wie es der Bevölkerung zu dieser Zeit erging, wie und ob sie überlebten. Die Vermutung liegt nahe, dass man in den Höhlen, auf den Höhen und in den tieferen Tälern Zuflucht suchte. Diese chaotische und kriegerische Zeit veränderte die Siedlungsgemeinschaft, die Bevölkerung und das Land nachhaltig.
Marcha Orientalis, Karantanien & die Awaren
Ich finde es immer spannend, wenn ich bei Recherchen über Kapitel der Geschichte stolpere, die ich nicht mal ansatzweise im Geschichtsunterricht gehört habe. Generell waren die Inhalte dieses Unterrichts eher dürftig und, gemessen an der Fülle historischer Ereignisse, auf eine sehr kleine, regionale eingeschränkte Zeitspanne der Geschichte begrenzt.
Die Urgeschichte wurde nur sehr zart gestreift: Neandertaler, Sapiens, vielleicht noch die Erwähnung des Homo Errectus – das wars. Dann kamen schon die Griechen, gefolgt von den Römern. Die wurden je nach Lehrplan üppig ausgeschlachtet und auch fächerübergreifend unterrichtet. Wer jemals Cäsars gallischen Krieg im Lateinunterricht zu übersetzten hatte, weiß was ich meine.
Die Völkerwanderung wurden dann wieder im Schnellvorlauf durchgearbeitet und der nächste Höhepunkt war dann schon Karl der Große (um 800 zum Kaiser gekrönt), der gefühlt unmittelbar von Karl IV. abgelöst wurde, der sich bei mir durch vier Jahre Geschichtsunterricht in der HTL gehantelt hat. In Erinnerung blieb er mir dennoch nicht.
Bestenfalls am Rande erwähnt wurden die Ereignisse, die zum ersten Weltkrieg führten. Über den genaueren Verlauf dieses Krieges, der Zwischenkriegszeit und über den zweiten Weltkrieg wurde vielleicht noch in einer Fußnote oder im privaten Gespräch erzählt. Das wars.
Als ich begann, mich mit Geschichten zu beschäftigten und dem historischen Bezug mancher dieser Geschichten nachging, entdeckte ich ein weites, unbekanntes Land: die fehlende, nicht gelehrte Geschichte. All das, was man in der Schule lapidar, gar nicht oder teils auch falsch abhandelt(e). Und dieses Land ist groß, weit und hat nach wie vor viele Überraschungen für mich auf Lager. Eine Entdeckung, die ich in diesem weiten Land machte, ist die Geschichte von „Karantanien“.
Das klingt im ersten Moment nach dem Titel einer Fantasy-Story, ist aber der Name eines Herrschaftsgebietes, dass im 7. Jahrhundert aus den Wirren der Völkerwanderung heraus entstanden ist. Es war ein slawisches Fürstentum, dessen Zentrum vermutlich in Kärnten lag. Es war das erste länger stabile Staatsgebilde nach der Völkerwanderung im Raum Österreich und war entscheidend für die Entwicklung Kärntens, Sloweniens und der Steiermark. Da Dreistetten ja die längste Zeit steirisch war, war es mir wichtig, auch Karantanien Raum in diesem Beitrag zu geben.
Wie genau der Grenzverlauf war und ob Dreistetten karantanisch gewesen ist – ich weiß es nicht. Das Herzogtum war zwar leidlich stabil. Doch die Außengrenzen waren es nicht und zugleich ist die Überlieferung, generell das Wissen aus dieser Zeit, dürftig.
Auf Wikipedia wird der zeitlich nicht näher definierte Herrschaftsbereich wie folgt gelistet: Große Teile der Gebiete des heutigen Osttirol, der Steiermark, den Salzburger Lungau sowie Enns-Pongau, Teile des südlichen Ober- und Niederösterreichst und die heutige slowenische Untersteiermark bis ins Tal der Save. Man geht heute davon aus, dass mehr als 35% des heutigen österreichischen und 10-15% des slowenischen Staates karantanisch waren.
Wie kam es dazu?
Im 6. Jahrhundert veränderte sich Europa grundlegend. Das römische Reich war zusammengebrochen, das asiatische Awarenvolk drängte in das entstandene Machtvakuum und „schob“ die Slawen vor sich her, die vor den Awaren flüchteten. Die ehemals römischen Provinzen Norikum und Pannonien, wo Dreistetten dazu gehörte, wurden neu besiedelt und die kelto-romanische Bevölkerung „assimiliert“.
Im Westen entstand die bairische Herrschaft, die sich vom Raum Regensburg bis ins 8. Jahrhundert immer weiter bis in den Osten, zur Enns hin, ausdehnte und im Süden bis ins heutige Südtirol reichte.
Karl der Große annektierte das Herzogtum Baiern im Jahr 788 und errichtete östlich davon die sog.
Awarenmark – zum Schutz gegen diesen Völkerstamm. In weiterer Folge kam diese Mark unter die Herrschaft der Ostfranken und aus der Awarenmark wurde die Marcha Orientalis – die Mark im Osten, später als Ostmark bekannt und „die Mutter“ des heutigen Österreich. Diese Mark reichte auf beiden Seiten der Donau von der Enns im Westen, bis zur March und weiter bis zur Leitha im Osten. Teilweise reichte das alte Frankenreich bis zum Balaton.
Während die Awaren die altrömische Provinz Pannonien und Teile Noricums heimsuchten, drängten die Slowenen von ihrer Seite her in Teile Noricums und besiedelten das Land. Auch hier wurde die kelto-romanische Bevölkerung „assimiliert“, was ein netteres Wort für „unterworfen“ ist.
Die Slowenen hatten bald den Bereich des sog. Binnennoricums unter ihrer Herrschaft und dehnten das Gebiet weiter aus. In Folge dessen entstand das Fürstentum Karantanien. Die Awaren waren jedoch nach wie vor eine große, fast übermächtige Bedrohung und so wandte sich der Herzog Karantaniens an den Herzog von Bayern um Hilfe. Die wurde ihm gewährt, allerdings auf Kosten der Anerkennung der bayrischen/fränkischen Oberhoheit.
Ab Mitte des 8. Jahrhundertst kamen so die später steirischen, damals karantanischen Gebiete zuerst unter die bayrische Herrschaft und dann unter die der Karolinger/Franken. Dreistetten war somit in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhundert bayrisch.
Mit Hilfe der Bayern konnten die Awaren schlussendlich zurückgedrängt werden, der karantanischen Herrschaftsbereich wurde stabiler und ausgeweitet. Die awarischen Kriegshandlungen zogen sich allerdings weiter über gut 200 Jahre und man kann davon ausgehen, dass diese Zeit für die eingesessene Bevölkerung keine gute war, unabhängig von wechselnder Herrschaft und Besatzung.
Im 10. Jahrhundert begann dann der Vormarsch der Magyaren, die die östliche Awarenbedrohung ablösten. In dieser Zeit zogen sich die Franken zurück, das Gebiet des ehemaligen Pannoniens stand somit einige Zeit unter magyarischer Herrschaft. In der Schlacht am Lechfeld wurden die Magyaren im Jahr 955 von Otto dem Großen vernichtend geschlagen.
20 Jahre später kam die Marcha Orientalis unter die Herrschaft der Babenberger, die das Land bis 1246 regierten und ihr Reich sukzessive nach Osten ausweiteten. In dieser Zeit entstand auch die Schreibweise Ostarrîchi und Dreistetten gehörte da schon wieder zur Steiermark.
Bei den Karantanen dürfte es sich um ein slawisches Volk gehandelt haben, obwohl der Name selbst nicht slawisch ist. Man vermutet hier einerseits keltische Namenswurzeln, andererseits lateinische Einflüsse. Das Land Kärnten hat letztendlich seinen Namen von diesem Volksstamm erhalten.
Zu Beginn des 11. Jahrhunderts wandelte sich der Name von „karantanische Mark“ zur „Steiermark“, als die Markgrafschaft in ein anderes Adelsgeschlecht wechselt, nämlich zu den Traungauern, die ihren Sitz in Steyer hatten.
