Bauwerke & Kirchen,  Kraftplätze,  Kult & Kraftplätze in der Steiermark

Mariazell: Die heilige Quelle und der verlorene Ursprung

Nach vielen Jahren habe ich es heuer im Mai endlich wieder geschafft Mariazell, den uralten Kult- und Kraftort in der Steiermark, zu besuchen. Schon lange wollte ich mich hier mal wieder umschauen und reinspüren, was sich im Lauf der Zeit verändert hat. Auch haben mir einige KKP-LeserInnen Tipps und Infos gegeben, denen ich nachgehen wollte. Mein erster Bericht stammt ja aus dem Jahr 2007, ist also schon einige Zeit her und darum hat es mich besonderes gefreut, dass sich nun die Gelegenheit zu einer neuen „Fact finding Mission“ ergeben hat.

Mein spezielles Ziel waren dieses Mal der Ursprung und die heilige Quelle von Mariazell. Natürlich war ich auch in der schönen Basilika, das gehört einfach dazu, und ebenso natürlich stand auch ein Abstecher in einer der zahlreichen Konditoreien am Plan – schließlich wollte ich ja alle Aspekte von Mariazell wahrnehmen und genießen ;-)

Leider hatte ich wie fast immer zu wenig Zeit, aber es reichte doch für ein paar intensive Eindrücke und zum Feststellen einiger trauriger Tatsachen oder, um es anders auszudrücken: Es gibt gute und es gibt ein paar weniger gute Ergänzungen zu meinem ersten Mariazell-Artikel

Die guten Nachrichten zuerst:

Die Basilika ist kunst- und kulturhistorisch eine Augenweide und ein echtes, barockes Schmuckstück. Ich gestehe zwar, dass mir der Barockstil als solcher ein wenig zu üppig und verspielt ist. Aber ich zolle den KünsterlInnen, Handwerkern und Baumeistern, die hier in Mariazell damals und heute für die Basilika tätig sind, uneingeschränkten Respekt – die Kunstwerke sind einmalig, die Renovierungsarbeiten haben sichtlich Erfolg gehabt. Die Fresken und das Mauerwerk strahlen regelrecht und sind absolut sehenswert.

Ich hatte das Glück, Mariazell an einem sehr ruhigen Tag besuchen zu können, außerhalb der Touristensaison und wer die Möglichkeit dazu hat, sollte ebenfalls diese Zeit wählen. Die Kirche war ruhig und es waren auch außen kaum Leute, dafür aber prachtvolles Frühsommerwetter. Perfekte Bedingungen!

Für große Besucherströme ist man hier sichtlich gut gerüstet und – man verzeihe mir den profanen, aber imho sehr wichtigen Hinweis ;-) – es gibt neue Toilette-Anlagen, die sehr sauber und hübsch sind und das Gesamtkunstwerk Mariazell nicht stören.

Rund um die Kirche gibt es ein paar Neuerungen, die sich mir nicht ganz erschließen. So findet sich auf der rechten Seite ein eher seichtes Wasserbecken, wo die Tradition des Geld-in-den-Brunnen-Schmeißens sichtlich gelebt wird. Vielleicht soll es ein Hinweis auf die heilige Quelle von Mariazell sein. Gefunden habe ich nichts entsprechendes (vielleicht aber auch nur übersehen). Meiner Meinung nach ist das Wasserbecken ein eher vernachlässigbarer Architektur-Gag, der sich im Zuge der Renovierung eingeschlichen hat. Vielleicht dient es im Sommer aber auch als Erfrischung für die Pilger, wobei ja das eine das andere nicht ausschließt.

Was sich nicht verändert hat …

… ist der energetische Eindruck, den ich von der Basilika hatte. Zwar waren durch die geringe Besuchermenge das Gefühl der Enge und schweren Last nicht ganz so stark spürbar wie bei meinem ersten Besuch. Doch ich merkte sehr intensiv, dass hier viel abgeladen wird und die Selbstreinigungskräfte des Ortes schon lange leiden und dem Ganzen nicht Heer werden. Ein leider typisches Problem, das man bei vielen stark frequentierten,berühmten Pilgerorten antrifft.

