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Die Klamm, der Bach und Marias Tritt: Johannesbachklamm

Ich bin in Urschendorf (St.Egyden) aufgewachsen, nur zwei Ortschaften von Würflach entfernt, und die dortige Johannisbachklamm zählte in meiner Kindheit zu den sommerlichen Fixpunkten. Für uns Kinder war es herrlich im Flußbett der Klamm unter den Steinen nach allem möglichen Getier zu suchen, auf den Felsen herumzuklettern (zur Panik der begleitenden Erwachsenen) und im kalten Wassern herumzuplantschen. Naturgemäß wurde die Klamm mit zunehmenden Alter dann „uncool“, des Flußgetier als eklig eingestuft und das Klettern auf glitschigen Felsen wich anderen spannenden Freizeitbeschäftigungen.

Aber auch die Pubertät geht irgendwann vorüber und mit meinen eigenen Kinder wurden auch die Ausflüge ins enge Klammtal wieder interessant. In all diesen Jahren hat sich die Klamm immer wieder leicht verändert. Der Fluß gräbt sich schon ein paar tausend Jahre durch den Fels und hat sein fixes Flußbett das durch die engen Felswände begrenzt ist und wenig Ausweichmöglichkeiten bietet. Dennoch zeigt sich jedes Jahr ein leicht verändertes Bild: mal ist ein Baum gestürzt, ein Felsen anders oder der Bach, der bei Unwettern schnell zu einem reißenden Fluß werden kann, hat sich in den breiteren Bereichen einen anderen Verlauf gesucht.

Die Holzstege führen, seit ich mich erinnern kann, durch die Engstellen und werden laufend instand gehalten. Abhängig vom Wasserstand gibt es kleine und größere Wasserfälle und zahlreiche kleine Becken, die an den breiteren Talstellen leicht erreichbar sind. Ist der Wasserstand niedrig, so präsentiert sich das Tal sehr friedlich, heiter und still. In feuchten Sommern, mit vielen Regenfällen ändert sich auch die Stimmung im Tal und man spürt eine starke, uralte Tiefe – aber im positiven Sinne.

Für die Würflacher, die früher als Bergleute im nahen Grünbacher Stollen gearbeitet haben, war die Klamm ein willkommene, aber auch gefährliche Abkürzung. Durch die anstrengende Arbeit unter Tag trainiert war der Marsch durch den oft reißenden Fluss (damals gab es die Holzstege noch nicht) für die meisten die geringere Strapaze, verglichen mit dem harten Tagwerk. Wenn auch sicherlich mit einem gewissen Nervenkitzel verbunden – denn wie gesagt, kann der sanfte Bergbach innerhalb kürzester Zeit zu einem tödlichen Fluß werden, der alles mitreißt, was sich ihm in den Weg stellt.

Gerade deshalb ist es ein wenig verwunderlich, dass die Jungfrau Maria, als sie mit ihrem Kind hier vorbeikam und von einem Unwetter überrascht wurde, eine Stelle in der engen Klamm suchte, die sich genau dafür absolut nicht eignet. Dieser Platz wird als Marientritt bezeichnet, denn als die Heilige Familie weiterzog, blieben in der Felsnische zwei Fußabdrücke zurück.

Abgesehen davon, dass Maria, Josef und der kleine Jesus wahre Weltreisende gewesen sein dürften – wenn man alle Marientritte, Jesu-Wiegen/Windelwaschplätze, Josefssitze und diverse andere heilige „Rastplätze“ zussammenzählt und miteinander verbindet, war die Strecke, die die drei auf ihrer Flucht vor Herodes zurücklegten, wesentlich länger und abwechslungsreicher als die Bibel erzählt. Nicht verwunderlich also, dass sie auch im schönen Tal bei Würflach vorbeikamen und sich natürlich die Johannisbachklamm ansehen wollten. Der Fels zeigte sich nachgiebig: Als Maria ihr Kind an sich drückte, haben ihre Füße Spuren in dem Stein hinterlassen.

