Jahreskreis-Feste,  Kult & Brauchtum

Mariä Himmelfahrt, die Kräuterweihe und der Frauendreißiger

Der August ist ein spannender Monat, der zu Beginn, am 2. August, gleich mit dem 7. Jahreskreisfest (Lammas, Lughnasad oder Schnitterfest ) beginnt und in der Mitte dann den großen Frauentag hat: Mariä Himmelfahrt, am 15. August.

Früher waren die Sommermonate Juli und August die arbeitsintensivsten des ganzen Jahres. Mit ein Grund, warum die Schule zusperrte und die Kinder zum Mithelfen auf die Felder geschickt wurden. Daraus sind unsere heutigen Sommerferien entstanden. Nun für viele arbeitstechnisch die ruhigste Zeit des Jahres, wo die meisten auf Urlaub fahren und Abstand vom Arbeitsalltag gewinnen wollen.

Doch der Jahreskreislauf in der Natur zeigt sich davon unbeeindruckt und in unseren Festen und Feiertage sieht man die alte Verbundenheit mit dem Jahresrad noch. Über das Schnitterfest, den Erntebeginn könnt ihr hier detailiert nachlesen. In diesem Artikel möchte ich euch das Frauenfest Mariä Himmelfahrt, die Kräuterweihe und den Frauendreißiger im Detail vorstellen. Vorerst aber ein wenig Geschichtliches rund um die christliche Karriere von Maria, der Mutter Gottes:

Maria, eine Karriere mit Hindernissen

stairs-210858_1280Leicht hat sie es ja nicht gehabt, denn ganz zu Beginn versuchte man, sie aus dem christlichen Parthenon herauszuhalten. Maria, die (jungfräuliche) Mutter Jesu, war zwar als Person vorhanden, aber einen besonderen „Rang“ in dem Sinne hatte sie nicht. Die heilige Dreifaltigkeit (Vater, Sohn und heiliger Geist) sollten reichen.

Taten sie aber nicht. Denn spätestens bei der Missionierung heidnischer Gebiete stellte sich heraus, dass der reine Männerclub bei der Bevölkerung gar nicht gut ankam. Die war an die Muttergottheiten gewohnt, seit zig-tausend Jahren. Nicht als alleinige, überirdische Macht, sondern im Verbund mit dem Männlichen – wie es nun mal auch in der Natur so vorgesehen ist: Weiblich und Männlich in ausgewogenem Maß.
Nun sollte der weibliche Part plötzlich keine wichtige Rolle mehr spielen? War gar mancherorts verboten zu huldigen und die Feiern zu Ehren von Mutter Erde sollten abgeschafft werden? Das ging gar nicht und nicht nur aus diesen Gründen tat sich der neue, christliche und noch irgendwie sehr maskulin geprägte Glaube schwer Fuß zu fassen. Also holte man Maria, die Himmelsmutter und Gottesgebärerin, nun doch noch in den höheren Himmel und gestand ihr einige Kompetenzen zu.

DSC_2927_smallFür die Urchristen und das „gemeine“ Volk aber war Maria von Anfang an nach Jesus selbst die wichtigste Figur, die es zu verehren galt. Sie vermittelt(e) zwischen den Menschen und Gott und war für viele die logische, legitime Nachfolge der weiblichen Gottheiten. Die ältesten Marienbildnissen sind übrigens die schwarzen Madonnen. Man findet sie im gesamten alt-christlichen Raum, die Ursprünge gehen sogar bis in die Hochkulturen von Ägypten und Mesopotamien zurück … allerdings waren das damals natürlich keine Marienbildnisse, vom Namen her. Es war und ist das uralte Sinnbild des weiblichen Aspektes im göttlichen Prinzip. Und so geht es bei der christlichen Marienverehrung letztendlich um das Weibliche in der Gottheit, um Attribute wie Fürsorge, Solidarität und Verständnis.

Seit dem Konzil von Ephesus, 431 n.Chr., hat Maria eine erhabene und besondere Stellung im Christentum. Erst seit damals wurde sie offiziell als Mutter Gottes verehrt und übernahm die weiblichen Prinzipien im christlichen Glauben, als Gegengewicht zur männlichen Dreifaltigkeit.