Die zarte Madonna kam mir eingesperrt vor. So prunkvoll der Rahmen ist, in dem sie präsentiert wird, so sehr erinnert mich die Grotte an einen goldenen Käfig. Mag sein, dass die Energie direkt bei der Statue stark und hilfreich ist, dass die Statue selbst eine beeindruckende Aura und Energie hat. Doch aus der Distanz, so nah man als Pilger/BesucherIn eben an die Statue herankommt, hat sich mir der genannte Eindruck aufgedrängt und das Gefühl, das sich eingestellt hat, war Mitleid und ein wenig Trauer über diesen Umstand. Wär´s nicht schön, der Madonna mal wieder Ausgang zu geben und ihr ein bisschen einen anderen Ausblick, mehr Luft, mehr Freiraum zu gönnen?

Ich war dann doch froh, bald wieder aus der Kirche heraus zu kommen. Auch der hintere Teil der Basilika, mit dem modernen Altar bot mir diesmal wenig Ruhe an, die Schlange, die sich um den Globus dort windet, kam mir diesmal sehr unpassend vor. Vielleicht war es aber auch mein Wunsch, endlich die Quelle und den Ursprung aufzusuchen, der mich bald hinausgedrängt hat.

Die heilige Quelle von Mariazell

Die Quelle findet man ein paar Straßen oberhalb der Basilika, Richtung „Gasthof zum Heiligen Brunnen„, der Weg ist beschrieben und an sich leicht zu finden, in 5 Minuten ist man vor Ort.

Die Legende sagt, dass hier diejenigen erhört werden, die in der großen, mächtigen Kirche kein Gehör finden. Ein Kraftplatz für die kleinen, alltäglichen Wünsche und Bedürfnisse also derer, die sich die große Basilika nicht leisten können?

Die Kapelle wurde in dieser Form  im Jahre 1711 über der Gnadenquelle erbaut, die im Volksmund „Nixquelle“ genannt wird. Dem Wasser wird eine heilende Wirkung bei Augenleiden zugeschrieben und es wird von den Pilgern gerne mit nach Hause genommen.

Erst vor kurzem wurde das Kirchlein von Grund auf renoviert und erstrahlt nun, wie die Basilika, in neuem Glanz. Leider scheint dabei aber auch einiges der alten, energetischen Kraft verloren gegangen zu sein. Auch das ist ein Problem, dass bei modernen Renovierungen häufig auftritt: die ursprünglichen Symbole und baulichen Besonderheiten, die alten Dombauhütten-Geheimnisse, erschließen sich den heutigen Baumaßstäben nicht mehr, das alte Wissen ist verloren, wird als unbedeutend außer acht gelassen und modern „begradigt“.
Das findet man bei zahlreichen, heute renovierten alten Kulthäusern und -plätzen, die im Zuge dieser Renovierung vieles ihrer ursprünglichen Kraft verlieren bzw. verloren haben.

Bei der Renovierung der heiligen Quelle von Mariazell wurde der Unterboden massiv entfeuchtet, was für den Erhalt der Bausubstanz wichtig war, nur so konnte man die barocken Kunstwerke erhalten.
Dabei dürften man aber auch die energetischen Wasserlinien und einige Geomantien verändert haben. Um es kurz zu machen: das Wasser ist sicher gut und sauber, aber vom energetischen Standpunkt aus hat es keine besondere Qualität (mehr).

Pfarrer Dr. Jantsch, eine begnadeter Kraftplatzforscher, schrieb noch vor vielen Jahren in einem seiner Bücher:

„… Ich vermute, dass das Wasser der Quelle früher unter der Erde zur Kirche geflossen ist, und zwar unter ihr hindurch, dass man es aber später in einen anderen Kanal geleitet hat, der nicht mehr unter der Kirche verläuft wie z. B. in Santiago de Compostela oder in irischen Klosterkirchen. …“

Er befand das Wasser der Quelle noch als rechtsdrehend, was eher selten ist und zu den genannten Heilqualitäten passt, und er sprach der Quelle sog. Lichtwasserqualität zu.
Nun, nach der zwar optisch gelungenen Renovierung, ist von diesem Eindruck leider nur noch wenig zu finden.

Dennoch: die Quelle und das Kirchlein sind auf jeden Fall einen Besuch wert und auch hier hatte ich das Glück, fast alleine im Raum zu sein. Mir gefiel es hier wesentlich besser als in der großen, mächtigen Basilika. Die farbenfrohen Darstellungen rundum, das Ambiente und vor allem die Ruhe abseits der Trubels spürten sich gut an.