Wesentlich nüchterner sehen das die Geologen: die sprechen von der Strömung des Baches, der unter Zuhilfenahme von Sand und anderen kleinen Steinen diese Mulden geschaffen hat. Da hat dieser Platz die sehr unromantische Bezeichnung „Mühle“ und liegen tut diese nicht in einer heiligen Nische, sondern einer solgenannte „Kolke„, die der Fluß in jahrtausendelanger Arbeit geschaffen hat.

Nun wäre es natürlich sehr spannend, die fachliche Drittmeinung eines Radiästheten oder Geomanten hier einzuholen und ich verspreche: sobald ich die habe, werd ich sie hier veröffentlichen. Dann haben wir aller guten Dinge deren drei – nämlich in Form von Geschichten und Informationen zu diesem Platz und jeder kann sich die herausnehmen, die ihm oder ihr am stimmigsten erscheint.

Fakt ist jedenfalls, dass der heilige Platz nur schwer erreichbar ist, denn hier ist die Klamm sehr schmal und der Holzsteg führt weit oben hinweg. Es hat mich da auch nicht wirklich hinunter gezogen (im Sinne von angezogen ;-) und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es bei einem Unwetter ein sicherer Zufluchtsort ist. Spannend ist er auf jeden Fall – wie die gesamte Klamm.

Wer eine nette und harmonischen Familienwanderung sucht, ist mit der Johannisbachklamm ebenso gut beraten, wie der/die, die einen harmonisierenden Spaziergang am Wasser unternehmen will. Letzteres ist unter der Wochen leichter, weil ruhiger. Wer in der Klamm mit Kindern wandert, sollte auf jeden Fall zusätzliche Kleidung zum Wechseln mitnehmen – das Wasser ist erwiesenermaßen sehr anziehend ;-)

Empfehlenswert ist die Rundwanderung, wo man die Klamm hinauf geht und dann, nach kurzer Rast im Schutzhaus „Zur Johannesbachklamm„, oben auf dem Bergrücken zurück zum Ausgangspunkt geht. Dabei kommt man auch beim „Berimoastakreuz“ vorbei. Der Namen leitet sich von der Bezeichnung „Bergmeister“ ab. Der war für die Einhaltung der Wein- und Bergrechte zuständig. Der Platz zählt zu den sog. Waldandachten: Wallfahrtsplätze, die in der näheren Umgebung eines Ortes angesiedelt sind. Meist alte Kult- und Kraftplätze, welche seit der vorchristlichen Zeit in Verwendung sind und von den nachfolgenden Kulturen als Kultplatz übernommen wurden.

Die Johannesbachklamm ist ein seit vielen Jahren, mehrsaisonal genutztes Ausflugsziel – und hat sich dennoch ihre Energie und Natürlichkeit bewahrt. Ich vermute, dass das Wasser dafür verantwortlich ist – denn Wasser hat die Fähigkeit stark und nachhaltig zu reinigen und negative Emotionen/Schwingungen hinwegzuspülen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch sehr stark frequentierte Orte, wenn sie mit Fließwasser in Verbindung stehen, ihre Qualität auf Dauer beibehalten, sofern sie nicht mutwillig zerstört und durch Umweltverschmutzung kaputt gemacht werden.

Das Höllental mit der Schwarza oder die Myra-Fälle bei Muggendorf sind ähnliche Plätze in der Umgebung. Über Jahrzehnte hinweg von unzähligen Menschen als Kraft- und Kultorte aufgesucht haben sie sich ihre Energie und Qualität erhalten – mit der mächtigen Hilfe des fließenden Wassers, dass sich mitunter sehr unberechenbar durch diese Täler wälzt und für eine grundlegende Reinigung sorgt. Auch wenn nach solchen Überschwemmungskatastrophen dann alles fürchterlich und zertstört aussieht – für die Natur ist es ein Reinigungsprozess, der dazu gehört und sich in dieser Form seit ewigen Zeiten wiederholt. So auch in der Johannesbachklamm.

Hier gehts zu weiteren Infos über die Klamm:

Und hier ein paar Bilder, als virtueller Kurzausflug (können einen echten aber nicht wirklich ersetzen ;-)

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