Besiedlungswechsel & Christianisierung
Von den ehemals eingesessenen (indigenen) Bewohnern der Gegend kann nach diesen vielen Besatzungen, Raubzügen und Herrschaftswechseln nicht mehr viel geblieben sein:Kelten, Römer, die Horden der Völkerwanderung, die Awaren, die Karantanen und/oder die Bayern bzw. Franken, die Magyaren, dann wieder die karantanisch-steirisch-fränkischen Rückeroberer …
Es gibt so gut wie keine Berichte aus dieser dunklen Zeit, wo das (Über)Leben der lokalen Bevölkerung beschrieben wird. Es ist schon mühsam, die ständig wechselnden Herrschaftsclans nachzuverfolgen – die ländliche Bevölkerung scheint in den Geschichtsbüchern nicht auf. Ich glaube aber, dass man nicht viel Phantasie braucht, um sich das Dasein zu dieser Zeit vorzustellen. Die Gefahr für Leib und Leben war immanent, Flucht und notdürftiges Überleben beherrschten den Alltag. Sofern sich überhaupt noch Siedler hier aufgehalten haben.
Unter fränkischer Herrschaft kam es ab 955 zu einer intensiveren (Neu)Besiedlung vom deutschen/altbairischen Raum her. Diese Siedler brachten auch ihren Glauben mit: Das Christentum. Vom Süden aus waren es die Slawen, die sich in der Region verbreiteten und gemeinsam legten sie den Grundstock der heutigen Bevölkerung, die auf den vermutlich sehr kargen bis kaum vorhandenen Resten der ehemaligen, überlebenden kelto-romanischen Siedler aufbauten.
Die Ausbreitung des neuen christlichen Glaubens nahm von Salzburg aus ihren Lauf. Die Markgrafschaft Steiermark gehörte damals zum Erzbistum Salzburg.
Der Name: Dreistetten – Troßtetten – Tragebotinsteten
Die Schreibweise hat sich im Lauf der Jahrhunderte oft geändert ehe man beim aktuellen „Dreistetten“ angekommen ist. Man findet in den Unterlagen, im Lauf der Zeit, die unterschiedlichsten Versionen.
Franz Xaver Schweickhardt, ein Historiker aus dem 19. Jahrhundert, war sogar der Meinung, dass der Name keltischen Ursprungs ist: Troßtetten.
Das ist möglich, allerdings eher unwahrscheinlich. Zwar gab es auch, wie beschrieben, bei uns keltische Besiedlungen und wie überall, wo sich die Kelten aufgehalten haben, haben sie auch hier ihre Spuren hinterlassen. Allerdings dürfte es eher so sein, dass der Name unseres Ortes jünger ist und auf einen slawisch-stämmigen Siedler aus dem Mittelalter zurückgeht.
Interessant ist auch die Sage, die ich so auch nur bei Schweikhardt gefunden habe: Demnach sollen es hier
vor undenklichen Zeiten drei Städte gestanden haben. Schweikhardt selbst bezweifelt die Grundlage der Sage, da er sich keine drei Städte in der bergigen Landschaft vorstellen konnte.
Die erste offizielle Nennung des Ortes findet sich in einer Urkunde vom 15. Mai 1149: Tragebotinsteten. In diesem Schriftstück wird eine Beschwerde behandelt, die die Frau eines Adelram von Feustritz an König Konrad richtet. Dieser Adelram wird auch „von Waldekke“ genannt und es ist auch von einem Castrum Waldeke die Rede, zu dem unter anderem Tragebotinsteten, inkl. der Orte Hophingen (heute Wopfing), Strelitz (heute Strelzhof), Willindorf (Willendorf) und ein Gut zu Geroldstorf (heute Gerasdorf) gehören.
In den nächsten Jahren finden sich diverse Abwandlungen des Namens in unterschiedlichen Urkunden und Schriften: Trabsteten, Trausteten, Drobsteten, Trosteten, Drosteten, Dronstetten, einmal sogar Dransteten, um 1513 Prosteten, 1525 wiederum Driesteten.
Der ursprüngliche Name „Tragebotinstetin“ bezieht sich höchstwahrscheinlich auf einen Herrn
Tragebot (Dragobodo, Tragoboto) der sich ca. im 11. Jahrhundert hierorts ansiedelte. Was in weiterer Folge aus ihm wurde verschweigt die Geschichte. Doch es wird vermutet, dass aus diesem Tragebot
ein Adelsgeschlecht hervorging, dass sich zumindest auf den Namen des von ihm gegründeten Ortes bezieht und zu den Ministerialen der steiermärkischen Landesfürsten gehörte.
So findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1160 ein Merboto von Trabsteten, der als Zeuge erwähnt wird. 1185 und 1186 wird ein Heinrich von Trabstetin erwähnt und ein During von Trausteten taucht 1190 in einer Schrift in Zusammenhang mit Stift Admont auf. Die nächste Nennung eines „von Trasteten“ findet sich ca. 50 Jahre später, als Steiermark und Österreich vereint waren: Albert von Trasteten und seine Ehefrau Margarete.
1285 wird ein During (Dörndl) von Drasteten in einem Kaufbrief mit Bezug auf Lilienfeld erwähnt. 1328 ist ein weiterer Albert von Trosteten in einer kirchlichen Notiz zu finden. Und zwischen 1355 und 1387 taucht ein Otto von Trostetten in diversen Urkunden auf. Unter anderem verkaufte er im Jahre 1355 ein Gut an einen Heinrich von Stübenberg (Stubenberg) und erhielt im Jahr 1375 von Johann Teufel einige puchheimsche Ritterlehen. Die Familie Teufel war ein ritterliches Geschlecht, die ihren Sitz auf der Burg Emmerberg hatten. Sie waren unter anderem Gründer der alten Pfarrkirche in Winzendorf, wo einige von ihnen auch begraben sind.
Damit endet die Perlenkette an Erwähnungen der Herren von Drostetten.
Flurnamen und Bezeichnungen im Wandel der Zeit
Die Namen der Gassen, Straßen und Plätze sind lokale Flurnamen und es gibt erst seit ein paar Jahren inoffizielle Straßenschilder. Die Nummerierung der Häuser erfolgt nach wie vor in der Reihenfolge ihrer Errichtung. Was auch bedeutet, dass sich Außenstehende nicht daran orientieren können und sehr genau wissen müssen, wer wo wohnt, Denn die Hausnummer hilft bei der Orientierung wenig.
Ich wohne unterhalb des Hausenbergs, den ich anfangs phonetisch als „Hasenberg“ verstanden hatte. Mit Hausenberg ist er heute auch offiziell betitelt. Doch die ursprüngliche Bezeichnung lautete tatsächlich
Hasenberg – was nichts mit den Feldhasen zu tun hat, sondern von „hasu“ kommt und damals (18. Jhdt) „glatt“ und „unbewaldet“ bedeutet.
Der Föhrenwald, Nährboden der Pecherei, mit der um 1800 hier begonnen wurde, ist erst später entstanden. Heute sind es sog. Hauswälder, die unterschiedlichen Grundbesitzern gehören. Und damit ist auch der aktuelle Name „Hausenberg“ wieder stimmig.Siehe
Mahlleiten, Malleiten, Marchleiten – so nannte man den Taleinschnitt, der von Dreistetten Richtung Wöllersdorf führt. Hier war die mittelalterliche Grenze zu Österreich. Heute heißt das Tal
Marchgraben und als Malleiten wird der Bergrücken Richtung Bad Fischau-Brunn bezeichnet.
Wellersdorf, das heutige Wöllersdorf, dürfte seinen ursprünglichen Namen von „Wella“ haben, aus dem Indogermanischen „wella“, was soviel wie „Wasserschwall“ bedeutet. Vermutlich hat man die Piesting hier mit einer Felsbarriere aufgestaut. Teile dieser Staumauer sind angeblich auch heute noch im Ort zu finden. Siehe Wöllersdorf-Steinabrückl – Wikipedia
Ortsgeschichte in Mittelalter und Neuzeit
Am Platz vor der neuen Feuerwehr steht die Pestsäule und erinnert daran, dass Dreistetten im 15. Jahrhundert unter dieser Seuche schwer zu leiden hatte. 1529 und 1683 waren es die verheerenden Türkenkriege und deren Folgen, die den Menschen und der Region schweren Schaden zufügte. Die Heerscharen belagerten Wien und Wr. Neustadt. Ihren Proviant „organisierten“ sie sich aus der umliegenden Umgebung. Was sie nicht brauchten oder davontragen konnten, wurde vernichtet. Die Bevölkerung wurde massakriert oder in die Sklaverei gezwungen, die Häuser angezündet.