Ich empfand den Platz es als angenehmen Ort um ein wenig Ruhe und Stille zu tanken, wäre mehr Zeit gewesen, hätte sich eine Meditation angeboten.

Interessantes Detail am Rande

Laut Aushang war es schon fast ein „Brauch“, dass sich Pilger an den Wänden der kleinen Kirche mit Graffitis verewigten, und zwar seit knapp 300 Jahren. Bei der Renovierung fand man unzählige Inschriften und hat sogar einen kleinen Teil der Wand dementsprechend im alten, graffitiüberzogenen Urzustand belassen.

Der verlorene Ursprung von Mariazell

Nach der heiligen Quelle zog es mich zum Ursprung, dem Felsen, dem Mariazell seinen Namen verdankt. Die Geschichte besagt ja, dass Magnus, der Mönch, seinen Weg durch das Tal versperrt fand – ein gewaltiger Felsbrocken versperrte im den Durchgang, er konnte weder vor noch zurück, saß fest.
Er stellt seine Statue der Mutter Gottes auf den Stein, betete und das Wunder geschah: der Fels spaltete sich. Aus diesem Grund errichtete der Mönch hier seine Zelle und der Ort wurde bald entsprechend benannt: Maria in der Zell.

Der Ursprungsfelsen ist also, neben der Quelle, der zweite, starke Kraftplatz dieses Kultortes und deutet auf den uralten Brauch der Durchkriechsteine hin. Die Basilika wurde zwischen Quelle und Felsen erbaut, so dass sie beide Plätze energetisch „nutzt“ und in deren Verbindung steht.

Also ging es nun ein paar Meter außerhalb des Ortes, hinunter vom Berg und hin zum Gasthof zum Ursprung, denn dahinter soll der besagte Felsen sein.

Aber leider :-( … der Zugang ist versperrt und ein Betreten nicht (mehr) möglich.
Auf Nachfrage im Gasthof hieß es, dass die Stege und Stufen morsch und gefährlich sind. Schon einige Zeit ist daher der Zugang zum Ursprung nicht mehr gestattet. Die Gemeinde wolle zwar den Weg und die Stege wieder sanieren, aber sichtlich müssen zuerst wichtigere und prominentere Bauvorhaben erledigt werden, ehe man sich des unzugänglichen Mariazeller Ursprunges wieder besinnt.

Schade.

Denn damit hat sich der alte Kultort den Zugang zu einem seiner wichtigsten Kraftquellen abgeschnitten. Energetisch mag die Verbindung noch da sein. Aber für die Menschen ist der Ursprung von Mariazell verloren.

Den Gasthof zum Ursprung gibt es noch, auch die Geschichten dazu. Der Fels neben dem Gasthof, mit der Heiligenfigur drauf, wird von vielen gern als der „Ursprungsfelsen“ gesehen, nur ist das ein anderer Stein. Einer, der an die überstandene Pest erinnern soll. Der heilige Ursprungsfelsen liegt dahinter, offiziell leider unerreichbar.

Dann halt in die Konditorei

Mariazelll 2014 022Traurig hat es mich schon gemacht, dass dem alten Geist dieses Platzes so wenig Aufmerksamkeit und Respekt zugestanden wird. Aber vielleicht braucht der Ort dasauch, um sich erholen zu können und vielleicht gibt es in ein paar Jahren eine stimmige Wiederauferstehung und neue Zugänge.

Eingedenk dessen und auch um meinem Mariazell-Besuch einen würdigen Abschluss zu gönnen, hab ich es mir dann in einer kleinen Konditorei gemütlich gemacht – bei einem köstlichen Schaumspitz und einer exzellenten Biskuitroulade ;-), genossen auf der schönsten Terrasse von Mariazell. So stand´s zumindest im Aushang und ich fand sie wirklich ganz wunderbar.
Und die berühmten Mariazeller Lebkuchen habe ich mir mit ein paar Bildern und meinen Eindrücken mit nach Hause genommen, zum intensiven Nachspüren.

Bilder rund um die Mariazeller Basilika und deren Umgebung

Weitere Bilder gibt es in meinem ersten Artikel über Mariazell.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert