Jahreskreis,  Kunterbunt & Anderes

Die Farbe der Blätter …

Beim Waldspaziergang fällt mir ein Blatt vor die Füße und plötzlich fühle ich mich wie Goldmarie, nach ihrer Lehrzeit bei Frau Holle: ich werde mit einem Goldsegen überschüttet.

Dankbar hebe ich das kostbare Geschenk auf und einmal mehr bin ich sprachlos, über dieses Wunder, dass sich alljährlich im Herbst vollzieht. Der Rückzug ist im vollen Gange und das Chlorophyll, zuständig für das Blattgrün, hat sich vom Baum verabschiedet. Jetzt zeigen die Blätter die Farbe, die sie von Natur aus haben, versteckt unter dem Grün.

Im Sterben präsentieren sie sich in ihrer wahren, echten und ursprünglichen Schönheit. Ungeschminkt und unplugged, der Wald gibt ein Geheimnis preis.

Wo andere nur Laub sehen, entdecke ich nun Schritt für Schritt die kostbaren Juwelen des Herbstes. Noch zeigen sie sich zaghaft und manche wurden von der langen Trockenheit direkt in den verwelkten Winterschlaf geschickt.

Doch wer genau schaut findet schon jetzt die Rubine, Topase und natürlich das strahlende Dukatengold, das einem zu Füßen gelegt wird.

Ein kostbares Geschenk … und leicht zu tragen. Leichter als eine Vogelfeder schwebt es fast in meiner Hand und staunend entdecke ich, wie zart so ein goldenes Buchenblatt ist.

Mit beiden Händen trag ichs nun nach Hause. Wissend, dass es so vergänglich ist wie Koboldsgold und morgen früh schon schrumpelig den nächsten Schritt der Wandlung vollzogen hat. Doch so ein kostbares Geschenk gehört einfach geschätzt, es öffnet die Augen und die Türen zu den Geheimnissen der Natur. Mit einem innigem Dank freu ich mich über dieses Juwel in meiner Hand.

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Am Weg zeigen sich dann weitere Schönheiten: geheimnisvolle Blattinschriften, exotische Rot-Grün-Kompositionen, dazwischen immer wieder üppig bestückte Weingärten (ich bin im südsteirischen unterwegs ;) und im dunklen Wald wächst am Wegrand die mystische Haselwurz, noch tiefdunkelgrun und samtig glänzend.

Mystisch deshalb, weil man nicht so genau weiß, von wem sie sich die Blüten, die unter ihren Blättern wachsen, bestäuben lässt. Man sagt, die Schnecken sind dafür zuständig. Aber sooo genau weiß man es nicht und die Haselwurz genießt, lächelt mona-lisig und schweigt.

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Ein Märchenwald, dieser Herbstwald, und ich fühle mich mehr und mehr wie ein Kind, dass staunend durchs Elfenland tappst.

Wär nicht der Buschenschank am Wegrand, hätt ich den Rest meiner Erdung verloren und mich im Märchenland verirrt. Zum Glück für mich steht er da und holt mich ins Hier und Jetzt zurück.

Nun weiß ich, warum das südsteirische Land soviele Buschenschanken hat: es sind Schutzvorrichtungen um träumende Wanderer aus dem Feenreich ins irdische Menschendasein zurückzuholen ;-)

Und sie sind richtig gut darin: Rückbindung gelungen, mein Goldstück noch in der Hand und in mir die Erinnerung an eine intensive Begegnung mit dem Wesen des Herbstes marschier ich den Rest des Weges satt und zufrieden nach Hause.

Kann dieses Abenteuer nur sehr herzlich jedem empfehlen selbst zu erleben!

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