Im Jahr 1683 waren von den 49 Häusern Dreistettens 15 niedergebrannt. Da man für den Wiederaufbau nicht nur Material und Arbeitskräfte brauchte, sondern auch Geld, dauerte es lange Zeit, bis sich der Ort und seine Bevölkerung erholen konnten. Sofern möglich und man rechtzeitig von der Bedrohung Kunde hatte, suchte man in den umliegenden Burgen um Schutz, allen voran in der Burg Starhemberg. Damit war aber bestenfalls das eigenen Leben gesichert, für einige Zeit.
Ab dem Jahr 1807 konnte man dann endlich von einem kleinen, stabileren wirtschaftlichen Aufschwung sprechen. Da wurde es den Bauern der Gegend auch gestattet, Wälder aus dem „Herrschaftsgebiet“ der Starhemberg-Besitzer zu erwerben.
Als sich Franz Xaver Schweickhardt mit dem Ort beschäftigte, den er damals „Dreystätten“ nannte, zählte man hier 63 Häuser und die Landschaft wurde von ihm als „Gebirge“ bezeichnet. Schweickhardt schrieb seine „Darstellung des Erzherzogthums Österreichs unter der Enns“, wo der Eintrag zu finden ist, zwischen 1831 und 1841.
Die Dreistetten nächst gelegene Poststation war damals Wr. Neustadt, gut 3 Wegstunden entfernt. Das Patronat gehörte der Herrschaft Fischau (heute Bad Fischau-Brunn) und es lebten 83 Familien hier, im Detail: 177 männliche, 203 weibliche Personen und 75 schulfähige Kinder. Außerdem erhob Schweikhardt den Viehbestand: 13 Pferde, 62 Ochsen, 57 Kühe, 621 Schafe, 25 Ziegen und 80 Schweine.
Die Einwohner beschrieb er als Waldbauern. Es wurde Ackerbau und Viehzucht, hauptsächlich für den Eigenbedarf, betrieben. Man hat Pech (Föhrenharz) geerntet und Kalk gebrannt, der nach Wr. Neustadt und Umgebung gehandelt wurde. Er berichtete auch von einer Mühle im Ort und meint ansonsten:
„… Merkwürdigkeiten trifft man hier gar nicht.“
Nun ja, das kann ich so nicht stehen lassen und muss entschieden widersprechen ;-)
In einem jüngeren, zeitgenössischen Text, der meiner Schätzung nach aus der erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts stammt, wird Dreistetten als „planmäßig erweitertes Gassengruppendorf, aus einem Kirchweiler heraus entstanden“ bezeichnet. In diesem Text wird auch auf die urgeschichtlichen Funde auf der Malleiten verwiesen. Ein weiterer Verweis nennt den Gasthof Scherrerwirt. Auch heute noch einer von drei sehr empfehlenswerten Gasthöfen im Ort, wo man nach wie vor eine reichhaltige, volkskundliche Privatsammlung mit Exponaten aus der Geschichte und näheren Umgebung des Ortes findet.
Schweikhardt befindet den Ort zwar bar jeder Merkwürdigkeit, aber bekundet die „schöne Gegend“ und attestiert eine „gesunde Lage“. Dem kann ich mich absolut anschließen.
1872 wurden die Bezirksstraße nach Dreistetten gebaut und im Jahr 1909 konnte die Wasserleitung fertig gestellt werden. Damit war der Grundstock für die erste touristische Entwicklung gelegt, die nach dem ersten Weltkrieg ihren Aufschwung nahm und zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor der Region wurde.
Die Kirche
Die Pfarrkirche ist dem Hlg. Georg geweiht und steht mitten im Ort, auf einer Anhöhe, weithin sichtbar. Man kann sie, neben dem markanten Profil der Hohen Wand und der Burg Starhemberg, getrost als ein Wahrzeichen Dreistettens bezeichnen.
Sie wurde vermutlich um 1330 als Kapelle gegründet, als die Schlosskapelle der Starhemberg zu klein für die wachsenden Bevölkerung wurde. 1470 scheint die Kirche erstmals im Pfarrverzeichnis der Salzburger Diözese auf.
Zur Zeit der Reformation (ca. 1540) war die Pfarre, wie die meisten in der Umgebung, protestantisch
und leistete am längsten in der Region energischen Widerstand. Was auf den damaligen Grundherrn der Burg Starhemberg, Hans von Heißenstein (die Schreibweise des Namens wechselt häufig), zurückzuführen ist, der gleichfalls protestantisch war. Erst 1648 erfolgte eine Rückwidmung, im Zuge der Gegenreformation.
Der hartnäckige protestantische Widerstand sorgte in Kombination mit den Türkeneinfällen und der Pest dafür, dass die Pfarre nur eine sehr geringe Versorgungslage bot, weswegen sich kaum Pfarrer fanden. Die Pfarrer mussten damals selbst, auf Basis der Güter der ihnen zugeteilten Pfarre, für ihren Unterhalt sorgen, verrichteten auch die Feldarbeit teils selbst, und erhielten kein Gehalt, wie heute. Reichten die Güter nicht für den Unterhalt, fand sich kein Pfarrer. Deshalb hat man das Pfarrgeschehen wiederholt mal mit Piesting und dann wieder mit der Nachbargemeinde Muthmannsdorf zusammen gelegt.
Erst ab 1720 stabilisierte sich die Lage, unter der Herrschaft der Heußensteiner, die einige Güter spendeten, damit der Unterhalt für einen Pfarrer zum Leben ausreichte und so wurde die Pfarre von Piesting getrennt und wieder eigenständig. Um 1770 wurde die Kirche erstmals groß renoviert, erweitert und der Pfarrhof neu gebaut.
In den Wirren des zweiten Weltkriegs wurde die Kirche 1945 schwer zerstört, wie fast der gesamte Ort, und in den Folgejahren wieder aufgebaut.
Die heutige Sakristei ist der älteste, romanische Teil. Der gotische Chorquadratsaal wurde als Erweiterung errichtet. Im 16. Jahrhunder erfolgte der Zubau des Langhauses (das heutige Kirchenschiff) in einfacher Bauart, mit barocken Fenstern und einer glatten Holzdecke.
Der Turm war die längste Zeit aus Holz und „wanderte“ mehrmals. Erst 1860 wurde er aus Stein an der heutigen Stelle errichtet und trägt 3 Glocken. Ehe der Eingang in den Turm verlegt wurde, war der ursprüngliche Zugang zur Kirche südseitig, durch ein später zugemauertes Rundbogentor.
In der Kirche gibt es unter dem Altarraum eine Krypta, mit zwei bis drei besonderen Grablegungen. Die eine ist das Grab der Katharina von Heißenstein, gest. 1605, mit 34 Jahren: Katharina von Heisenstain, geborenen Berckin von der Daub und Leipp (Duba und Lippa), Gemahlin von Hans, Bürge von Heißenstein (bzw. Heußenstämm), Freiherr auf Stahremberg.
Die zweite Grablegung ist vermutlich die Mutter des Freiherrn, Anna-Maria (geb. Melzer von Eberstein), gest. 1634 im Alter von 84 Jahren.
Es gab Vermutungen, dass auch der Freiherr selbst hier beerdigt ist. Allerdings hat man um 1900 nur zwei Gerippe gefunden. Die Krypta ist heute nicht mehr zugänglich.
Die Innengestaltung der Kirche ist schlicht, was den besonderen Reiz ausmacht. Eine flache Decke mit einer Holzkonstruktion, der Raum ist hell und eher schmucklos, mit einer schönen Akustik und viel Charme.
Heute nur noch selten zu finden und auf Grund des Alters besonders: Das Tabernakel
ist in einer Mauernische untergebracht, was wie ein „Überbleibsel“ aus romanischer Zeit
wirkt. Allerdings war diese Stelle damals eine Außenmauer und ein Tabernakel muss ja vom Kircheninneren zugänglich sein.
Es gibt einen steinernen Altartisch mit Kreuzigungsgruppe, sowie zwei Seitenaltäre – einmal mit einer Holzstatue der gekrönten Madonna mit Apfel und auf der andere Seite ein Altarbild des Hlg. Georg (1851 entstanden). Auf der Empore findet sich eine Orgel (1996 errichtet), im Kirchenraum dann noch eine Statue des Hlg. Josef, Kreuzwegbilder und ein Taufstein aus dem 16./.17. Jahrhundert.
Nicht zu sehen, weil unter der weißen Farbe versteckt, sind Freskenmalereien im Altarraum, die man bei der Renovierung 1985 aus Kostengründen nicht freigelegt hat.
An der südlichen Außenmauer sind Grabdenkmäler und ein Holzkruzifix zu finden und der Friedhof liegt nach wie vor direkt rund um die Kirche. Die Anordnung Josefs II., wonach die „Leichenhöfe“ weg von den Kirchen einzurichten sind, hat hier sichtlich nicht gegriffen.
Rein optisch ist es eine „klassische“ Dorfkirche, wie aus dem Bilderbuch, und mit der Hohen Wand im Hintergrund ein beinah kitschiges, sehr idyllisches Fotomotiv.
Seit 1964 „teilt“ sich die Pfarre Dreistetten mit der Pfarre Markt Piesting wieder einen Pfarrer. Gottesdienste finden Sonntags, um 8:45 Uhr, statt.
Weitere Infos gibt es auf der Website der Pfarre: Pfarre Dreistetten
Die Burgruine Starhemberg
Nördlich des Ortes erhebt sich auf dem „Mons Starhenberch“ die Ruine der ehemals sehr bedeutenden Burg. Die ausgedehnte Anlage ist gesperrt und darf aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten werden.
Die Ruine ist nach wie vor eine der größten, weitläufigsten und interessantesten Ruinen Österreichs, auch wenn der Verfall in den letzten Jahren stark vorangeschritten ist. Turnierplatz, Spitzbogentor, Kapelle, Rauchküche, der Brunnen und der imposante Wohntrakt bezeugen, dass es sich um eine bedeutende herrschaftliche Anlage gehandelt hat.
Die Geschichte der Burg ist ein Sinnbild für die historischen Begebenheiten der Region. Die erste Erwähnung war 1160, wo sie der Sitz steirischer Ministerialen war. Die Grenze zwischen der Markgrafschaft Steiermark und dem Herzogtum Österreich war unter anderem der Fluss Piesting und der heutige Marchgraben.
Steiermark & Österreich
Die beiden Herzogtümer waren befreundet, aber getrennte Länder. Die Markgrafschaft Steiermark wurde im Jahr 1180 zum Herzogtum erhoben. Der erste steirische Herzog schloss kurz darauf, im Jahr 1186 einen Erbvertrag mit den Babenbergern, die Österreich damals regierten. Damit wurde die Steiermark nach dem Tod des Herzogs im Jahr 1192 zum ersten österreichischen Bundesland und mit dem damaligen Österreich, dass aus dem heutigen Nieder- und Oberösterreich bestand, vereint.
Man munkelt, dass die nicht unerheblichen Ressentiments, die es zwischen Dreistettern und Piestingern nach wie vor gibt, in dieser Zeit ihre Wurzeln haben.
Es war übrigens ein Steirer, der als erster Erbauer der Burganlage gilt: Markgraf Otakar III. von Steiermark errichtete zwischen 1140 und 1145 eine kleine Burg am „Starkenberg“. Als die Steiermark zu Österreich kam, wechselte auch die Burg ihren Besitzer.
Teil der Verteidigungslinie
Dreistetten war damals ein Grenzort und die Burg Starhemberg eine Grenzbastion. Die Funktion war allerdings weniger gegen Österreich gerichtet. Die Burg soll Teil einer Verteidigungslinie gegen feindliche Angriffe aus dem Osten gewesen sein. Diese Verteidigungslinie setzte sich von der Starhemberg ausgehend Richtung Südwesten fort, wo unter anderem am Größenberg über Muthmannsdorf der Burgstall
errichtet wurde, der heute gleichfalls eine Ruine und in Privatbesitz ist, teilweise überbaut.
Die nächsten Verbündeten waren die Burg Emmerberg, zwischen Winzendorf und Gaaden gelegen, und die Burg Dachenstein, oberhalb von Netting.
Sollte man von Burg Starhemberg aus eine feindliche Annäherung feststellen, sollte ein Signalfeuer entzündet werden, dass die Wachmannschaft am Burgstall informierte. Die hatten das Signal weiterzugeben, entweder Richtung Pfarrkirche Muthmannsdorf oder zum sog. Karnitschstüberl
oberhalb von Stollhof, in der Hohen Wand gelegen. Welcher Ort hier die nächste Zwischenstation gewesen sein soll, ist nicht bekannt.
Von dort sollte das Signal zur Emmerberg und zur Dachenstein gehen, die ihrerseits die Nachricht in ähnlicher Weise Richtung Wechsel und ins Puchberger Becken weiter zu geben hatten.
Auf diese Art und Weise hätte man innerhalb kürzester Zeit eine weite Verteidigungsfront über die feindliche Annäherung informiert und entsprechende Maßnahmen setzen können. Ob diese Verteidigungslinie tatsächlich jemals so eingesetzt wurde, ist nicht überliefert.
Burggeschichte
Die Burg Starhemberg ist eine der wenigen Burgen, die nie eingenommen wurden. Kurz nach der Steirisch-Österreichischen Verbindung, im Jahr 1230, wurde sie landesfürstlich.
Herzog Friedrich II., genannt „der Streitbare“ ließ sie massiv ausbauen und gab ihr die, bis in heutige Zeit vorhandene, Ausdehnung. Er suchte selbst auch öfters Schutz in der Burg und auch der Schatz der Babenberger wurde hier einige Zeit aufbewahrt.
Nach Friedrichs Tod übernahm 1278 der Deutsche Ritterorden für einige Zeit die Burgverwaltung. Im Anschluss an den Preßburger Frieden ging sie dann an Ottokar von Böhmen.
Nach der Schlacht von Dürnkrut wechselte die Burg in Habsburger Besitz über, die sie von Pflegern verwalten ließen und hauptsächlich als Pfandobjekt nutzten.
1482 hatte Matthias Corvinus auch kurz die Herrschaft über die Burg inne. 1561 kam sie dann erstmals in die Obhut der Heussensteiner (bzw. Heißensteiner), bei denen sie nach zwei kurzen Besitzerwechseln 200 Jahre blieb.
Zwischen den Türkenkriegen suchten im Jahr 1620 Wallensteinsche Ritter die Region auf und überwinterten auf der Burg Starhemberg.
Teufelsaustreibung: Prozess gegen Veronica Steiner
Im Jahr 1574 kam es auf der Burg zu einem besonderen Prozess, der schriftlich dokumentiert und überliefert ist: Veronica Steiner, geb. in Leibnitz, als Dienstmädchen der damaligen Starhembergschen Burgherrn von Taxis tätig, wurde angeklagt vom Teufel besessen zu sein.
Man ordnete eine Austreibung an, die von Johann Nicolaus Brabanter, einem Jesuiten aus Wien, durchgeführt wurde. Die Berichterstattung übernahm der damalige Theologiestudent Sebastian Khüller. Die „Operation“ fand zwischen dem 15. und 16. November statt und soll in ihrer Wirkung, sowohl auf die Betroffene selbst als auch auf alle teilnehmenden Zeugen und Zuschauer, vom religiösen Standpunkt aus erfolgreich und nachhaltig „wirksam“ gewesen sein.
Die Art und Weise, wie die Operation vonstatten ging, muss eindrucksvoll gewesen sein (und ich vermute auch sehr schmerzhaft). Das Ergebnis wurde wie folgt beschrieben:
„ Zuerst gingen vier Teufel ab und mit solchem Gestank von Pech und Schwefel, dass eine Kindfrau in Ohnmacht fiel und sogar Männern übel wurde. Allein es waren noch mehr drinnen.
Der Beschwörer zwang sie [die Teufel] zu antworten: „Wenn die Veronica – sagte der eine – nicht wieder katholisch geworden wäre, hätten wir sie geschont, weil sie ohnehin uns gehörte, aber so …“
Daraufhin wurde die Beschwörungsdosis verstärkt, die Person schwoll an Brust und Hals auf, weil das Höllenzeug da oben sich festkrallte, das Mädchen reckte sich und streckt sich und krampfte bis zur Kugel zusammen, allein der Widerstand der Teufelsbrut war vergeblich und binnen zehn Stunden flogen mehr als dreißig böse Geister aus. Jeder von ihnen macht sich den Spaß, Ferdinand von Taxis, der ziemlich weitab eine brennende Kerze hielt, im Vorbeifahren das Licht auszublasen.
Der letzte ging auch ab – allein am schwersten und als er herausfuhr riß er das Altartuch mit allen Geräten herab, trat auf der Sakramenttasche herum und schmiß vom Hofe noch Kiesel auf die staunende Gesellschaft in der Kapelle.
Das Mädchen aber kam zu sich, lobte Gott und seinen Diener, schwor sofort das Luthertum ab und drei Ungenannte aus der Gesellschaft, gleichfalls Lutheraner, doch nicht besessen, thaten dasselbe.“
Die Geschichte liest sich wie ein Drehbuch für einen Horrorfilm und muss wahrlich schauerlich gewesen sein. Was vermutlich der wahre Grund für die oben genannte Wirkung auf die drei „Ungenannten“ war und sicher auch viele andere zum Wechsel ihres Glaubens „motivierte“. Wenn auch die weiteren Jahre zeigten, dass der Protestantismus in der Region neu erstarkte und kurz nach dieser Geschichte eine intensivere Verbreitung erfuhr, als die Heußensteiner die Burg kauften.
Man darf vermuten, dass die Hintergründe der „schauerlichen Operation“ eher politisch-religiöser, denn spiritueller Natur waren.
Das Ende der Burg – Ruinengeschichte
Als Joseph II. Ende des 18. Jahrhunderts die Dachsteuer (siehe Dachsteuer – Wikipedia) einführte, löste das ein österreichweites „Burgsterben“ aus. Um der finanziellen Belastung zu entgehen, entfernten zahlreiche Burgherren die Dächer ihrer Burgen, ebenso wie Fenster und Türen, speziell wenn es sich um „ausgediente“ Verteidungslagen handelte. So geschehen auch auf Burg Starhemberg und den beiden anderen, nahe gelegenen Burgen.
Bei Burg Dachenstein kam noch zusätzlich vorab ein Blitzeinschlag hinzu, der einen größeren Brand auslöste. Von der Emmerberg sieht man heute noch größere Teile, von der Ruine Dachenstein gibt es nur noch ein paar wenige, kaum auffindbare Mauerreste im Wald.
1817 wechselt die Burg zum Freiherren Stephan von Badenthal. Die nunmehr bereits als Ruine zu bezeichnende Anlage wurde 1830 von Erzherzog Rainer, dem Vizekönig von Lombardo-Venetien, gekauft und ging 1913 als Erbe an die Familie Salvator-Habsburg-Lothringen, die sie auch heute noch besitzt.
Der Verfall der Anlage wurde auch durch die “Zweitnutzung der Mauersteine“ voran getrieben. Die Bevölkerung baute das Material ab und verwendete es in Notzeiten für eigene Bedürfnisse.
Die Aufgabe der Burgen fiel den Inhabern vermutlich leichter als erwartet. Da die Schutzfunktion in der ursprünglichen Weise nicht mehr gebraucht und angesichts moderner Waffen auch nicht mehr so möglich war, der Komfort in den Burgen immer schon ein eher enden wollender war, waren die gewaltigen Bauten
eine erhebliche finanzielle Belastung. Das sind sie bis in heutige Zeit, weswegen viele alte Burgen bewusst dem Verfall preisgegeben werden.
Die Burgruine Emmerberg war schon zu meiner Kindheit nicht mehr begehbar und gesperrt. Die Burgruine Starhemberg ist seit 2007 für BesucherInnen gesperrt.
Eines der letzten Kapitel in Sachen Kampfgesschichte geschah gegen Ende des 2. Weltkrieges. Da verschanzte sich eine Einheit der Waffen-SS in der Starhemberg. Am gegenüberliegenden nördlichen Hang das Hausenberges, oberhalb des heutigen Gasthofs Zitherwirt, lag eine russische Einheit und belagerte die Burg. Die Kämpfe müssen heftig gewesen sein und wurden erbittert ausgetragen. Die Burg trug schwere Schäden davon und am Hausenberg-Hang findet man nach wie vor tiefe Mulden und Krater.
Die Schule
Ab 1730 gab es eine Schule im Ort, zuerst in einem Bauernhaus, dann in einem eigenen Gebäude (Nr. 22), wo sich auch eine Lehrerwohung befand. 1901 wurde das Schulhaus neu errichtet und ab dann zweiklassig geführt. Auch dieses Gebäude wurde 1945 durch Artillerietreffer schwer zerstört und gleichfalls anschließend wieder aufgebaut.
Seit längerem aber ist der Schulbetrieb im Ort eingestellt. Die schulpflichtigen Kinder gehen in Markt Piesting in die Volksschule und pendeln später großteils in die weiterführenden Schulen der Umgebung aus. Aus dem ehemaligen Schulgebäude, gegenüber des Edelhofs, der als das älteste Gebäude des Ortes gilt, wurde ein Mehrfamilien-Wohnhaus.
Dreistetter Besonderheiten
Die 3 Dreistetter Seen
Aus der Zeit um 1900 sind zahlreiche Bachläufe überliefert, von denen es einige heute nur noch unterirdisch bzw. gar nicht mehr gibt.
Einer dieser Bäche verlief südlich des Ortes und wandte sich dann Richtung Osten, zum heutigen Marchgraben. Der andere drehte ab zum Muthmannsdorfer Bach, floss in weiterer Folge in die sog.
Prossetschlucht (damals „Emmerberger Klause“ genannt), die die Neue Welt mit dem Steinfeld verbindet, wird ab dort Prossetbach genannt, und fließt weiter zur Fischa.
Interessant ist aber der Bach, der sich Richtung Marchgraben wendet und der auch heute noch zeitweise „aktiv“ ist, wenn auch nicht mehr so üppig. Er hat damals drei Teiche versorgt, die sog. „Dreistetter Seen“. Heute sieht man nur doch die Reste der Dämme: Wenn man von Dreistetten Richtung Muthmannsdorf fährt, kommt nach dem Ortsschild links eine Senke in deren Mitte man ein Schilffeld sieht. Hier lag der größte der drei Seen.
Fährt man von Dreistetten Richtung Bad Fischau-Brunn, kommt man auch über eine Brücke, wo man rechter Hand noch einen größeren Teil eines der Dämme gut erkennen kann.
Der Bach führt oberirdisch nur mehr in den kalten Monaten Wasser.
Auf die ehemals üppigen Gewässer verweist heute auch noch der Name des Hügels, der beim Ortsausgang Richtung Muthmannsdorf steht: Biberkogel.
Auf diese Teiche bezieht sich ein alter Text, wonach am Platz des heutigen Edelhof, Dreistetten Nr.1, ein urkundlich erwähntes Gebäude stand: Im „Hof mit Teich zu Droßstetten“ belehnte Herzog Albrecht von Österreich seinen Rat Hans von Rendegg, der 1405 auch als Administrator der Burg Starhemberg aufscheint. Es könnte sein, dass an dieser Stelle das erste Haus des Ortes gestanden hat, nämlich das von Tragebot, dem Namensgeber des Ortes.
Weinbau in Dreistetten
Als wir vor einiger Zeit unseren Kanal gruben, kam bei den Baggerarbeiten eine Drainage zum Vorschein. Ähnliche Drainagen durchziehen den Hang am Hausenberg in regelmäßigen Abständen. Sie sind Überbleibsel aus der Zeit, als hier Wein angebaut wurde.
Wer das Klima in Dreistetten kennt, wird sich wundern, denn für den Weinbau ist es eher wenig geeignet.
Korrigiere: War es eher weniger geeignet. Die Klimaerwärmung ist auch hier zu spüren. Die Sommer werden heißer, die Winter milder und wir nähern uns klimatisch der Zeit an, als der Weinbau in unserem Dorf üblich war: zur Zeit der Römer.
Kurz vor Beginn unserer heutigen Zeitrechnung bis gut 500 Jahre danach war Österreich zu weiten Teilen ins römische Imperium eingegliedert. Die Region rund um Dreistetten gehörte zur römischen Provinz Pannonien. Der Weinbau war hierorts üblich, leidlich ertragreich und der so gewonnene Wein durchaus brauchbar.
Der Weinbau hielt sich bis Mitte des 16 Jahrhunderts, also lange nach Ende des römischen Reichs. In einem Pfarr-Visitationsprotokoll aus dem Jahr 1544 wird für die Kapelle Trostetten von sechs Tagwerk Weingarten geschrieben, die allerdings als verödet und im Abbau begriffen bezeichnet wurden. Auch in den Grundbüchern der Burg Starhemberg werden Weingärten am Hausenberg aus dieser Zeit erwähnt – wobei sie da als „Weingärten am Frauenberge“ bezeichnet werden.
Die alte Tradition des Weinbaus lebt seit ein paar Jahren wieder auf. Es haben sich ein paar interessierte
Hobby-Winzer gefunden, die einige Rebstöcke gepflanzt und auch schon Wein daraus gekeltert haben.
Die Umgebung
Das dem Ort zugehörige Gebiet ist auch heute noch größer, als es auf den ersten Blick erscheint und von geschichtlicher Seite hat die unmittelbar angrenzende Region großen Einfluss auf die Entwicklung des Ortes gehabt.
Die Hohe Wand
Die Hohe Wand ist heute eines DER touristischen Ziele im südlichen Niederösterreich. Von Wien ist man in kurzer Zeit da, man kann klettern, wandern, es gibt einen Naturpark mit Tieren, inkl. Streichelzoo, und mehrere Gasthöfe.
Doch der Tourismustrend setzte relativ spät ein. Die lange Wand erschien den ersten Touristen wenig attraktiv und galt als zu niedrig für die damals beliebten, intensiven Bergtouren. Der „Aufstieg“ der Wand begann erst um 1862, wo sie dann auch zu ihrem heutigen Namen kam. Davor hieß sie „Zerwant“ (=Teerwand, wegen der intensiven Föhrenpech-Gewinnung), war um 1400 als „auf der Wand“ oder auch „Steinbant“ bekannt, erhielt unter der Herrschaft der Heußensteiner den Namen „Heußenstammwand“ und war Ende des 19. Jahrhunderts, vor ihrer endgültigen „Taufe“, mal als „Lange Wand“ und „Neustädter Wand“ bekannt.
Aus der Zeit, als man sich in der Region vor allem mit dem Kalkbrennen ein zusätzliches Einkommen erwirtschaftete, habe ich eine alte Darstellung der Hohen Wand: so gut wie vollkommen unbewaldet, aber mit blutroten „Striemen“. Das waren die Rinnen, wo man das geschlägerte Holz ins Tal rutschen ließ. Der eisenhaltige Kalk, der an roten Marmor erinnert, trat an die Oberfläche und sorgte für diesen Blutrinnen-Effekt. Den Kalk selbst gewann man in zahlreichen kleinen, regionalen Steinbrüchen rund um die Siedlungen.
Der intensive Aufschwung und die Blütezeit der Hohen Wand, sowie der Region, begann nach 1931, als man mit dem Bau der Hohe Wand Straße begann. Sie galt als technisches Wunderwerk der damaligen Zeit und wurde als Arbeitsprojekt für die zahlreichen Arbeitslosen der Zwischenkriegszeit initiiert.
Der wichtigste Botschafter der damaligen Region, der sehr viel für das Bekanntwerden dieses Naturparadieses getan hat, war Alois Wildenauer, Prälat und begeisterter Bergsteiger. (siehe
Alois Wildenauer – Wikipedia). Der Wildenauer-Steig, nach wie vor einer der schwierigeren Klettersteige im Kletterparadies, ist nach ihm benannt.
Er war den Bergen und dem Klettersport dermaßen leidenschaftlich verbunden, dass er schon mal vergaß auf die Uhr zu schauen und so manche Messe etwas später begann oder situativ verschoben wurde. Wenn das Wetter besonders schön und „kletterbar“ war, war die Messe dafür oft früher zu Ende, als bei Schlechtwetter.
Die Hohe Wand, ein Karstplateu in den Gutensteiner Alpen, ist ca. 8 km lang, um die 2,5 km breit. Im Osten ist 800m und an ihrem anderen Ende, Richtung Schneeberg, beim Plackles, 1132m hoch. Es gibt
181 registrierte Höhlen, die größte davon ist die Tieftalbruchfuge im Miesenbachtal, mit 140m Länge und 22m Tiefe.
Oberhalb von Dreistetten ist die Einhornhöhle zu finden, eine der wenigen nach wie vor komplett in Privatbesitz befindlichen Höhlen Österreichs. Sie ist um die 60m lang und 5m tief und man kann sie in den Sommermonaten, vorzugsweise am Wochenende besichtigen.
Den Namen hat sie übrigens nicht vom mystischen Fabeltier, auch wenn der Wegweiser beim Zitherwirt diesen Bezug herstellt. Die Höhle diente wie die meisten in der Umgebung und zuletzt im 2. Weltkrieg, als Zuflucht für die Bevölkerung und war damals schon relativ gut erforscht. Man hatte zahlreiche Funde längst ausgestorbener Tiere entdeckt, unter anderem auch einen langen Zahn, der vermutlich einem Höhlenbären gehörte. Da der zum Zeitpunkt des Fundes schon lange ausgestorben und somit unbekannt war, wurde der Zahn als „a Horn“ tituliert (ein Horn), woraus sich in weiterer Folge der Name der Höhle entwickelte.
Die Neue Welt
Am Fuß der Hohen Wand liegt malerisch das Tal der „Neuen Welt“ und man kann von Glück sprechen, dass es noch da ist. Denn wenn es nach den Plänen des Architekten Fritz Malcher aus Baden bei Wien gegangen wäre, gäbe es hier einen idyllischen See.
In den Jahren 1925-1928 entstanden Pläne für dieses gigantisches Projekt: im Einzugsgebiet von Wien sollte ein Naherhohlungszentrum entstehen. Das Tal der Neuen Welt sollte mit Hilfe des Prossetbachs in einen See verwandelt werden und die Hohe Wand neuerlich als Klippe dienen – wie schon vor Jahrmillionen, als hier noch ein Meer war.
Hotels, Theater, Opernhaus, Bürohäuser, dazu eine Zahnradbahn, Seilbahnen, Hochlandbahnen und Straßen waren bereits fix und fertig geplant – alles wartete nur auf den Startschuß der Bauarbeiten. Zielgruppe waren die tausenden Kriegsinvaliden des ersten Weltkrieges. Einerseits wollte man mit dem Projekt die große Arbeitslosigkeit bekämpfen, ähnlich wie mit dem Bau der Wand-Straße. Andererseits erhoffte man, den Kriegsversehrten ein Erholungsgebiet zu schaffen und auch touristische Einnahmen zu gewinnen.
Gescheitert ist es dann offiziell am mangelnden Geld. Inoffiziell daran, dass sich das damals „rote“ (sozialistische) Wien nicht an einem Monsterprojekt im „schwarzen“ Niederösterreich beteiligen wollte. Letztendlich fällte Ignaz Seipel, der damalige Bundeskanzler, ein Machtwort und ließ das Projekt einschlafen.