Der anhaltende und hohe Verehrung Marias ist auch in der Feiertagsstatistik ersichtlich: es gibt mehr als 30 Marienfeiertage. Der Monat Mai gilt als ihr Monat und bis ins 19. Jahrhundert war der Oktober der Rosenkranzmonat, ebenfalls ihr zu Ehren.

Maria ist seit hunderten von Jahren die begreifbare, bodennahe und fürsorglich Mutterfigur, an die man sich in allen Lebenslagen wenden kann. Sie hat Verständnis und Mitgefühl, auch für die schlimmsten Sünder.

Eine nette, humorvolle Geschichte zum Abschluss dieses Kapitels:

Maria und der Streuner

Ein obdachloser Streuner suchte in einer Kirche Trost und Zuspruch. Er wandte sich an eine Statue der  Mutter Gottes und klagte ihr sein Leid, seine Wünsche, sein Elend – er erzählte ihr sein ganzes, trauriges Leben.

Versteckt hinter einer Christusstatue stand der Küster und lauschte den Worten des Mannes, der ihn erbarmte. Und als der Streuner im Zwiegespräch verharrte, rief er, noch immer versteckt hinter der Statue: „Sei getrost mein Sohn und fasse Mut, ich werde mich deiner annehmen!“.

Der obdachlose Streuner wandte sich erstaunt um, sah die Jesusfigur dort, wo die Stimme hergekommen war und sprach: „Unterbrich mich nicht, wenn ich mit deiner Mutter rede!“

Mariä Himmelfahrt

rose-202681_1280… auch Maria Aufnahme in den Himmel, Vollendung Marias, Heimgang Marias oder Büschelfrauentag genannt, ist ein starrer Feiertag, der von den meisten christlichen Religionen am 15. August gefeiert wird. Lediglich die armenisch-apostolische Kirche feiert ihn am darauffolgenden Sonntag.

Statuiert wurde dieser Feiertag im 5. Jahrhundert durch Cyrill von Alexandrien. Gefeiert wird – wie der Name schon sagt – die „leibliche Aufnahme“ Marias in den Himmel. Die Geschichte dahinter, von der auch in (nicht biblischen) Schriften und den Apokryphen berichtet wird:

Als Maria im Sterben lag wurden die Apostel an ihr Totenlager geholt – durch die Luft, direkt von ihren aktuellen Missionsstätten Sie beerdigten die Gottesmutter und schlossen das Grab mit einem großen Stein. Doch fast unmittelbar danach erschien Jesus selbst, mit seinen Engeln, rollte den Stein weg und brachte seine Mutter in den Himmel, mit Leib & Seele.

Am 3. Tag nach dem Begräbnis Marias besuchten die Apostel ihr Grab – doch dieses war völlig verlassen und ein aromatischer Duft nach Kräutern schlug ihnen entgegen. Im Grab selbst fanden sie Rosen und Lilien und rings um die Grabstelle wuchsen eine Vielfalt an Heilkräutern und Blumen, die Maria in ihrem Leben sehr geliebt hatte.

1950 erließ Papst Pius XII. ein Dogma, dass die Geschichte von der Heimholung Marias für alle Zeiten bestätigte.

Maria und die Kräuterweihe

Der Bezug Marias zu den Heilkräutern geht aus der Geschichte oben hervor. Maria ist dadurch zu so etwas wie einer legitimen Schutzpatronin all derer geworden, die mit Kräutern arbeiten und heilen. Die Kräuterweihe selbst ist aber weit älter als der Marienglaube und wurde 745 n. Chr. sogar verboten, ehe man sie mit dem Fest zu Ehren Marias verknüpfte und so unter ihre Patronanz (Matronanz?) stellte.

Warum der 15. August?

DSC_2922_smallSeit vorchristlichen Zeiten werden in den heißen Juli- und Augusttagen die Heilkräuter gesammelt, die als Schutz und Hilfe durchs Jahr begleiten sollen. Nun sind sie reif und voll aufgeladen mit der Sonnenkraft. Mitte August ist einfach ein guter Zeitpunkt, um diese Kräuter zu segnen bzw. segnen zu lassen, denn nun haben sie ihre stärkste Kraft und sollen gepflückt werden. Also lag es nahe, dass man das alte Weihefest mit Marias hohem Festtag zusammenlegte – und mehr als das: die ganze Zeit bis Mitte September steht unter Marias besonderen Schutz, sie hält nun ihre segnende Hand über die Welt, sagt der Volksglaube.

Nicht von ungefähr finden in diesen Tagen auch zahlreiche Wallfahrten und Gebete ihr zu Ehren statt.

Gebete zur Kräuterweihe

… gibt es unzählige. Hier eines, als Beispiel für viele, jedoch ohne Personenbezug und daher, meines Erachtens, für alle Glaubensrichtungen gut verwendbar.

„Gewähre gnädig, dass überall dort wo auch immer von diesen gesegneten Kräutern etwas aufbewahrt, mitgetragen oder anders verwendet wird, Menschen, Schafe, Vieh, Reit- und Lasttiere heilende Hilfe finden gegen Krankheiten, Seuchen, Geschwüre, Bösartigkeiten und Verwünschungen sowie gegen die Gifte und Bisse der Schlangen und anderer Tiere, aber auch Verteidigung finden gegen teuflische Illusionen, Machenschaften und betrügerische Verführungen.“

Der Kräuterbuschen

DSC_2930_smallEr soll vor Unglück und Krankheit schützen, teilweise schon allein durch seine Anwesenheit im Herrgottswinkel. Aber auch durch segnende Berührung und natürlich dadurch, dass man die Kräuter auch real verwendete: zum Räuchern, als Tee, für Bäder und Auszüge, oder zerrieben, als Arznei für Mensch und Tier.

Die Zusammensetzung des Kräuterbuschens variiert regional, es können auch Getreide und Rosen darin sein, und auch die Anzahl der Kräuter ist unterschiedlich. Es sind jedoch immer sog. magische/mystische Zahlen: 7, 9, 12, 14, 24, 72 oder gar 99. Die 7 ist eine mystische Zahl im jüdisch-christlichen Glauben. Die 3 und ein Vielfaches davon, ist seit Alters her eine magische Zahl.

Typische Kräuter für den Kräuterbuschen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – sind: Arnika, Johanniskraut, Kamille, Königskerze, Salbei, Spitzwegerich, Wermut, Beifuß, Rainfarn, Schafgarbe, Baldrian, Eisenkraut, Alant, Wegwarte, Liebstöckel, Frauenmantel, Pfefferminze, Thymian …

Der Buschen wird über die Zeit gesammelt, man beginnt oft schon um die Sonnenwende damit, wenn die Johanneskräuter reif sind.

Der Frauendreißiger

So nennt man die Zeitspanne zwischen dem 15. August und dem 8., 12. oder 15. September. Es sind dies 30 Tage (mehr oder weniger, je nach Enddatum ;), in denen die Kräuter besondere Kräfte haben, reif sind und geerntet werden sollen. Da es sich auch um die Zeit handelt, in der Maria (wie oben zu lesen) die Erde besonders segnet, könnte man auch von der Zeit der hohen Frau oder hoher Frauenzeit reden.

Der Frauendreißiger endet, je nach Auslegung, an einem dieser Tage:

  • 8. September – Mariä Geburt: dieser Tag gilt seit dem Ende des 5. Jahrhunderts als Geburtstag Marias.
  • 12. September – Mariä Namen: der Festtag zu Ehren des heiligen Namens Maria, quasi ihr Namenstag (und der all jener, die Maria heißen)
  • 14/15. September – Kreuzerhöhung: an diesem Tag wird die Wiederauffindung des Kreuzes Christi (350/360 n. Chr.) gefeiert

Man hat also bis spätestens Mitte September Zeit, die Kräuter zu ernten. Danach gelten sie als unantastbar, nicht mehr heilig und haben abgesehen davon kaum noch Kräfte, die meisten sind schlichtweg verblüht.

Es gilt also, den Sommer zu nutzen und die Ernte rechtzeitig einzufahren – egal ob es sich um Kräuter oder Getreide handelt. Denn mit Mitte September endet der Sommer, oder wie es der Volksmund sagt:

„An Mariä Namen sagt der Sommer Amen.“

Anschließend beginnt die Zeit des Erntedankes und wir sind nun, kurz vor der Tag- und Nachtgleiche, vollends in der dunklen Jahreszeithälfte angekommen.

 

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