Das Meer und die Ankerringe auf der Wand
Die Geschichte vom geplanten See vor der Hohen Wand ähnelt einer anderen Geschichte, wo es um
Ankerringe und Schiffspuren in der Wand geht:
Man habe Ankerringe gefunden, die beweisen, dass bei der Hohen Wand einst Schiffe angelegt haben. Kundige könnten auch heute noch die Spuren aus der Zeit finden, als hier noch ein großes Meer war und Schiffe bei der Wand vor Anker gingen.
So ähnlich habe ich die Geschichte auch einmal gehört, in einer kleinen Greißlerei im nahen Steinfeld. Zwar kannte niemand im Raum einen dieser „Kundigen“ und auch auf Nachfrage war kein Wissender oder Augenzeuge zu finden, doch der Geschichte tat es keinen Abbruch. Sie wurde munter weiter erzählt und zieht vermutlich noch heute ihre Kreise.
In der netten Sage stecken zwei Körnchen Wahrheit: man hat hier tatsächlich Ringe gefunden – aber es waren keine Ankerringe, sondern Kupferringe, die man in der Bronzezeit zwecks Transport und als Wertanlage zu offenen, großen Ringen formte. Bei Stollhof, unterhalb des Karnitschstüberls hat man diese seltsame Ringe gefunden, in der Nähe der Stelle, wo man auch den berühmten Stollhofer Goldfund machte.
Auch das Meer gab es einst – allerdings zu einer Zeit, als es hier noch keine Schiffe, ja nicht mal Menschen gab. Siehe oben, im Kapitel Geologie & Lage. Aus dieser Meereszeit findet man noch heute die bekannten versteinerten Schnecken im sog. Schneckengartel in Dreistetten, am Fuß der Hohen Wand, die vermutlich auch einiges zur Entstehung dieser Sage beigetragen haben.
Kult & Kraftplätze
Einige Kult- und Kraftplätze wurden ja bereits erwähnt, in geschichtlicher Hinsicht. Vom geomantisch-radiästhetischen Blickpunkt aus bietet der Raum Dreistetten viel Interessantes und Forschenswertes.
So steht zum Beispiel die Kirche „richtig“, im Sinne von geomantisch passend. Sowohl der Platz, also auch die romanische, mittelalterliche Ausführung sind stimmig. Diese „Kultort“-Qualität setzt sich im Inneren fort und wurde auch bei den Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten der späteren Jahre zum Glück erhalten.
Die Höhlen im Umfeld des Ortes dienten, wie erwähnt, in Kriegszeiten als Rückzugsort und in Friedenszeiten als Kultstätten. Auch das lässt sich radiästhetisch nachmuten und da es hier, im Gegensatz zu anderen, viel besuchten und entsprechend ausgewiesenen Kraftorten wie zum Beispiel im Westen NÖs, nicht zu einem Besucherandrang kommt, sind die entsprechenden Strukturen und Qualitäten nach wie vor gut spürbar vorhanden.
Zudem ist auch der überregionale Bezug zu anderen Kraft/Kultstätten in der näheren und weiteren Umgebung gegeben und, zum Beispiel in Form sog. Geomantien, radiästhetisch mutbar.
Eine wenig beachtete Besonderheit in diesem Zusammenhang ist zum Beispiel das rote Kreuz, das an einer Kreuzung am Hausenberg, im Wald Richtung Wöllersdorf, am Ende des Scherrerweges steht. Es wurde vor ein paar Jahre renoviert und durch ein größeres, ursprünglich ungefärbtes Kreuz aus Lärchenholz ersetzt. Das kam bei der Bevölkerung nicht so gut an: die rote Farbe fehlte, in jeder Hinsicht. Erst als man das Kreuz in der neuen Gestaltung rot strich, wurde die Renovierung leidlich akzeptiert.
Ein rotes Kreuz muss rot sein – auch wenn man in heutiger Zeit kaum bis keine Ahnung mehr hat, was der Grund für das Aufstellen des Kreuzes und die rote Farbe war. Laut Volksglaube muss ein rotes Kreuz auch erneuert werden, wenn es vermorscht ist, sonst passiert ein Unglück.
Das Faszinierende an den roten Kreuzen, von denen es im Raum NÖ gezählte 185 gibt und somit weit mehr als weiße, grüne oder blaue Kreuze: der ursprüngliche Bezug ist älter als das Christentum und die meisten dieser Kreuze stehen über Geomantien energetisch in Verbindung mit anderen roten Kreuzen in der näheren Umgebung. Beim roten Kreuz in Dreistetten kann eine Verbindung mit dem roten Kreuz in Hernstein, der Pfarrkirche in Muthmannsdorf und der Kirche in Bad Fischau gemutet werden. Verbindet man diese Punkte, erhält man ein gleichseitigesDreieck.
Rote Kreuze stehen meist an einer Kreuzung, so auch in Dreistetten. Man vermutet deshalb auch, dass es sich um eine alte Landmarke handelte, mit der man entweder eine bestimmte Strecke oder Wegkennzeichnung markiert hat. Ob die Farbe als Signal oder Warnung gedacht war, ist nicht bekannt. Vermutet wird auch der Bezug Rot = Rhad = Rad – und dass sich der Begriff vom urspünglichen Sinn zum Rot als Farbe gewandelt hat. Auch gibt es die Vermutung, dass es sich bei den roten Kreuzen um die christlichen Kennzeichnung ehemals heidnisch-blutiger Opferplätze handelt. Allerdings ist der Brauch, Menschen an Kreuzungen hinzurichten auch in christlicher Zeit bekannt.
Welche Geschichte es beim Dreistetter roten Kreuz ist, ist nicht erforscht. Beim Flurdenkmal selbst wird der Platz als „Ort der Kraft“ bezeichnet, mit dem Subjekt „Entspannung“ versehen, und man beschreibt ihn als Kult- und Beratungsplatz, wo Recht gesprochen wurde. Ob es sich dabei um eine belegte Annahme handelt, wird nicht mitgeteilt. Vom energetischen her ist es nicht stimmig – und abgesehen davon sind Kultstätten, an denen Recht gesprochen und ausgeübt wurde, keine Ort der Entspannung.
Zugleich wird allerdings auf eine alte Wegverbindung hingewiesen, die hier das Piestingtal mit der Neuen Welt verbunden hat. Das passt sowohl energetisch, also auch geschichtlich und ist ja im Grund genommen nach wie vor der Fall, nur eben das es jetzt ein Wanderweg ist.
Der Platz selbst ist, wie bei allen roten Kreuzen, keiner wo man gerne lange verweilen mag. Man wandert hin, genießt den Ausblick, rastet kurz und marschiert weiter. Auch wenn Bänke und sogar ein Tisch dastehen, ist es geomantisch und energetisch kein Rastplatz. Das ist eigentlich logisch, gemessen an dem, was energetisch hier vorhanden ist und stimmig, wenn man sich mit der Geschichte dieser Orte beschäftigt. Abgesehen davon sind Kreuzungen weder in alter, noch auch in heutiger Zeit ein entspannter Erholungsplatz.
Doch nehmen touristischen Planung und Ortsbildpflege selten Rücksicht auf diese Dinge. Weswegen man immer wieder Sitzbänke an den seltsamsten Stellen findet und diese dann mit interessanten Geschichten versieht, um auf den aktuell recht großen Zug der „Kraftplatz-Vermarktung“ aufzuspringen.
Im Umfeld von Dreistetten finden sich mehrere Kapellen und Bildstöcke, von denen die meisten, wie die Kirche, am „richtigen“ Platz errichtet und auch hier belassen wurden. Was ein großes Glück ist, denn vielerorts mussten energetisch stimmige Kleindenkmäler der Straße weichen oder wurden durch unsensible Renovierungsarbeiten energetisch zerstört. Sie wurden und werden ohne stimmigen Bezug versetzt, angepasst und ausgetauscht, womit der tiefere Sinn dieser Landmarken für immer verloren ist.
Es lohnt sich also, sich in Dreistetten auf radiästhetische und geomantische Spurensuche zu begeben, es gibt viel zu entdecken. Und wer weiß, vielleicht stolpert man ja so auch einmal über schlüssige Hinweise auf weitere ältere Siedlungen, aus der Zeit vor unserer Zeitrechnung.
Dreistetten: Home, sweet home
Als wir uns damals dazu entschieden haben in Dreistetten sesshaft zu werden, war das eine reine Bauchentscheidung – und das sind bekanntlich die besten. Aus heutiger Sicht weiß ich nun, warum ich mich damals auf Anhieb hier wohl gefühlt habe und es nach wie vor tue.
Die geschichtlichen Hintergründe, die geologischen Besonderheiten, die wahrlich einzigartige, geschützte Lage am Fuß der Hohen Wand und die wunderbare Natur sind nur ein paar der Gründe, warum nicht nur meine Familie und ich uns hier wohl fühlen, sondern die Menschen schon vor vielen tausend Jahren hier ein Zuhause hatten.
Ich kann nur hoffen, dass sich diese Lebensqualität auch in Zukunft so erhalten lässt. Mein Wunsch mit diesem Beitrag geht jedenfalls auch in diese Richtung: Bewusstsein für die Besonderheiten des Wohnortes zu schaffen. Denn diese Besonderheiten lassen sich auch in anderen Orten finden und es lohnt sich, danach zu suchen. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir heute hier leben können und eine solche Wohlfühlumgebung haben.
Beim Wandern und bei den Spaziergängen mit unserem Hund denke ich immer wieder an die, die hier lange vor mir gelebt haben – in guten und weniger guten Zeiten. Und frage mich, was sie mir von ihrem Leben wohl erzählen könnten, wenn es diese Möglichkeit gäbe. Denn sie waren es, die dafür gesorgt haben, dass sich hier ein Ort entwickeln konnte und wir heute auf ihren Spuren aufbauen können.
Ich hoffe, mein etwas längerer Beitrag über die Besonderheiten meines heutigen Heimatortes hat auch bei dir die Sehnsucht geweckt, der Geschichte deines Wohnraums auf den Grund zu gehen. Ich bin jedenfalls gespannt darauf zu lesen, was du bei dir so entdeckst!
Zeittafel
Da Jahreszahlen und Zeiträume eher abstrakt sind und man sich das meist nicht entsprechend vorstellen kann, gibt es hier eine Zeittafel, die alle oben stehenden Daten ihrem Auftreten nach auflistet.
Die Darstellung ist nicht maßstabgetreu – im Sinne von: eine Zeile für jedes Jahr. Das würde ein wenig den Rahmen sprengen, da die Liste ja auch in die Urzeit zurückgeht. Aber ich denke man kann sich so ein gutes Bild machen und die Zeitepochen besser einschätzen.
Entweder auf den Bildausschnitt oder diesen Link klicken:
Zeittafel_Dreistetten.pdf
Die gesamte Zeittafel geht dann als PDF in einem neuen Fenster auf.
Quellen, Links und weitere Infos
- Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns, Schweickhart, 1831
- Text um 1906: „Zum Theile nach Mitteilung des Hrn. Forstmeisters Wilhelm Stöger in Hernstein; Acten des Reichsfinanz- und des Landesarchivs; vergl. Kirchl topogr. XII. 93 ff; Schweikhardt, U. W. W. I., 203.
- Wehrbauten in Niederösterreich
- Burgruine Starhemberg – Wikipedia
- Naturpark Hohe Wand
- ANNO, Wiener Zeitung, 1900-04-26, Seite 3
- Depotfund von Stollhof – Wikipedia
- Austria Romana – Wikipedia
- Der eisenzeitliche Friedhof und die Kultgrube von Wöllersdorf
8 Comments
Ingeborg
Liebe Michaela,
Eine kurzweilige, unheimlich interessante und umfassende Information über eine Region, die auch für mich seit 25 Jahren meine Heimat ist.
Danke dass du dir die Arbeit gemacht hast, das alles zusammenzufassen. War eine Freude das zu lesen. Ich werde diesen Beitrag breit verteilen an meine Freunde, die keine Facebooker sind.
Herzliche Grüße
Ingeborg
Michaela Schara
Liebe Ingeborg, freu mich sehr, dass dir der Beitrag gefällt und du ein paar interessante, neue Infos für dich gefunden hast! Vielen Dank auch fürs Weiterteilen :)
Herzliche Grüße
Michaela
Elisabeth Sindlgruber
Liebe Frau Michaela, vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag über unser wunderschönes Dreistetten. Ich bin in Dreistetten geboren und wohnte dann einige Jahre nicht mehr hier. Seit beinahe drei Jahren darf ich nun wieder in meinem Elternhaus in der Kirchengasse wohnen und ich genieße jeden Tag aufs Neue diese wunderbare Natur und Ruhe. Als Kräuterpädagogin durchstreife ich sehr häufig die Wiesen und Wälder um Dreistetten und freue mich, immer wieder seltene Pflanzen zu entdecken, wie z. B. Orchideen, die mir plötzlich mitten im Wald gegenüberstehen.
Gerne werde ich diesen Beitrag weiterteilen, liebe Grüße Elisabeth
Michaela Schara
Liebe Frau Sindlgruber,
Vielen Dank für Ihr Feedback zu meinem Beitrag!
Ja, Dreistetten hat wirklich viel zu bieten, auch was die Besonderheiten in der Natur betrifft.
Wünsche Ihnen schönen Begegnungen in diesem Raum und weiterhin gute Wege!
Herzliche Grüße,
Michaela
Friedrich A.Hönigsperger
Liebe Frau Michaela,
Ihre Zeilen sind wirklich teilweise mystisch und zum Lesen anregend. Ich wohne in der Nähe habe sehr große Beziehung zur Natur und Brauchtum, verstehe einiges von Geschichte und der Paläontologie, habe schon selber Fossilien gefunden .und über die Gegend Bücher geschrieben…Sie haben die Kraft und das Wissen, einen Teil unserer Heimat uns so nahe zu bringen, dass wir uns sofort auf die Spurensuche der Zeit begeben .Ihr Bericht über die starke Burg Starhemberg ua. ist sehr spannend .
Ich empfehle das neue Buch von Dr. Mag. Werner Sulzgruber „Burg Starhemberg“ im Kral Verlag. Man verspürt beim Lesen die Kraft und Magie der Autorin.
Danke für diesen schönen Beitrag .Machen Sie bitte weiter.
Nette Grüße Fritz
Michaela Schara
Lieber Herr Fritz,
vielen Dank für Ihre Worte und das Feedback zu meinem Beitrag über Dreistetten! Ich freue mich sehr über diese Rückmeldung und Wertschätzung. Danke auch für die Ergänzung in Form des neuen Buches über die Ruine! Habe schon davon gehört und werde es mir bald mal organsieren.
Herzliche Grüße,
Michaela Schara
Günter G.
Werte Frau Michaela,
meine Mutter, die ein paar Häuser von Ihnen entfernt wohnt, hat mir von einem Artikel in der Gemeindezeitschrift erzählt, der die Geschichte des Heimatortes meiner Familie mütterlicherseits erzählt, worauf mich die Suchmaschine gleich zu Ihrem wunderbar recherchierten Artikel geführt hat.
Ich möchte mich ganz herzlich dafür bedanken, dass Sie Ihre gesammelten Erkenntnisse teilen.
Da ich (als geborener Wiener, der hier als Kind immer die Sommerferien bei den Großeltern verbrachte) mir nun in Dreistetten ein altes Häuschen gekauft habe, welches ich nach beendeter Renovierung in den nächsten Monaten zu beziehen plane, wird dieser überaus attraktive Ort auch bald zu meiner neuen Heimat.
Liebe Grüße
Günter
Michaela Schara
Hallo Herr Günter,
erstmal herzlich willkommen im schönen Dreistetten und alles Gute für die Übersiedlung und das Einleben!
Herzlichen Dank auch für dieses schöne Feedback zu meinem Heimat-Beitrag. Ich freu mich sehr, wenn er ankommt und angenommen wird – vor allem von denen, die hier leben oder auf Besuch kommen.
Alles Gute und schön, dass Sie auf diese Website gekommen sind,
Michaela Schara